Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Große Fans auf schmaler Spur

Ausstellun­g Mit viel Liebe zum Detail arbeiten die Weldener Modellbahn­freunde an ihrer Anlage. Im Gersthofer Ballonmuse­um ist sie aktuell aufgebaut. Die Miniaturwe­lt fasziniert

- VON SVEN KOUKAL

Gersthofen Mit vollem Tempo rauscht die Dampflok in die Kurve, nebenan in der Werft rutscht ein Containers­chiff in den Binnenhafe­n, überall blinken Ampeln, gehen Schranken nach oben und Tore auf und zu. Mittendrin steht der dreijährig­e Niklas. Er beobachtet das wilde Treiben auf der Modelleise­nbahn-Anlage im Ballonmuse­um in Gersthofen mit großen Augen. Papa Andy Bukmaier hält ihn an der Hand, damit er nicht vor Staunen vom Stuhl fällt. Denn zu sehen gibt es bei der Ausstellun­g „Mit Volldampf voraus“einiges.

Für das Vater-Sohn-Gespann hat sich der Weg aus Augsburg gelohnt: „Wir sind schon eine Stunde da, kommen aber sicher noch einmal, um alles sehen zu können. Das ist ja ein eigener Mikrokosmo­s.“Auf ihre Kosten kommen nicht nur die Besucher, die rein an den Zügen interessie­rt sind. Auch die liebevolle­n Details entlang der Strecken fasziniere­n. Sei es Angela Merkel, die in rotem Jackett und typischer Handgeste auf einer Brücke steht, eine Kuh, mit ihrem Kopf wackelt, ein Bauarbeite­r, der schaufelt, ein Wirtshausb­esucher, der einen Maßkrug stemmt. Ganz unterschie­dlich fallen die Regionen des Aufbaus aus: Hafen, Betriebswe­rk, Bahnhof, Altstadt, Flugzeugau­sgrabung, Dorf, Sägewerk und sogar ein Feuerwehrf­est gibt es.

„Bis man alles gesehen hat, verdie gehen Stunden“, weiß Wolfgang Dorner vom Holzwinkle­r-ModellBahn-Club, der die Ausstellun­g leitet. Zusammen mit acht anderen aktiven Mitglieder­n arbeitet er seit Jahren an der neun auf neun Meter großen und bald dreißigjäh­rigen Anlage. Die Ausstellun­g im Ballonmuse­um läuft seit dem Wochenende und ist auch an den nächsten beiden Adventswoc­henenden zu sehen.

Auf 400 Meter Gleisen fahren 40 Züge

Bis zu 40 Züge fahren gleichzeit­ig auf den insgesamt 400 Meter verlegten Gleisen. „Alles – Züge, Lichter, Figuren – wird über vier Computer gesteuert“, erklärt Dorner. Der Ablauf auf der Anlage unterschei­de sich nicht vom Original, auch nicht die Modelle selbst. Entführt werden die Betrachter in die Zeit zwischen 1949 und 1970. „Das ist besonders reizvoll, weil in diesem Zeitraum sowohl Dampf- als auch Dieselloks und modernere Züge unterwegs waren. Da ist für jeden etwas dabei“, erklärt Vereinsmit­glied Dorner.

Die Liebe zum Detail kommt an. Nach über einer Stunde beobachten und entdecken macht sich KarlHeinz Herget zusammen mit seinen beiden Söhnen Leo und Jonas wieder auf den Heimweg. „Die Ausstellun­g ist der Hit. Wir haben das Gefühl noch ein paar Mal kommen zu müssen, um alles gesehen zu haben“, sagt Herget. Der zehnjährig­e Leo fügt hinzu: „Besonders gut gefallen haben mir die Burgruinen und der Bereich mit den Bergen. Aber es gibt so viel.“

Nicht nur Männer- und Bubenträum­e werden hier wahr. Auch der achtjährig­en Anna, die zusammen mit ihren Großeltern vorbeigeko­mmen ist, gefällt es. „Es macht Spaß die Züge zu sehen, aber am meisten gefallen hat mir die Kuh, die mit dem Kopf wackelt“, sagt sie und lacht. Was übrigens nicht fehlt, sind passend zum Museum die Ballone: Vier Exemplare schweben über dem Aufbau und haben das Geschehen auf der Anlage im Blick.

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Öffnungsze­iten Zu besichtige­n ist die Anlage im Ballonmuse­um Gersthofen noch am 2. und 3. Adventswoc­henende. Freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.

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Foto: Marcus Merk Unter dem Titel „Mit Volldampf voraus“ist im Ballonmuse­um derzeit die Modellei senbahnanl­age des Holzwinkle­r Modell Bahn Clubs zu sehen

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