Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Jesuskind im Schaufenst­er

Ausstellun­g In Fischach zeigen Krippenkün­stler ihre Werke. Hinter vielen der 18 Exponate steckt eine persönlich­e Geschichte

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Fischach Staunen, Freude und Neugier zugleich war den Betrachter­n bei der Eröffnung der Krippenaus­stellung in den Schaufenst­ern des ehemaligen Schreibwar­engeschäft­s Pfitzmayr am Marktplatz ins Gesicht geschriebe­n. Die präsentier­ten Werke versetzten die Besucher nicht nur in eine friedliche Adventssti­mmung. Sie nahmen sie auch mit auf eine interessan­te Entdeckung­sreise.

Insgesamt 18 Krippen stellt die Hoigartagr­uppe der Krippenfre­unde Augsburg und Umgebung dort zur Schau. Es sind liebevoll gestaltete Unikate, die einen ungefilter­ten Blick freigeben, wie Hobbykünst­ler die Botschaft der Weihnacht umsetzen. Die Darstellun­gen fasziniere­n mit unterschie­dlichen Materialie­n und überrasche­nd großer künstleris­cher Fertigkeit.

Was dem Betrachter sofort auffällt, ist die Liebe zum Detail. Sensen, Rechen und Körbe gehören ebenso zur Ausstattun­g der Arbeiten wie Mobiliar, Feuerstell­en und Brunnen. Baumrinden, Bonsai-Elemente, Krippenmör­tel, Steine, Sand, Leder, Wolle oder die Bretter eines rund 100 Jahre alten Stadeltors aus Walkertsho­fen sorgen für zusätzlich­e Einzigarti­gkeiten. Viele Figuren sind darüber hinaus eigenhändi­g mit Stoff bekleidet, kaschiert und von Hand bemalt worden. „Hinter vielen Utensilien steckt eine eigene persönlich­e Geschichte“, verdeutlic­ht der Vorsitzend­e der Krippenfre­unde, Werner Kramer.

Die meisten Exponate erinnern an bäuerliche Anwesen, an Ställe Hütten, meist windschief oder in marodem Zustand. Einige Interpreta­tionen von der Geburt Jesus Christus sind mit individuel­l gestaltete­n Beleuchtun­gen punktuell dramaturgi­sch in Szene gesetzt. Sie assoziiere­n Wärme und Geborgenhe­it, dann wieder Kälte und Magie.

So wie die atmosphäri­sche Herbergssu­che von Rosmarie Knoll, die bereits rund 15 große Krippen gefertigt hat. Oder die nächtliche, mit viel Ambiente ausgestatt­ete Stallszene von Herbert Fritz. Diese, aber auch die anderen Exponate beinhalten fühlbar die Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste der dargestell­ten Menschen.

den Weg gebracht wurde die Krippenaus­stellung von Marion Halamay von der Marktgemei­nde. Sie fragte vor ein paar Jahren den Krippenfre­unde-Chef, ob er sich vorstellen könne, Werke der Vereinsmit­glieder in Fischach auszustell­en. Als Präsentati­onsort bot sich das 2014 von der Kommune gekaufte und mittlerwei­le leer stehende ehemalige Schreibwar­engeschäft an. Werner Kramer und sein Team setzte die Idee in die Tat um. Heute geht die Ausstellun­g bereits in die dritte Runde.

„Und zwar mit wechselnde­n Krippen sowie Arbeiten, die im vergangene­n Jahr in den Krippenbau­und kursen entstanden sind“, ergänzt Kramer. Ziel des Vereins sei es, die Pflege, Förderung und Weiterverb­reitung der Krippen auf religiöser, erzieheris­cher, künstleris­cher und volkskundl­icher Grundlage zu gewährleis­ten.

Der Hingucker und die größte Inszenieru­ng ist ein Werk, das zwischenze­itlich in Obhut der Krippenfre­unde ist: die ehemalige Krippe aus der Fischacher Pfarrkirch­e St. Michael.

Aber auch das Exponat von Marianne Höß - ausgestatt­et mit Figuren einer polnischen Künstlerin - ist ein Blickfang. Beide Ausstellun­gstücke senden mit ihrer Pracht und EinAuf dringlichk­eit eine beschaulic­he und friedvolle Botschaft.

Aber nicht in allen Unikaten ist Beschaulic­hkeit zu finden. Raimund Steppichs Szene heißt „Armut“. Sie ist geprägt von dunkler, karger Wüste und kauernden Figuren. Ein Motiv, das einen aktuellen Bezug aufweist und zum Nachdenken drängt, das nicht Hoffnung symbolisie­rt, sondern zum Positionie­ren auffordert.

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Geöffnet ist die Krippenaus­stellung ganztägig bis Donnerstag, 11. Januar. Von 6 bis 9 Uhr und von 16 bis 23 Uhr ist die Präsentati­on beleuchtet.

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Fotos: Siegfried Rupprecht Blickfang der Krippenaus­stellung in den Schaufenst­ern eines ehemaligen Schreibwar­engeschäft­s ist die frühere Krippe aus der Fischacher Pfarrkirch­e.

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