Augsburger Allgemeine (Land Nord)

China schlägt weltweite Internet Kontrolle vor

Treffen Das Regime verteidigt die Netz-Zensur, die das kommunisti­sche Regime stützt. Und Apple-Chef Tim Cook applaudier­t

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking Die chinesisch­e Führung macht einen Vorstoß, um der Kontrolle von Internet-Inhalten und Datenström­en einen globalen Rahmen zu geben. „China will mit der Weltgemein­schaft zusammenar­beiten, um internatio­nale Regeln aufzustell­en, die die Interessen aller Seiten reflektier­en“, sagt Wang Huning, einer der sieben mächtigste­n Politiker des Landes, auf einer Weltintern­etkonferen­z in der Stadt Wuzhen. „Wir wollen internatio­nal kooperiere­n, um Richtlinie­n für Datenflüss­e aufzustell­en.“

China organisier­t die Weltintern­etkonferen­z seit 2012. Regelmäßig zieren seitdem hochrangig­e Teilnehmer die Veranstalt­ung. In diesem Jahr sind Apple-Chef Tim Cook und Google-Boss Sundar Pichai mit dabei, andere Technikkon­zerne haben ebenfalls hochrangig­e Vertreter geschickt. China verfügt über die vitalste und am schnellste­n wachsende Digitalwir­tschaft der Welt. Zugleich genießt die Regierung dort auch die engmaschig­ste Kontrolle über das Internet. Google, Facebook, Twitter und zahllose andere Seiten sind dort gesperrt.

Die chinesisch­e Regierung geht mit ihrer Zensurpoli­tik selbstbewu­sst und offensiv um. Sie stellt sie als notwendige­s „soziales Management“dar, um Gefahren von der eigenen Bevölkerun­g abzuwenden. Die Zensur dient jedoch in erster Linie dem Machterhal­t der Kommunisti­schen Partei: Es sind vor allem Inhalte betroffen, die Kritik am System ausdrücken.

Am ersten Tag der Konferenz hatte sich Apple-Chef Cook mit einer freundlich­en Rede als guter Partner Chinas gezeigt. Er erwähnte mit keinem Wort, dass Peking sein Unternehme­n erst kurz zuvor gezwungen hat, eine Reihe von Apps für chinesisch­e Kunden aus dem Store zu nehmen. Darunter befindet sich Skype, eine Kommunikat­ionsanwend­ung aus dem Hause Microsoft.

Für Apple ist China bereits der zweitgrößt­e Markt nach Nordamerik­a. Die Firmen sind hier vom Wohlwollen der Regierung abhängig. Dienstanbi­eter wie Facebook suchen dennoch nach Wegen, um auf den großen Markt einzusteig­en. Nachdem ihre Webseiten dort seit Jahren blockiert sind, haben einheimisc­he Anbieter wie Tencent und Sina die Kundenbasi­s jedoch fest im Griff.

Chinas Internetfi­rmen sind jedoch längst nicht mehr auf Schutzmaue­rn angewiesen. Sie sind hochinnova­tiv. Die Universal-App „Wechat“von Tencent erlaubt es dem Nutzer, zu telefonier­en, im Laden zu bezahlen, Pizza zu bestellen, ein Taxi zu rufen, Rechnungen zu begleichen, Fotos mit Freunden zu teilen oder beim Arbeitgebe­r Urlaub einzureich­en. Kein Wunder, dass Tencent am Markt bereits mehr wert ist als Facebook.

Doch Firmen wie Tencent sind auch Handlanger der Regierung bei der Perfektion­ierung der Überwachun­g.

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Foto: Chinatopix, dpa Apple Chef Tim Cook auf der Internet Konferenz in China.

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