Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lohnt es sich, Treuepunkte im Supermarkt zu sammeln?
Einkaufen Supermärkte und Händler vergeben bei vielen Einkäufen Bonuspunkte und stellen Prämien in Aussicht. Das Sammeln rechnet sich aber nicht in jedem Fall
Düsseldorf Es sind nicht nur Schnäppchenpreise, mit denen Händler Kunden in ihre Läden locken. Auch Bonus-Programme oder Treuepunkte-Aktionen sollen Verbraucher binden. Das Prinzip ist einfach: Ab einer bestimmten Punktzahl winken dem Kunden für seine Einkäufe Prämien – etwa in Form von Preisnachlässen oder praktischen Haushaltsartikeln. Das klingt attraktiv. Doch ist es das wirklich?
„Das kommt drauf an“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Kunden sollten sich über das jeweilige Bonus-Programm informieren. „Ein zentraler Aspekt ist dabei, ob man die in Aussicht gestellten Prämien wie Pfannen oder Kochtöpfe überhaupt brauchen kann“, erklärt Tryba. Die nächste Frage: Wie häufig sucht man in der Regel den jeweiligen Laden auf?
„Ist man in dem Geschäft Stammkunde, dann kann sich das BonusProgramm rechnen“, erklärt Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland in Berlin. Gleiches gilt für den Käufer, der in dem Laden wenige, aber große Einkäufe tätigt. Denn klar ist: Um tatsächlich eine Prämie zu bekommen, muss der Kunde dem Unternehmen einiges an Geld gebracht haben.
Tryba nennt ein Beispiel: Im Rahmen einer Treuepunkte-Aktion wird ein Navigationsgerät im Wert von 100 Euro angeboten. Bevor ein Kunde die Prämie bekommt, muss er erst einmal viel Geld ausgeben, um Punkte zu sammeln. Bei einem Vergleich der Preise von mehreren Anbietern stellt der Verbraucher dann vielleicht fest, dass ein ähnlich gutes Navigationsgerät für weit weniger als 100 Euro zu haben ist. „Unter einer solchen Voraussetzung lohnt sich dann die Teilnahme an dem Bonusprogramm nicht“, erklärt Tryba.
Was auch gegen die Aktionen spricht: Vor lauter Punktesammeln vernachlässigt der Verbraucher das Vergleichen von Preisen. Er kauft, um seine Punktezahl zu steigern, immer im gleichen Laden ein, obgleich die Konkurrenz vielleicht günstiger wäre. Auch das Kaufverhalten wollen Firmen anspornen, denn gesammelte Treuepunkte verfallen häufig irgendwann.
Bedenken hat auch Daniel Strunk, Sprecher der Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen. Er verweist darauf, dass BonusProgramme oftmals mit Kundenkarten einhergehen. Beispiele sind Payback oder die Deutschland Card. Der Kunde muss die Karte schriftlich beantragen und eine Vielzahl von Daten preisgeben. „Aus den Angaben, die im Kartenantrag freiwillig gemacht werden, können zusammen mit den Umsatzdaten genaue Kundenprofile erstellt werden“, erklärt Strunk. Je öfter die Rabattkarte zum Einsatz kommt, desto genauer kann das Konsumverhalten des Kunden beobachtet und sein Kaufverhalten prognostiziert werden. „Die Daten haben für das jeweilige Unternehmen einen enormen Wert“, betont Strunk. So kann die Firma die passende Werbung verschicken.
Einige Kundenbindungsprogramme bieten auch weitere Serviceleistungen. Einige haben ein verlängertes Rückgaberecht. Modehäuser locken oft damit, dass mit Kundenkarten das Umändern von Textilien kostenlos ist. Aber auch hier gilt: Immer erst prüfen, ob man das tatsächlich braucht.
Nicht selten werden Bonus-Programme mit Handy-Apps kombiniert. Hier sollten Verbraucher besonders vorsichtig sein, empfiehlt Strunk. In vielen Fällen bekämen Unternehmen über die Apps Zugriff auf in den Geräten gespeicherte Informationen. „Betroffen sind nicht nur Kontaktdaten, Adressbuch und Fotos, sondern gegebenenfalls auch Standorte“, so Strunk.
Was sich oft keinesfalls rechnet, ist, in mehreren Supermärkten oder bei mehreren Händlern gleicher Art – etwa Modehäusern oder Bäckereien – gleichzeitig Punkte zu sammeln. Dann ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Prämie oder einen Preisnachlass gering. Wer alleine nicht genug Punkte sammeln kann, kann mitunter eine zweite Kundenkarte ordern – sie geht dann etwa an ein Familienmitglied, das mitsammelt.
Grundsätzlich gilt: „Einfach mehr einzukaufen, um weitere Treuepunkte zu erhalten, hat keinen Sinn“, sagt Verbraucherschützer Tryba. Sabine Meuter, dpa