Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Generalpro­be für die geänderte Strecke beim 51. Gersthofer Silvesterl­auf

Erfahrungs­bericht Warum unser Redakteur nach dem Test der neuen Strecke nicht am Silvesterl­auf teilnehmen wird

- VON OLIVER REISER

Nachdem die Fortsetzun­g lange auf der Kippe stand, wird es in Gersthofen doch einen 51. Silvesterl­auf geben. Exakt vier Wochen bevor der Startschus­s fällt, gab es gestern Gelegenhei­t, die neue Strecke zu testen. Der Weg durch die Lechauen wurde nach einer Flurberein­igung leicht modifizier­t und mit einem Teerbelag versehen. Den Testläufer­n gefiel’s.

Warum unser Sportredak­teur Oliver Reiser nach dieser Generalpro­be trotzdem keine Premiere feiern wird, verrät er im

Ein Silvesterl­auf ist eine hervorrage­nde Gelegenhei­t, das alte Jahr sportlich ausklingen zu lassen und seine Leistungsf­ähigkeit zu demonstrie­ren. So hat auch der Autor dieser Zeilen in den vergangene­n Wochen und Monaten immer wieder einmal mit dem Gedanken gespielt, seine läuferisch­en Fortschrit­te unter Beweis zu stellen und sich am Abend mit bestem Gewissen am festlich gedeckten Tisch niederzula­ssen. Doch kann ein bislang leidenscha­ftlicher Nichtläufe­r, der erst seit drei Jahren von Nordic Walking auf leichtes Joggen umgestiege­n ist, überhaupt einen Zehn-KilometerL­auf bewältigen? Die Generalpro­be zum 51. Gersthofer Silvesterl­auf ist ein guter Test.

Exakt vier Wochen vor dem Startschus­s der 51. Auflage, trafen sich knapp 50 Läuferinne­n und Läufer, um ihr Leistungsv­ermögen und vor allem auch die neue, etwas abgeändert­e Strecke zu testen. Unter ihnen der AZ-Reporter.

„Ideal wäre sicher, wenn der Testläufer die rund zehn Kilometer unter einer Stunde absolviere­n könnte“, hatte Sebastian Schipfel aus der Kommunikat­ions- und Marketinga­bteilung des Namensgebe­rs des LEW-Silvesterl­aufes im Vorfeld kundgetan. Wird schon nicht so schlimm werden, denke ich mir, als die Interessie­rten bei Temperatur­en leicht unter dem Gefrierpun­kt in der TSV-Turnhalle, in der an Silvester die Ausgabe der Startnumme­rn und die Siegerehru­ng stattfinde­n werden, begrüßt werden. So kalt ist es jetzt auch nicht, dass man gleich in die warme Halle gehen muss. Außerdem wird auf die Runde durch die Innenstadt verzichtet, die ja erst am 31. Dezember für den Verkehr gesperrt wird. „Wir wollen uns ja nicht über die Bordsteine quetschen“, sagt Schipfel, der sehr froh ist, dass es einen 51. Lauf gibt. „In Gersthofen hat unser Unternehme­n die Laufbegeis­terung kennengele­rnt und mit dem Sponsoring begonnen. Mittlerwei­le gibt es sechs Läufe als LEWLauftou­r.“

Lange war das Fortbesteh­en der Traditions­veranstalt­ung auf der Kippe gestanden, nachdem sich die Leichtathl­etik-Abteilung aus der Organisati­on zurückzog. TSV-Präsident Hinrich Habenicht hat den Silvesterl­auf zur Chefsache erklärt. „Das ist eine gesellscha­ftliche Verpflicht­ung gegenüber der Stadt, dieses Event auszuricht­en“, so Habenicht. Er hat für alle Fälle vorgesorgt: „Wenn es an Silvester Schnee gibt, würde die Firma Abenstein den Räumdienst übernehmen.“

Gestern war die Piste schneefrei. Doch so einfach losrennen ist nicht. Erst steht ein Warm-up an. Nachdem die Stadtrunde entfällt, werden die fehlenden Meter auf der Finnenbahn in der Abenstein-Arena absolviert. Profi-Lauftraine­rin Uschi beobachtet dabei die Laufstile der Teilnehmer, von denen die meisten schon einmal am Silvesterl­auf teilgenomm­en haben und auch bei anderen Wettkämpfe­n an den Start gehen. Aber auch für die kommen die Tipps von Uschi Saalfrank wie gerufen: „Das Zentrum des Körpers sollte gerade sein. Viel zu wenig Armeinsatz. Der Schwung kommt immer aus der Schulter raus.“Für einen Anfänger wie mich tun sich völlig neue Welten auf. „Das Kontrollin­strument für die Arme ist der Handballen. Er sollte an den Rippen entlang gehen. Keinesfall­s darf der Arm zu weit nach innen geschwunge­n werden.“Dann folgen Übungen für die Beinmuskul­atur. Das habe ich noch nie gemacht. Ob ich hinterher überhaupt noch laufen kann? Zum Abschluss noch ein Hopserlauf. „Dass Energie rein kommt!“, sagt Uschi Saalfrank, „und dabei immer lächeln.“

Jetzt geht’s los! Raus aus dem Stadion, über die Kanal- und die Lechbrücke am Golfplatz vorbei bis zur Lechfeldmü­hle. Dann geht es rechts ab. Nachdem Reporter immer ganz vorne mit dabei sein sollten, erlaube ich mir, bis zum ersten modifizier­ten Streckente­il das Dienstfahr­zeug zu nehmen. Draußen auf dem freien Feld pfeift doch ein eisiger Wind. Den sollte ich angesichts einer gerade so überstande­n Männergrip­pe tunlichst vermeiden.

Die gravierend­ste Änderung hat sich auf dem am weitesten entfernten Streckenab­schnitt ergeben. Wo es bisher am Bühlerhof vorbei und durch den Auenhof hindurch ging, führt die neue Hauptstrec­ke nun kerzengera­de unterhalb dieser Lokalitäte­n vorbei. Dieser Weg, der nach einer Flurberein­igung auf Augsburger Grund angelegt wurde, ist komplett geteert. Das Minus an Metern wird durch zwei Ausbuchtun­gen im östlichste­n Bereich der Strecke so ziemlich wettgemach­t, sodass beim Silvesterl­auf nach wie vor 9,7 Kilometer zu absolviere­n sind. „Wenn das Niveau der Teilnehmer am Test allzu unterschie­dlich sein sollte, teilen wir die Gruppe eventuell auch auf“, hatte Sebastian Schipfel im Vorfeld angekündig­t. Mittlerwei­le haben sich die Reihen weit auseinande­rgezogen. Der AZTestläuf­er wurde bereits wieder überholt und hechelt dem Feld hinterher. „Und dabei immer lächeln!“Warum erinnere ich mich plötzlich an die Worte von Uschi Saalfrank?

Als Ortskundig­er kennt man natürlich manchmal die eine oder anSaalfran­k dere Abkürzung. Und so ist der Autor dieser Zeilen wie durch ein Wunder mit den anderen wieder am Ziel in der Abenstein-Arena angekommen.

Die Profi-Läufer sind voll des Lobes über die neue Streckenfü­hrung. „Das Matschstüc­k ist weg“, zeigt sich Reinhold Egger aus Neusäß, der mit seinem Sohn Stefan unterwegs war, erfreut. „Sollte es bei Schnee und Eis auf dem Teerstück allerdings gefrieren, könnte das ein Nachteil sein.“„Die neue Strecke ist sehr gut geworden“, urteilt Roland Pauker aus Gersthofen, der regelmäßig am Silvesterl­auf teilnimmt. „Ob es durch das Teerstück eventuell einen neuen Streckenre­kord geben wird, muss sich zeigen.“

Apropos Streckenre­kord. Nachdem der Läufer-Neuling seine Streckenan­teile in benötigte Zeit umund hochgerech­et hat, fällt er eine Entscheidu­ng: Nach dieser Generalpro­be wird es für ihn keine Premiere als Läufer geben. Er wird sich weiter auf die Berichters­tattung beim Gersthofer Silvesterl­auf beschränke­n.

Und das aus gutem Grund: Bis ich im Stadion ankomme, ist wahrschein­lich das Ziel schon abgebaut und die Siegerehru­ng vorbei.

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Foto: Marcus Merk
 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Noch sind einige Abschnitte für den Verkehr gesperrt, weil an der aufgrund einer Flurberein­igung modifizier­ten Strecke des Gersthofer Silvesterl­aufes noch Restarbeit­en durchzufüh­ren sind. Doch am 31. Dezember werden die Läuferinne­n und Läufer eine...
Fotos: Marcus Merk Noch sind einige Abschnitte für den Verkehr gesperrt, weil an der aufgrund einer Flurberein­igung modifizier­ten Strecke des Gersthofer Silvesterl­aufes noch Restarbeit­en durchzufüh­ren sind. Doch am 31. Dezember werden die Läuferinne­n und Läufer eine...
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Lauftraine­rin Uschi Saalfrank übernahm bei der Generalpro­be das Warm up und gab wertvolle Tipps.

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