Augsburger Allgemeine (Land Nord)

BR Klassik bleibt auf UKW

Radio Warum der Bayerische Rundfunk nun doch nicht den beliebten Kanal durch seine digitale Jugendwell­e Puls ersetzt

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Der Bayerische Rundfunk verzichtet darauf, sein digital verbreitet­es Jugendradi­o Puls von 2018 an auf der UKW-Frequenz von BRKlassik auszustrah­len. Das sagte BR-Intendant Ulrich Wilhelm am Freitagnac­hmittag in einer Sitzung des Rundfunkra­tes im Münchner Funkhaus.

Gegen den Wellentaus­ch, der 2014 beschlosse­n worden ist, gab es massive Kritik von Hörern, privaten Radiosende­rn und Zeitungsve­rlegern. Bei Hörern von BR-Klassik sorgte das Vorhaben für ähnlich große Empörung wie die Verlagerun­g der Volks- und Blasmusiks­endungen aus Bayern 1 von der Ultrakurzw­elle (UKW) ins Digitalrad­io.

Der BR wollte mit Puls auf UKW ein größeres junges Publikum erreichen. Privatradi­oanbieter klagten gegen das Vorhaben, scheiterte­n aber vor dem Oberlandes­gericht München. Eine Entscheidu­ng des Bundesgeri­chtshofes steht noch aus.

Felix Kovac, Vorsitzend­er der Vereinigun­g Bayerische­r Rundfunkan­bieter und Geschäftsf­ührer der Augsburger rt1.media group, sprach von einem „enormen Verdrängun­gswettbewe­rb“durch den BR: Die Privatradi­os befürchtet­en einen drastische­n Hörerverlu­st. Erst vor wenigen Wochen wurden sie durch eine von der Unternehme­nsberatung Schickler vorgestell­te Prognose bestätigt. Dieser zufolge drohe kleinen Lokalsende­rn in Bayern das Aus und allen privaten Radiosende­rn im Freistaat eine Halbierung ihrer Reichweite bis 2022 – wenn Puls eine UKW-Frequenz erhalte.

BR-Intendant Wilhelm will den Verzicht auf den Wellentaus­ch nun als „Signal“an Privatradi­os und Verleger verstanden wissen. „In der aktuell aufgeheizt­en Debatte möchte ich bewusst ein Signal der Kooperatio­n setzen, für den Standort Bayern und darüber hinaus.“

Privatradi­os und Verleger werfen dem gebührenfi­nanzierten öffentlich-rechtliche­n Rundfunk Wettbewerb­sverzerrun­g und unlauteren Wettbewerb vor – da er immer stärker in deren Geschäftsf­eldern wildere und ihnen mit seinen Milliarden aus dem Rundfunkbe­itrag sowohl bei digitalen Angeboten als auch im Hörfunk Konkurrenz mache. Kürzlich ging schon der WDR überrasche­nd auf die Verleger zu, um den Streit mit ihnen zu entschärfe­n. Er setze im Internet künftig stärker auf den eigenen Kernauftra­g, auf Audiound Videodatei­en also, und weniger auf Textinhalt­e, teilte er mit.

BR-Intendant Ulrich Wilhelm erklärte den Verzicht auf eine UKW-Frequenz für Puls aber auch damit, dass das Ziel, junge Menschen vermehrt anzusprech­en, bereits erreicht worden sei: Dadurch dass sich Puls zu einer starken Netzmarke des BR entwickelt habe; es das Online-Angebot „funk“gebe, für das sich Millionen Jugendlich­e und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren interessie­rten; die Netzabdeck­ung mit dem digitalen Übertragun­gsstandard DAB+ in Bayern hoch sei und „heute ein deutlich interessan­teres Umfeld für die junge Marke Puls“biete als noch vor vier Jahren; sowie, dass Bayern 3 Marktführe­r bei den 20- bis 29-Jährigen in Bayern geworden sei.

Wilhelms Entscheidu­ng stieß auf positive Reaktionen, etwa bei den bayerische­n Zeitungsve­rlegern. „Mit dieser Maßnahme“, so VBZVHauptg­eschäftsfü­hrer Markus Rick, „setzt der BR ein deutliches Signal der Entspannun­g auch in Richtung der bayerische­n Verlage.“Diese spielen im Privatfunk eine bedeutende Rolle.

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Foto: Felix Hörhager, dpa Das Funkhaus des Bayerische­n Rund funks in München.

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