Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Ich wollte Pelé verpflichten“
Was macht eigentlich ...? Peter Eiba hat viel Geld in den Augsburger Leistungssport gesteckt. Er bot Spektakel und machte den Verein BC Harlekin in ganz Deutschland bekannt. Ein Gespräch über alte und aktuelle Zeiten (Serie/3)
unserer Serie Was macht eigent lich ...? fragt die AZ-Sportredaktion bei Leuten nach, die den Sport in Augsburg geprägt haben. Das können ehemalige Aktive sein, aber auch Trainer, Funktionäre oder Sponsoren. Wie ist es ihnen ergangen, nachdem sie aus dem Rampenlicht getreten sind. Heute: Peter Eiba.
In der vergangenen Woche wurden Sie beim FC Augsburg für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt. In der Öffentlichkeit tauchen Sie sonst kaum noch auf. Was machen Sie heute?
Eiba: In meiner Firma Harlekin bin ich noch eingespannt, auch das Interesse am Sport ist da. Ansonsten kümmere ich mich um meine Familie. Wir haben fünf Enkelkinder.
Haben die FCA-Verantwortlichen Sie eigentlich gekannt?
Eiba: Peter Bircks und Johannes Hintersberger schon, der Präsident eher weniger.
Sie haben über viele Jahre durch Ihr Sponsoring den Augsburger Sport mitgeprägt und viel Geld investiert. Gibt es noch Kontakte zu ehemaligen Weggefährten?
Eiba: Zu Armin Veh, Reinhard Kindermann oder Willi Aschenbrenner, der sich früher in meiner Firma ebenfalls um sportliche Belange gekümmert hat. Leider ist der Kontakt zu meinem ehemaligen Mitarbeiter Heinz Höhne, unserem Volleyballexperten, abgerissen.
Warum haben Sie sich finanziell so engagiert?
Eiba: Ich bin sportbegeistert und fand bei den Klubs eine geeignete Werbeplattform. Das war mein Antrieb und das ist mir auch gelungen.
Sie haben den BC Harlekin gegründet, wollten mit Ihrem Klub in die Bundesliga und waren bundesweit in den Schlagzeilen. Schöne Zeiten, oder? Eiba: Den BC Harlekin gibt es immer noch – wenn auch nur auf dem Papier. Wir hatten damals namhafte Spieler wie den Brasilianer Francisco Marinho, die ehemaligen Bundesligaspieler Reinhard Kindermann, Manfred Tripbacher oder den neuen Köln-Manager Armin Veh. Dass wir Marinho, den 54-fachen brasilianischen Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 1974, nach Augsburg holten, war eine Sensation. Der Bayerische Fußball-Verband wollte uns erst keine Spielgenehmigung erteilen, doch das ist ihm nicht gelungen. Harlekin war nicht ins Handelsregister eingetragen, das war unser Glück. Die Mannschaft war in der C-Klasse total unterfordert, doch im Pokal haben wir gezeigt, dass wir auch mit höherklassigen Klubs mithalten können. Gegen den TSV Königsbrunn kamen 4500 Besucher ins Haunstetter Stadion. Wegen des Andrangs musste der Anpfiff um eine halbe Stunde verschoben werden.
Weshalb haben Sie dieses Modell wieder beendet?
Eiba: Der Weg aus der B-Klasse nach oben war weit. Armin Veh, der damals als Manager bei uns arbeitete, hatte die Idee, beim TSV Schwaben einzusteigen. Dem Landesligisten ging es zu dieser Zeit nicht gut. Wir stiegen gleich in die Bayernliga auf, Helmut Haller war unser TraiIn ner. Das war wirklich eine tolle Mannschaft.
Aber auch dort erfolgte bald der Abpfiff für die Zusammenarbeit. Sie galten als sprunghaft, zogen zum FCA weiter. Warum?
Eiba: Ich wollte bei allen Vereinen etwas anschieben, Weichen stellen. Bei Schwaben war mit der Bayernliga das Ende der Fahnenstange erreicht, dem FCA stand 1988 das Wasser bis zum Hals, der Verein stand kurz vor dem Aus, doch insgesamt war die Perspektive besser. Der damalige Präsident Gerhard Kranzfelder sowie Funktionäre wie Hermann Güller und Armin Klughammer haben mich in einer Nacht- und Nebelaktion gebeten, zu helfen.
Sie haben den ehemaligen Nationalspieler Jimmy Hartwig als Trainer eingestellt und vor dem Derby beim TSV 1860 München wieder entlassen. Dabei hatte die Mannschaft zuvor mit ihm 13:1-Punkte geholt. Eiba: Hartwig war ein durchaus positiver Typ. Doch er hat hinter unserem Rücken mit den Löwen verhandelt. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich von ihm zu trennen.
Wirtschaftlich, sagen viele, haben Sie den zuvor maroden Klub gerettet. Eiba: 1990 habe ich den Verein schuldenfrei übergeben. Ich habe meine Zusagen, ob an Vereine oder Spieler, immer eingehalten.
Wie erleben Sie heute den Verein? Eiba: Ich besitze eine Dauerkarte. Der FCA hat eine tolle Mannschaft, ohne Stars. Das ist wichtig. Was meiner Meinung nach noch fehlt, ist die Unterstützung in der Region. Ich war kürzlich in einem Sportheim in der Nähe von Aichach. Da lief an einem Samstagnachmittag im Bezahlfernsehen der FC Bayern und nicht der FCA. Das kann nicht sein.
Für Aufmerksamkeit haben Sie auch mit spektakulären Aktionen gesorgt. Eiba: Harlekin musste im Gespräch bleiben. Wir standen in der Früh um sechs Uhr vor dem MAN-Werkstor, um für das nächste Heimspiel zu trommeln. Zum 50. Geburtstag von Helmut Haller kam der brasilianische Spitzenklub Fluminense in die Rosenau.
... und dann war da noch die Sache mit Pelé.
Eiba: (lacht) Ich wollte Pelé für den BC Harlekin in der Hallenrunde verpflichten. Armin Veh und Willi Aschenbrenner flogen nach New York und hatten als kleine Gefälligkeit eine Schwarzwälder Kuckucksuhr dabei. Leider sagte uns der Weltstar ab.
Sie hatten aber auch ein Faible für andere Sportarten, wie Volleyball, Basketball oder Handball.
Eiba: Bei den Volleyballfrauen hatten wir mit Peter Götz einen hervorragenden Trainer, doch auf Dauer war dieses Projekt nicht zu finanzieren. Mit den Basketballern des TSV Haunstetten wären wir fast in die zweite Bundesliga aufgestiegen. Wegen eines Formfehlers hat dies nicht geklappt. Doch man hat gesehen, dass für diese Sportart in Augsburg durchaus ein Fundament da wäre. Die Albert-Loderer-Halle war fast immer ausverkauft. Leider stellten damals einige Spieler Gehaltsforderungen, die sich jenseits von Gut und Böse bewegten. In Günzburg habe ich versucht, den ehemaligen Handball-Bundestrainer Vlado Stenzel zu unterstützen. Gesponsert habe ich zudem noch die Kickboxer und Motorradrennfahrer Helmut Bradl.
„Hartwig hat hinter unserem Rücken mit den Löwen ver handelt.“
Interview: Herbert Schmoll
● Peter Eiba, 71, mischte im Augs burger Sport jahrlang kräftig mit und galt als schillernde Figur. Der In haber der Spielhallenkette Harle kin war Sponsor beim FCA, dem TSV Schwaben und dem FC Enikon. Mit dem von ihm gegründeten BC Harlekin wollte er in die Fußball Bun desliga und ver pflichtete zahl reiche Stars. Mit groß angelegten Werbekampa gnen sorgte der gebürtige Augsbur ger auch in anderen Sportarten, wie Volleyball und Basketball für Schlagzeilen. Große deutsche Zei tungen und Magazine wie der Spiegel berichteten über Harlekin. (oll)