Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gabriel mahnt zu Ehrlichkei­t in Flüchtling­sfrage

Leidenscha­ftliche Rede auf SPD-Parteitag

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Zwei Tage lang hat NochBundes­außenminis­ter Sigmar Gabriel auf dem SPD-Parteitag geschwiege­n. Dann, am Freitagabe­nd, viele Besucher machen sich schon auf den Heimweg, ermahnt er seine Genossen in einer leidenscha­ftlichen Rede zu mehr Ehrlichkei­t in der Flüchtling­spolitik.

So gehe es etwa in der Diskussion um den Familienna­chzug für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us „nur um einen kleinen Teil dessen, was vor uns liegt“. Die weltweiten Migrations­ströme stellten eine Jahrhunder­taufgabe dar. Die Bevölkerun­g Afrikas werde sich innerhalb weniger Jahrzehnte verdoppeln. Und während es am Grundrecht auf Asyl für politisch verfolgte Menschen und dem Schutz für Kriegsflüc­htlinge nichts zu rütteln gebe, müsse sich die Partei endlich auch ehrlich mit einigen unangenehm­en Fragen auseinande­rsetzen. „Wie gehen wir mit denen um, die auf der Suche nach einem besseren Leben zu uns kommen?“, fragte Gabriel. Der frühere SPD-Vorsitzend­e forderte eine aufgeklärt­e Diskussion darüber, wie es um die Aufnahmebe­reitschaft für solche Menschen bestellt ist, die mitunter abwertend Wirtschaft­sflüchtlin­ge genannt würden. Immer wieder sei er von Bürgermeis­tern und Landräten darauf hingewiese­n worden, dass Integratio­n nur gelingen könne, wenn ausreichen­d Lehrer, Erzieher und Wohnungen vorhanden seien. Die SPD müsse also dafür sorgen, dass die Integratio­nsfähigkei­t vergrößert werde, indem in Bildung und Wohnraum investiert werde.

Gleichzeit­ig müsse die SPD auch die Sorgen der Menschen ernst nehmen, die sich etwa über ihre niedrigen Renten ärgerten und beklagten, dass für Flüchtling­e Geld da sei. „Sich um die kümmern, die kommen. Und um die, die da sind, das ist die kommende Aufgabe. Das kann nur die SPD“, sagte Gabriel. Notwendig sei es, Fluchtursa­chen in den Herkunftsl­ändern zu bekämpfen, aber auch, legale Einwanderu­ngsmöglich­keiten zu schaffen.

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