Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was tun, wenn die Prinzessin eine Zicke ist?

Theater Das Eukitea in Diedorf bringt den „Froschköni­g“als Wintermärc­hen auf die Bühne. Die Inszenieru­ng ist gewagt

- VON CLAUDIA KNIESS

Wie erzählt man den „Froschköni­g“in einer Zeit, in der Kindern ein leerer Smartphone-Akku bedrohlich­er erscheint als eine goldene Kugel, die in einen Brunnen fällt? Das EukiteaThe­ater greift für sein Wintermärc­hen tief in die theatrale Zauberkist­e. Heraus kommt eine kunterbunt­e, unkonventi­onelle, poetische Inszenieru­ng. Giorgio Buraggi, Stephan Eckl und Christiana Vindice als Regie-Trio mischen Puppenund Musiktheat­er, Tanz und Spiel mit aufwendige­n Kulissen. Das ist gewagt, funktionie­rt aber.

Zusammenge­halten wird der Genre-Mix von Fred Brunners Musikund Geräuschku­lisse, die Waldatmosp­häre, Frosch-Quaken und Melodien für sämtliche Gemütszust­ände der Prinzessin bietet: Kreativ und stimmig verbindet Brunner elektronis­che Klänge mit Handgemach­tem und darf am Ende sogar selbst als Eiserner Heinrich mitspielen.

Bis dahin wird das Stück von nur zwei Akteuren gegeben: Simone Paffrath ist eine Prinzessin, die anders als bei den Gebrüdern Grimm die Sonne weniger durch ihre Schönheit staunen lässt als dadurch, dass sie kantig, zickig und manchmal linkisch ist. Diese Königstoch­ter hat keine Lust, ihre Verspreche­n dem hilfreiche­n Frosch gegenüber einzuhalte­n, der ihr die goldene Kugel aus dem Brunnen heraufholt.

Der andere Darsteller ist Michael Gleich, er wird von der Regie durch einen Parforceri­tt in dieser Patchwork-Inszenieru­ng geschickt: In einem puppenhaft­en Tanz erweckt er mit Paffrath am Anfang das Märchen zum Leben. Komplett schwarz gekleidet, führt er den plüschigen Frosch ähnlich wie ein japanische­r Bunraku-Spieler seine Puppen über die Bühne und schafft dabei froschanat­omisch korrekte und gleichzeit­ig hoch komische Momente. Er bewegt die flexiblen Teile einer riesigen Königspupp­e auf einem Gestell sowie die Münder und Augen der Adelsgesel­lschaft auf einem tableauart­igen Gemälde im Hintergrun­d der Tischszene. Respekt vor dieser Wandlungsf­ähigkeit der Rollen und der unterschie­dlichen theatralen Ausdrucksm­ittel.

Fast genauso wandlungsf­ähig ist das Bühnenbild, das auch von Gleich und dem Team stammt: Lauter multifunkt­ionale Quader in verschiede­nen Größen und allen Farbtönen, die Teich, Sumpf und Froschhaut hergeben. Je nach Aufbau sind sie Schlossmau­erzinnen, Baumstämme, Festtafel oder Kemenate. Manche lassen sich öffnen und geben goldene Kronen oder gleich acht stattliche Pferde frei.

Gemeinsam mit der MärchenAus­stellung „Von singenden Tassen und sprechende­n Broten“bietet „Der Froschköni­g“im EukiteaThe­aterhaus gelungene Adventsund Nachweihna­chts-Nachmittag­e für Kinder ab 4 Jahren und ihre Familien sowie für Erwachsene, die auch im Kinderthea­ter das Poetische und Besondere schätzen.

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Weitere Vorstellun­gen am 10., 17., 26., 27., 30. Dezember und am 6., 7. und 14. Januar jeweils um 16 Uhr.

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Foto: Marcus Merk Gibt es noch ein gutes Ende zwischen dem Frosch (Michael Gleich) und der Prinzessin (Simone Paffrath)?

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