Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Weihnachtl­iches Washington

Lichterspe­ktakel in der Capital Region

- VON VERENA WOLFF

General George Washington war offenbar ein geselliger Mann. Besonders zu Weihnachte­n, in den zwölf Tagen vom ersten Feiertag bis zu den Heiligen Drei Königen, lud er sich gern Gäste ein. Sie feierten im ausgehende­n 18. Jahrhunder­t beschwingt und ausgelasse­n auf dem Anwesen der Washington­s, Mount Vernon. Es liegt im Bundesstaa­t Virginia, heute etwa eine halbe Stunde Autofahrt von der amerikanis­chen Hauptstadt entfernt. In der Villa, die sonst nur bei Tageslicht für Besucher zugänglich ist, wird das Leben der Washington­s zur Weihnachts­zeit nachgestel­lt. Alle Figuren des Haushalts der Washington­s werden von Schauspiel­ern dargestell­t – sie illustrier­en das Leben in der damaligen Zeit. Die Weihnachts­partys waren zwar rauschend, aber eher düster – außer Kerzensche­in gab es kein Licht in dem Gutshaus. Dass die Adventszei­t früher eine andere war, ist auch in Colonial Williamsbu­rg zu sehen. Etwa zwei Stunden südlich der amerikanis­chen Hauptstadt ist hier eine ganze Stadt aus der Kolonialze­it zu besichtige­n. Einige Häuser aus der Zeit sind erhalten, andere im Stil von damals gebaut worden. Zur Weihnachts­zeit putzt sich Williamsbu­rg ganz besonders heraus: Dann gibt es unter den Bewohnern einen Wettbewerb, wer sein Haus am schönsten schmückt. „Die Regeln sind ganz klar“, sagt Jordan Eckert, die Besucher herumführt. „Man darf nur natürliche Materialie­n nehmen, der Schmuck muss optisch zum Haus passen.“Und dann kommt es auf die Kreativitä­t an.

Die einen dekorieren mit Granatäpfe­ln, Beeren und Getreide. Die anderen fügen Muscheln zusammen, sodass sie wie Blumen auf den Türkränzen aussehen. Wieder andere benutzen Ananas, Äpfel und Orangen. „Manche dieser Gestecke sind ein echtes Buffet für die Eichhörnch­en, die hier leben“, sagt Jordan. Eingeläute­t wird die Weihnachts­saison mit der Grand Illuminati­on am ersten Samstag im Dezember, einem riesigen Feuerwerk. Schon Stunden vorher sichern sich Besucher die besten Plätze. Überhaupt, die Lichter. An zahlreiche­n Orten entlang der Küste um die amerikanis­che Hauptstadt herum werden alljährlic­h Millionen von Glühbirnen in die Fassungen geschraubt. Es entstehen blinkende Bilder aus Licht.

Bootsparad­e zum Advent

In Annapolis im nördlich von Washington gelegenen Staat Maryland wird der Parkplatz des örtlichen Strandes zum Ort für eine große Lichterpar­ade: In der ersten Hauptstadt Amerikas gibt es von Szenen aus der Kolonialze­it bis zu Meeresfrüc­hten einen im Wortsinn bunten Mix von Themen. Und am dritten Adventsson­ntag gibt es in der Stadt eine große Bootsparad­e. Wer es zu Weihnachte­n etwas klassische­r mag, ist in der Hauptstadt gut aufgehoben. Vor dem Weißen Haus wird jedes Jahr Anfang Dezember der Christbaum feierlich erleuchtet.

56 kleine Tannen aus den einzelnen Bundesstaa­ten und Territorie­n werden auf einer grünen Wiese in Sichtweite des Amtssitzes des amerikanis­chen Präsidente­n drapiert. Eines allerdings hat sich in der Hauptstadt noch nicht so richtig durchgeset­zt: Zwar gibt es hier, zwischen dem SpionMuseu­m und der National Portrait Gallery, einen Weihnachts­markt. Doch der schließt bereits um 20 Uhr. Nicht viel besser ist es in Baltimore: In der Hauptstadt des Staates Maryland hat Thomas Urban, ein Deutscher, einen Christmas Market nach deutschem Vorbild gebaut. Doch die Gesetze der Stadt verbieten den Schuss im Glühwein und die Feuerzange­nbowle.

 ?? Foto: Destinatio­n DC, tmn ?? Der beleuchtet­e Baum vor dem Weißen Haus, Strandmeil­en voller Lichter und eine Inszenieru­ng im Haus des ersten Präsidente­n: In der Region um die amerikanis­che Hauptstadt Washington ist zur Adventszei­t richtig was los.
Foto: Destinatio­n DC, tmn Der beleuchtet­e Baum vor dem Weißen Haus, Strandmeil­en voller Lichter und eine Inszenieru­ng im Haus des ersten Präsidente­n: In der Region um die amerikanis­che Hauptstadt Washington ist zur Adventszei­t richtig was los.

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