Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schulz und Nahles die Leviten gelesen
Ein Königsbrunner SPD-Politiker sorgt in Berlin für Aufsehen
Königsbrunn/Berlin Ein junger Politiker aus Königsbrunn hat auf dem großen Parteitag der SPD in Berlin für Aufsehen gesorgt. Florian Kubsch las der Parteispitze wegen ihrer GroKo-Pläne die Leviten und war danach bei vielen Medienvertretern ein gefragter Mann.
Der 32-jährige Jurist sprang sozusagen von der Ersatzbank auf die große politische Bühne. Er war zunächst nur als Ersatzdelegierter der schwäbischen SPD für den Parteitag nominiert. Er rückte nach, entschloss sich vor Ort frühzeitig zu einer Rede und hatte Glück. Weil die Reihenfolge der Anmeldung ausschlaggebend war, kam Kubsch noch ans Rednerpult – als 29.
Dass sich der 32-Jährige dann vehement gegen eine Neuauflage der Koalition mit der Union aussprach, war wenig überraschend. Das entspricht der Position der SPD im Landkreis Augsburg, deren Vorsitzender der Stadt- und Kreisrat seit dem Frühjahr ist. Auch 2013 hatte sich die SPD im Augsburger Land schon gegen ein Regierungsbündnis mit der Union positioniert.
Auch etablierte SPD-Politiker aus dem Raum Augsburg hatten am Donnerstag in Berlin gegen eine neuerliche Koalition mit der Union Stellung bezogen. Die Augsburger SPD-Chefin und Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr stimmte nach eigenen Angaben ebenso für den Vorschlag der Jusos, eine Große Koalition auszuschließen, wie Harald Güller. Er hält die Unterschiede zwischen beiden Seiten für zu groß. Güller hat durchaus persönliche Erfahrungen mit Bündnissen mit den Konservativen. Unter seiner Regie arbeitet die SPD-Fraktion im Augsburger Kreistag mit der CSU zusammen und sichert in der meist sachorientierten und ideologiefernen Kommunalpolitik die Mehrheiten. Und Bahrs Augsburger SPD ist bekanntlich als Juniorpartner in die CSU-geführte Stadtregierung unter Kurt Gribl eingetreten.
Kommt es nun auch wieder in Berlin zum großen Bündnis? Ulrike Bahr und Harald Güller betonten gestern in Erklärungen, dass nach wie vor alles offen sei und es auf die Ergebnisse der Verhandlungen ankomme. Florian Kubsch ist da weniger zuversichtlich: „Ich befürchte, das hat jetzt so eine Dynamik, dass eine Koalition auch bei einem schlechten Verhandlungsergebnis nicht mehr zu stoppen ist.“