Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schweinefett, Zwiebeln und Ingwer helfen
Erkältung Welche Naturmittel gibt es bei Husten, Schnupfen, Hals- und Ohrenschmerzen? Wir haben eine Metzgerin, eine Bäuerin, eine Kräuterpädagogin und einen Imker nach ihren Tipps gefragt
Landkreis Augsburg Omas Hausmittelchen bei Erkältungen sind oft nicht die angenehmsten: Mal stinken sie wie Schweineschmalz oder Zwiebel, mal sind sie schmierig wie Honig oder Sirup. Aber oft helfen gerade diese natürlichen Mittel recht gut. Wir haben mit Experten aus der Region gesprochen, was man abgesehen von Medikamenten aus der Apotheke oder Drogerie gegen das lästige Schnupfen und Husten tun kann.
Elisabeth Hauser, Senior-Chefin der Metzgerei Hauser in Fischach, setzt auf Schweineschmalz auf der Brust: Gerade bei Problemen mit den Bronchien soll das Fett helfen, Husten zu lösen. „Auch wenn es nicht sehr angenehm riecht, ist es auf jeden Fall zu empfehlen“, versichert Elisabeth Hauser. Es handle sich nämlich um ein Naturheilmittel, das keine Allergien oder andere Nebenwirkungen mit sich bringt. Bei der Anwendung wird das Schweineschmalz erwärmt, damit es weich wird. Wenn es nicht mehr allzu heiß ist, kann es auf Brust und Rücken verrieben werden. Die jeweiligen Stellen werden mit Leinen oder Windeln abgedeckt und diese nach der Behandlung ausgekocht – denn das Fett löst sich nicht gut aus Kleidung und Bettwäsche. Um das Schmalz warm zu halten, kann man auf die Leinenwickel eine Wärmflasche legen und „den Kranken gut zudecken“, empfiehlt Elisabeth Hauser. Ihre Mutter hat früher Pfannkuchen im Schweinefett gebacken: Diese könne man zusätzlich in Leinen auf den Brustbereich legen – „gegessen werden diese Pfannkuchen natürlich nicht“, fügt die Senior-Chefin der Metzgerei schmunzelnd hinzu.
Auch Petra Baumann, Bäuerin aus Zeisenried bei Langenreichen, kennt den Tipp mit dem Schweinefett. Ihr eigener Vorschlag: Zwiebeln lassen sich vielseitig anwenden, beispielsweise als „Zwiebelpäckchen“bei Ohrenschmerzen. Hierfür können geschnittene Zwiebeln mit Salz in ein Leinentuch gepackt und auf das schmerzende Ohr gelegt werden. In ihrer Kindheit trank Petra Baumann Zwiebeltee, wenn die Grippe sie erwischt hatte. Ihre Mutter kochte dann den Tee mit geschnittenen Zwiebeln und viel Zucker auf. Geschmeckt hat das nicht: „Der Zucker kann den Zwiebelge- nicht überdecken. Aber es hilft.“Heute weiß Petra Baumann einen wohlschmeckenderen Tipp gegen Husten, bei Asthma oder Halsschmerzen: ihren selbst gekochten Löwenzahnhonig (siehe Rezept rechts). „Gerade die Kinder mögen ihn sehr“, schwärmt die Bäuerin. Bei starkem Hustenreiz oder nach Bedarf kann einfach ein Löffel voll Sirup eingenommen werden.
Auch echter Honig enthält den Pflanzensaft des Löwenzahns und kann nützlich sein. Rainer Holzapfel ist Vorsitzender des Imkervereins Gessertshausen und beruft sich auf den Landesverband bayerischer Imker. Nachdem die Bienen mithilfe von Enzymen den Nektar in Honig umgewandelt haben, wirkt dieser antibakteriell. Bei Erkältungen ist die klebrige Masse in Tee, Milch oder pur sehr wohltuend. Auch prophylaktisch kann der Honig mit „mindestens 200 verschiedenen In- haltsstoffen“helfen. Rainer Holzapfel stellt anhand einer Studie fest: „Kinder, die dreimal in der Woche ein Honigbrot essen, sind seltener erkältet als andere.“Eine noch intensivere Wirkung gegen Bakterien, Keime, Viren und Pilze zeigt Propolis als „natürliches Antibiotikum“. Bei dem Bienenkittharz handelt es sich um „Knospenharz von Bäumen, das die Bienen gesammelt haben“. Es kann tropfenweise, zum Beispiel auf einem Würfelzucker, eingenommen werden. Der Imker gibt einen weiteren nützlichen Tipp: Ist der Honig im Glas kristallisiert, sollte man ihn nicht zu stark erhitzen – dann gehen die wertvollen Inhaltsstoffe verloren. Deshalb bei circa 45 Grad im Wasserbad langsam flüssig werden lassen.
Auch die Kräuterpädagogin Sophie Bösel aus Thierhaupten empfiehlt allerlei: So kann zur Vorbeugung einer Erkältung mehrmals in der Woche ein Fußbad mit Senfschmack mehl genommen werden, das in der Apotheke erhältlich ist. „Die Senföle wirken erwärmend, sodass eine Art künstliches Fieber erzeugt wird“, erklärt die Volksheilkundlerin. „Dadurch werden die Selbstheilungskräfte angeregt.“
Antibakteriell und viral wirken frischer Meerrettich und Thymian aus dem Garten: Um das Krankenzimmer zu desinfizieren, kann man „Thymianzweige auf den Kachelofen oder in eine Räucherschale legen“. Schleimlösend wirkt Majoran, den man früher mit Butter vermischt auf der Brust von Säuglingen verteilt hat, wenn diese krank waren. Teebaumöl wirkt desinfizierend und antibakteriell: Deshalb rät Sophie Bösel, vor dem Schlafengehen einen Tropfen auf das Nachthemd zu geben. So werden die ätherischen Öle die ganze Nacht über eingeatmet. Klassische Hausmittelchen sind außerdem Ingwer und Salbei.