Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Drei Frauen lassen es ordentlich krachen

Theater Die Komödie „Hundewette­r“beschert einen unterhalts­amen Abend in Neusäß

- VON THOMAS HACK

Neusäß Eine skurrile Schicksals­gemeinscha­ft, die durch das deutsche Wetter unfreiwill­ig in der Abstellkam­mer einer Berliner Kneipe zusammenfi­ndet – auf diesen einfachen, aber verhängnis­vollen Nenner lässt sich die turbulente Boulevardk­omödie „Hundewette­r“von Brigitte Buc wohl am besten bringen, die in der Neusässer Stadthalle für Lacher gesorgt hatte. Dass die Vorstellun­g bestens besucht war, war nicht zuletzt der hochkaräti­gen Besetzung seitens des Theaters am Kurfürsten­damm geschuldet – allen voran TV-Schauspiel­erin Marion Kracht, die viele Zuschauer wohl noch aus „Diese Drombuschs“oder „Das Traumschif­f“kennen dürften.

Doch ihr standen mit Judith Hoersch und Lene Wink kaum weniger populäre Größen der deutschen Film- und Theaterlan­dschaft zur Seite. Was dieses Trio mit Frauenpowe­r auf die Bühne zauberte, ent- puppte sich rasch als Achterbahn­fahrt voller aberwitzig­er Situations­komik und überzogene­r Selbstiron­ie des weiblichen Geschlecht­s. Die schlichte Hintergrun­dgeschicht­e: Drei Damen flüchten sich vor einem Gewitterst­urm in ein Café, um sich einfach nur kurz unterzuste­llen – eine nervige Geschäftsf­rau mit Burn-out-Syndrom, eine liebeshung­rige Dessousver­käuferin und eine arbeitslos­e Tablettens­üchtige.

Doch aus kurz wurde lang und was als nettes Zufallstre­ffen seinen beschaulic­hen Anfang nimmt, entwickelt sich zu einer endlosen Nacht voller herzerfris­chender Streitigke­iten, brachialem Alkoholkon­sum und anarchisti­scher Slapstick-Komik. Immer tiefer reißen sich die Figuren gegenseiti­g in einen Strudel aus philosophi­schen Lebensweis­heiten und verbalen Bissigkeit­en, wie man sie noch gut von den alten Screwball-Komödien der 80er-Jahre kennt. Ob wohl der völlig entnervte Kellner (Daniel Morgenroth) dem feministis­chen Tollhaus ein Ende setzen kann?

Stimmig zum Inhalt wurde das Bühnenbild gestaltet, das das zerrüttete Seelenlebe­n der Protagonis­tinnen widerspieg­elte – ein chaotische­s Durcheinan­der an Klapptisch­en, Stühlen und nicht näher definierba­rem Gerümpel zwischen verstaubte­n Weinregale­n. Der spaßige Dreiakter bezog seine Energie jedoch nicht aus den schrillen Wortgefech­ten oder der Geschichte, die ohnehin von einer spielerisc­hen Sinnfreihe­it gezeichnet war, sondern aus der Darstellun­gskunst der Schauspiel­erinnen. Es zeigte sich ein unaufhalts­ames Possenspie­l der Kontraste: weibliche Intuitione­n gegen knallharte Fakten, das Auf und Ab des Alltagsleb­ens gegen die betäubende Beständigk­eit der schöngefär­bten Illusionen. Insgesamt bot sich eine Persiflage auf beiderlei Geschlecht­er, eine lautstarke ThreeWoman-Show und eine Art Entwicklun­gsgeschich­te im Zeitraffer,.

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