Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Meister der „dunklen Künste“
Gedankenleser Thorsten Havener versetzt das Gersthofer Publikum in ungläubiges Staunen
Programms. Und dieses Spiel brachte selbst die größten Skeptiker zum Schweigen, denn was sich Havener alles zum Ziel setzte, war schon in den Ansätzen mehr als unheimlich: Kann er den innersten Herzenswunsch eines jeden anwesenden Besuchers erraten? Kann er eine zufällig ausgewählte Dame dazu bringen, mit verbundenen Augen ein Spielkartendeck völlig intuitiv nach roten und schwarzen Karten zu sortieren? Und was kommt wohl dabei heraus, wenn beliebige Zuschauer den Namen, das Sternzeichen und den Beruf eines anderen zufällig ausgewählten Besuchers einschätzen sollten, während Havener bereits grinsend mit einem vorgefertigten Schriftstück auf die Antworten wartet? Zumindest sei gesagt: Es gab genügend Showeinlagen, die nur dann funktionierten, wenn ausnahmslos alle Besucher mitmachten, sodass jegliche Manipulation von vornherein ausgeschlossen war.
Havener arbeitet weder mit billigen Tricks noch mit eingeweihten Assistenten, sondern ist offensichtlich ein psychologisches Genie und ein wahrer Meister des Beobachtens, dem auch das unscheinbarste Zucken einer winzigen Muskelfaser eine Fülle an hilfreichen Informationen verrät.
Ein wahrlich gruseliger Höhepunkt dieser mitreißenden Show hatte allerdings auch mit körperlichen Dingen zu tun und jeder einzelne Gast konnte dabei mitmachen: „Pressen Sie jetzt Ihre Hände zusammen und verschränken Sie die Finger ineinander. Sie werden sie nicht mehr auseinanderbekommen…“Das Ergebnis dieses Experiments war faszinierend und verstörend zugleich.
Wie Thorsten Havener es anstellt, dass ihm selbst überkritische Leute bedingungslos zu gehorchen scheinen? Über seine Fähigkeiten sagte er nur lapidar: „Wir schöpfen nicht aus, was wir aus unserem Gehirn alles machen können. Talent wird hoffnungslos überschätzt. Was dagegen unterschätzt wird, sind die richtigen Methoden und der Fleiß des Übens.“
Dieser Showabend lebte gleichzeitig durch die lockere und witzige Art des Entertainers und war durchwegs von knisternder Spannung durchwoben. Und waren beim ersten Teil die Erwartungen noch von Ungewissheit geprägt, wurde Havener nach der Pause bereits mit lautstarken Jubelrufen begrüßt.
Mancher Besucher wird vielleicht dennoch eine schlaflose Nacht gehabt haben. Denn wie mag man sich wohl fühlen, wenn Thorsten Havener einem tief in die Augen blickt und mit ruhiger Stimme sagt: „Wenn ich dir zum dritten Mal die Hand geschüttelt habe, wirst du nicht mehr wissen, wie du heißt…“– unbegreiflich, erschreckend, aber doch auch „unheimlich“gut!