Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Signal für den Naturschutz
Benede ist ein kerniger Typ, kräftig im Körperbau, deutlich in der Aussprache, bayerischer Akzent. Er mag keine Psychologen, die nur theoretisieren und schwätzen. Und er mag es nicht, wenn reden und handeln nicht eins sind. Daher handelte er: Anfang 2013 startete er in Dachau mit Gleichgesinnten das Projekt „Weitblick Jugendhilfe“. In einem ehemaligen Hotel wohnen rund 20 Jungs zwischen 13 und 18. Alle haben Schlimmes durchgemacht. So wie Alex.
Heute ist Alex 29, hat Sportwissenschaften studiert und spielt in der Bayernliga Fußball. Er ist ein gut erzogener, selbstbewusster Mann geworden. Er war 18 in jener Mittwochnacht im Oktober 2006, als sein Adoptivvater ihn weckte und sagte: „Sie haben einen kleinen Jungen gebracht, dem ist das Gleiche passiert wie dir.“Alex stand auf, betrachtete den schlafenden Fünfjährigen auf dem Sofa und weinte. Und so wie im wahren Leben von Carlos Benede sagt sein Sohn Alex gegen Ende des ergreifenden Films: „Lass ihn uns behalten, bitte.“
Der dritte Nationalpark in Bayern ist seit jeher ein großes Streitthema. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass ein solches Naturschutzgebiet nicht nur Freunde hat, sondern gerade in Land- und Forstwirten auch Kritiker, die erhebliche Einschränkungen ihrer Arbeit befürchten. Zum anderen liegt es daran, dass viel und von vielen über das Thema geredet wird, Hoffnungen, Wünsche, Sorgen und Ängste geschürt werden, ohne dass endgültige Entscheidungen gefallen wären. Nun ist genau das Vor- und Nachteil zugleich, wenn man frühzeitig und öffentlich in die Diskussion über ein solches Thema einsteigt – und doch ist die Beteiligung der Menschen vor Ort für solch ein einschneidendes Projekt unerlässlich.
Ebenso wichtig ist es, den betroffenen Menschen so viel Verlässlichkeit wie möglich zu geben. Soll heißen: Das Thema dritter Nationalpark zu verschleppen und eines Tages vielleicht ganz in der Schublade verschwinden zu lassen, wäre nach den monatelangen Kontroversen, Vorbereitungen und Vorentscheidungen das falsche Signal. Dagegen wäre ein dritter Nationalpark in Bayern in Zeiten von Klimaerwärmung, Luftverschmutzung und Flächenfraß genau das richtige Signal. Auch für einen Ministerpräsidenten Markus Söder, der sich zuletzt – Riedberger Horn, Gewerbegebiete im Grünen – bei Naturschützern kaum neue Freunde gemacht haben dürfte.