Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Atemberaubende Bilder von oben
Technik Zwei Augsburger fotografieren mit Drohnen. Im Internet haben sie eine Plattform eingerichtet, auf der sie solche Aufnahmen sammeln. Der ungewöhnliche Blick auf das majestätische Schloss Neuschwanstein ist eine davon
Julius Krebs und Sebastian Sperner lieben Fotos aus der Luft. Die beiden jungen Augsburger sind in ihrer Freizeit Drohnen-Fotografen. Aus ihrer Leidenschaft haben der Schüler, der nebenbei für eine Werbeagentur arbeitet, und der Ingenieur im Internet eine Plattform geschaffen, auf der sie Drohnen-Aufnahmen verschiedener Fotografen veröffentlichen. Im sozialen Netzwerk Instagram folgen bislang über 12 000 Menschen dem Stichwort (Hashtag) „#Germandrones“.
Die Bilder auf der Seite www.germandrones.eu und auf Instagram sind von atemberaubender Schönheit. Man sieht etwa türkisblaue Bergseen in Wäldern versteckt, das Muster eines Gletschers oder einen mächtigen Wal, der durch das Meer pflügt. Es sind besondere Einblicke, die aus der Perspektive von Drohnen dargeboten werden. „Für den Fotografen ist es der Reiz, mit Drohnen an Orte zu gelangen, die man sonst nie erreichen würde“, erklärt der 29-jährige Sperner. „Und als Betrachter ist man fasziniert von den Fotos, man ist sogar entrückt.“
Der Ingenieur und sein 19 Jahre alter Bekannter, Julius Krebs, besitzen selber Drohnen und veröffentlichen ihre Bilder gerne im Internet. Doch gerade auf Instagram fühlten sie sich bei der Flut an geposteten Fotos verloren. Auch waren sie der Meinung, dass andere tolle Drohnenaufnahmen in der Masse untergingen. „Wir wollten eine Gemeinschaft etablieren, in der die schönen Bilder gesammelt werden, und diese mit der Welt teilen“, erklären die beiden Augsburger den Hintergedanken von „Germandrones“.
„99 Prozent der Fotos sind Naturaufnahmen“, sagt Krebs. Das liege vor allem an den strengen Regelungen, an die sich Drohnenbesitzer halten müssten. Nicht jeder kann solch ein Fluggerät in den Himmel steigen lassen und längst nicht überall. „In fast jedem Land sind urbane Zonen verboten“, weiß Sperner. Die beiden Freunde kennen alle Vorschriften. Sie selbst ziehen klare Grenzen, sagen sie, um Privatsphären zu respektieren. „Und wenn Menschen in der Nähe sein sollten, fragen wir sie vorher.“
Wiegt eine Drohne zwei Kilo oder mehr, braucht man einen Führerschein und muss dabei einen Test bestehen, erklären beide. Einen Drohnen-Führerschein könne man in einer Modellflugschule machen. Zudem braucht jede Drohne eine Registrierungsnummer vom Luft- fahrtbundesamt und eine feuerfeste Plakette, auf der die Adresse des Eigentümers hinterlegt ist. Eine gesetzliche Haftpflichtversicherung ist ebenso vorgeschrieben. „In Deutschland dürfen Drohnen nicht höher als 100 Meter fliegen.“Sogenannte No-Fly-Zones müssen gemieden werden. „Dazu zählen eben Städte, Stadien und Menschenansammlungen. Auf Festivals etwa darf man nur mit einer Sondergenehmigung eine Drohne fliegen lassen.“Sperner und Krebs wissen, dass es unter Drohnen-Besitzern immer wieder schwarze Schafe gibt, die verbotenerweise Aufnahmen machen oder für gefährliche Situationen sorgen. Deshalb seien die Vorschriften mittlerweile streng.
So leicht käme man inzwischen sowieso nicht mehr mit einer Drohne in eine verbotene Zone. Denn die Software, mit deren Hilfe man fliege, und in der Kartendaten hinterlegt seien, lasse dies gar nicht mehr zu. „Dazu müsste man schon die Sensoren an der Drohne ausschalten.“Erst vor Kurzem war bei einem Spiel des FC Augsburg in der Nähe der WWK-Arena eine nicht angemeldete Drohne umhergeflogen. Der 46-jährige Besitzer, der damit Videoaufnahmen machte, bekam eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit. Die Polizei stellte die Drohne sicher. Die beiden jungen Augsburger distanzieren sich von so etwas. Naturfotografien sind ihnen sowieso am liebsten, wie sie betonen. Diese kämen auch am besten an. Wie diese einzigartige Aufnahme von Schloss Neuschwanstein, die einem Kunstwerk gleicht.
König Ludwigs Märchenschloss thront erhaben in der untergehenden Sonne auf dem Berg. Das Herbstlaub der Bäume leuchtet in Braun- und Rottönen, im Hintergrund geht die Abendsonne hinter den Bergen unter und taucht den Himmel in orangefarbenes Licht. Klar, das Bild des Fotografen Thierry Fiegle ist sicherlich bearbeitet. Das seien die meisten, betonen Sperner und Krebs. Dieses Foto sei auf ihrer Instagramseite „durch die Decke gegangen“. „Es hat einfach ein 1A-Farbenspiel.“Der Fotograf habe danach gleich 300 Abonnenten mehr gehabt.
„Germandrones“gibt es seit Januar dieses Jahres. Die zwei Freunde sagen, dass es derzeit die größte Plattform für Drohnenfotografie in
Die Regeln für Fotografen sind streng
Deutschland ist. Täglich würden sie mit Aufnahmen überschwemmt, aus denen sie dann aussuchen.
Wichtiges Kriterium: Sperner und Kraus nehmen nur Fotografen aus dem deutschsprachigen Raum. Noch verdienen sie mit ihrer Seite und dem Instagram-Account nichts. Ihr großes, nächstes Ziel sei es, 30 000 sogenannte Abonnenten (Follower) im sozialen Netzwerk zu haben. „Das ist die magische Grenze.“Dann schließen sie nicht aus, ihr Projekt doch noch zu monetarisieren. „Wir könnten Videos mit Anleitungen oder Tipps auf Youtube stellen und Werbung schalten lassen.“
Aber diese Zukunft, das wissen beide, hängt auch davon ab, ob die Benutzung von Drohnen weiter eingeschränkt wird.