Augsburger Allgemeine (Land Nord)
BR Klassik bleibt auf UKW
Radio Warum der Bayerische Rundfunk nun doch nicht den beliebten Kanal durch seine digitale Jugendwelle Puls ersetzt
Augsburg Der Bayerische Rundfunk verzichtet darauf, sein digital verbreitetes Jugendradio Puls von 2018 an auf der UKW-Frequenz von BRKlassik auszustrahlen. Das sagte BR-Intendant Ulrich Wilhelm am Freitagnachmittag in einer Sitzung des Rundfunkrates im Münchner Funkhaus.
Gegen den Wellentausch, der 2014 beschlossen worden ist, gab es massive Kritik von Hörern, privaten Radiosendern und Zeitungsverlegern. Bei Hörern von BR-Klassik sorgte das Vorhaben für ähnlich große Empörung wie die Verlagerung der Volks- und Blasmusiksendungen aus Bayern 1 von der Ultrakurzwelle (UKW) ins Digitalradio.
Der BR wollte mit Puls auf UKW ein größeres junges Publikum erreichen. Privatradioanbieter klagten gegen das Vorhaben, scheiterten aber vor dem Oberlandesgericht München. Eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes steht noch aus.
Felix Kovac, Vorsitzender der Vereinigung Bayerischer Rundfunkanbieter und Geschäftsführer der Augsburger rt1.media group, sprach von einem „enormen Verdrängungswettbewerb“durch den BR: Die Privatradios befürchteten einen drastischen Hörerverlust. Erst vor wenigen Wochen wurden sie durch eine von der Unternehmensberatung Schickler vorgestellte Prognose bestätigt. Dieser zufolge drohe kleinen Lokalsendern in Bayern das Aus und allen privaten Radiosendern im Freistaat eine Halbierung ihrer Reichweite bis 2022 – wenn Puls eine UKW-Frequenz erhalte.
BR-Intendant Wilhelm will den Verzicht auf den Wellentausch nun als „Signal“an Privatradios und Verleger verstanden wissen. „In der aktuell aufgeheizten Debatte möchte ich bewusst ein Signal der Kooperation setzen, für den Standort Bayern und darüber hinaus.“
Privatradios und Verleger werfen dem gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk Wettbewerbsverzerrung und unlauteren Wettbewerb vor – da er immer stärker in deren Geschäftsfeldern wildere und ihnen mit seinen Milliarden aus dem Rundfunkbeitrag sowohl bei digitalen Angeboten als auch im Hörfunk Konkurrenz mache. Kürzlich ging schon der WDR überraschend auf die Verleger zu, um den Streit mit ihnen zu entschärfen. Er setze im Internet künftig stärker auf den eigenen Kernauftrag, auf Audiound Videodateien also, und weniger auf Textinhalte, teilte er mit.
BR-Intendant Ulrich Wilhelm erklärte den Verzicht auf eine UKW-Frequenz für Puls aber auch damit, dass das Ziel, junge Menschen vermehrt anzusprechen, bereits erreicht worden sei: Dadurch dass sich Puls zu einer starken Netzmarke des BR entwickelt habe; es das Online-Angebot „funk“gebe, für das sich Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren interessierten; die Netzabdeckung mit dem digitalen Übertragungsstandard DAB+ in Bayern hoch sei und „heute ein deutlich interessanteres Umfeld für die junge Marke Puls“biete als noch vor vier Jahren; sowie, dass Bayern 3 Marktführer bei den 20- bis 29-Jährigen in Bayern geworden sei.
Wilhelms Entscheidung stieß auf positive Reaktionen, etwa bei den bayerischen Zeitungsverlegern. „Mit dieser Maßnahme“, so VBZVHauptgeschäftsführer Markus Rick, „setzt der BR ein deutliches Signal der Entspannung auch in Richtung der bayerischen Verlage.“Diese spielen im Privatfunk eine bedeutende Rolle.