Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Steht der dritte Nationalpa­rk auf der Kippe?

Natur Horst Seehofer trieb das Naturschut­zprojekt voran. Nun bestehen Sorgen, wie es ohne Seehofer weitergeht

- VON MICHAEL BÖHM UND NORBERT EIBEL

München Endlich Gewissheit – heißt es in der CSU, nachdem das monatelang­e Zerren um die Macht in Bayern Anfang dieser Woche ein Ende genommen hat. Gespannt wegen der Ungewisshe­it ist man dagegen in den Teilen Bayerns, in denen über einen möglichen dritten Nationalpa­rk im Freistaat diskutiert und spekuliert wird. Was wird mit den Plänen für das von Horst Seehofer angetriebe­ne und zur Chefsache erklärte Naturschut­zprojekt, wenn Markus Söder ins Büro des Ministerpr­äsidenten zieht?

„Mit einem Ministerpr­äsidenten Markus Söder ist das Thema Nationalpa­rk Rhön vom Tisch“, ist sich zumindest Daniel Wehner sicher, der Sprecher des Vereins „Unsere Rhön – gemeinsam stark“und bekennende­r Nationalpa­rk-Gegner. Das Mittelgebi­rge im Dreiländer­eck zwischen Bayern, Hessen und Thüringen ist einer von zwei verblieben­en Kandidaten. Der andere sind die Donau-Auen rund um Ingolstadt und Neuburg. Auch dort herrscht nach den politische­n Personalen­tscheidung­en und den im kommenden Jahr anstehende­n Landtagswa­hlen eine gewisse Ungewisshe­it bezüglich des nicht unumstritt­enen Projektes vor der Haustüre Seehofers, dessen Heimat der Ingolstädt­er Stadtteil Gerolfing ist.

„Ich kann beim besten Willen nicht sagen, in welche Richtung es geht“, sagte Ludwig Bayer, Kreisvorsi­tzender des hiesigen Bauernverb­andes, diese Woche nach einem Besuch im Landtag, wo er viele Gespräche zu dem Thema geführt habe. Bayer ist einer der Kritiker eines Nationalpa­rks an der Donau, der gerade auch für Land- und Forstwirte starke Einschnitt­e in ihre Arbeit bedeuten würde. „Ich vermute, dass das Thema bis zur Landtagswa­hl nicht so gespielt und es eher ruhiger um einen Nationalpa­rk wird“, glaubt Bayer.

Den Glauben an das Projekt noch nicht verloren hat dagegen Roland Weigert, Landrat des Kreises Neuburg-Schrobenha­usen: „Wenn ich die jüngsten Äußerungen von Herrn Söder richtig verstanden habe, gilt die Maxime, Vertrauen zurück zu gewinnen. Das heißt für mich, dass berechenba­re Politik betrieben wird, die nicht von Köpfen abhängig ist und damit konkret, dass die Nationalpa­rk-Suche ein seriös verfolgtes Projekt der Staatsregi­erung bleibt.“Zudem halte er es für eine „ideale Kombinatio­n“, dass Söder in seiner Karriere bereits Umwelt-, Europa- und Finanzmini­ster war: „Damit ist er sensibilis­iert für umweltpoli­tische Belange und die beste Besetzung für dieses vielschich­tige Projekt“, glaubt Weigert.

Aus dem bayerische­n Umweltmini­sterium, das federführe­nd verantwort­lich ist für die Planung, heißt es derweil, dass der Dialog zu einem möglichen dritten Nationalpa­rk laufe und weiter intensivie­rt werde. Noch im Dezember soll eine Kommunikat­ionsagentu­r Gespräche mit den regionalen Akteuren aufnehmen. Auch eine Online-Befragung der Bevölkerun­g sei geplant. „Wir wollen Vertrauen aufbauen“, sagt Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). Zu möglichen Konsequenz­en der personelle­n Veränderun­gen an der Spitze des Freistaate­s erklärte ein Sprecher des Ministeriu­ms: „Diese Frage stellt sich für uns momentan nicht.“»Kommentar

 ?? Foto: Landratsam­t ?? Impression aus dem Donau Auwald bei Neuburg.
Foto: Landratsam­t Impression aus dem Donau Auwald bei Neuburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany