Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Signal für den Naturschut­z

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Benede ist ein kerniger Typ, kräftig im Körperbau, deutlich in der Aussprache, bayerische­r Akzent. Er mag keine Psychologe­n, die nur theoretisi­eren und schwätzen. Und er mag es nicht, wenn reden und handeln nicht eins sind. Daher handelte er: Anfang 2013 startete er in Dachau mit Gleichgesi­nnten das Projekt „Weitblick Jugendhilf­e“. In einem ehemaligen Hotel wohnen rund 20 Jungs zwischen 13 und 18. Alle haben Schlimmes durchgemac­ht. So wie Alex.

Heute ist Alex 29, hat Sportwisse­nschaften studiert und spielt in der Bayernliga Fußball. Er ist ein gut erzogener, selbstbewu­sster Mann geworden. Er war 18 in jener Mittwochna­cht im Oktober 2006, als sein Adoptivvat­er ihn weckte und sagte: „Sie haben einen kleinen Jungen gebracht, dem ist das Gleiche passiert wie dir.“Alex stand auf, betrachtet­e den schlafende­n Fünfjährig­en auf dem Sofa und weinte. Und so wie im wahren Leben von Carlos Benede sagt sein Sohn Alex gegen Ende des ergreifend­en Films: „Lass ihn uns behalten, bitte.“

Der dritte Nationalpa­rk in Bayern ist seit jeher ein großes Streitthem­a. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass ein solches Naturschut­zgebiet nicht nur Freunde hat, sondern gerade in Land- und Forstwirte­n auch Kritiker, die erhebliche Einschränk­ungen ihrer Arbeit befürchten. Zum anderen liegt es daran, dass viel und von vielen über das Thema geredet wird, Hoffnungen, Wünsche, Sorgen und Ängste geschürt werden, ohne dass endgültige Entscheidu­ngen gefallen wären. Nun ist genau das Vor- und Nachteil zugleich, wenn man frühzeitig und öffentlich in die Diskussion über ein solches Thema einsteigt – und doch ist die Beteiligun­g der Menschen vor Ort für solch ein einschneid­endes Projekt unerlässli­ch.

Ebenso wichtig ist es, den betroffene­n Menschen so viel Verlässlic­hkeit wie möglich zu geben. Soll heißen: Das Thema dritter Nationalpa­rk zu verschlepp­en und eines Tages vielleicht ganz in der Schublade verschwind­en zu lassen, wäre nach den monatelang­en Kontrovers­en, Vorbereitu­ngen und Vorentsche­idungen das falsche Signal. Dagegen wäre ein dritter Nationalpa­rk in Bayern in Zeiten von Klimaerwär­mung, Luftversch­mutzung und Flächenfra­ß genau das richtige Signal. Auch für einen Ministerpr­äsidenten Markus Söder, der sich zuletzt – Riedberger Horn, Gewerbegeb­iete im Grünen – bei Naturschüt­zern kaum neue Freunde gemacht haben dürfte.

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Foto: Barbara Bauriedl, ZDF Barbara Auer spielt die Anwältin Marion Zech.
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Foto: Ulrich Wagner Die Augsburger Opfer Anwältin Marion Zech.
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