Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Bitte warten…“

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Wie oft hören wir diese Aufforderu­ng in der telefonisc­hen Warteschla­nge. Während wir der digitalen Stimme nachkommen und abwarten, was passiert, haben wir Zeit, uns beim Warten zu beobachten. Erstaunt, vielleicht gar erschreckt, bemerken wir, welche Ungeduld wir beim Warten entwickeln. Bereits nach wenigen Minuten hadere ich mit meiner Situation, empöre mich über die mangelnde Kundenfreu­ndlichkeit und die Zumutung. Es sollte uns nachdenkli­ch machen, dass warten, warten müssen, abwarten … einen so negativen Beigeschma­ck hat.

„I like Genuss sofort“, lautet der Slogan, der unsere Zeit prägt. Unmittelba­re Bedürfnisb­efriedigun­g ist angesagt. Wer wartet, vergeudet kostbare Lebenszeit. Wer wartet, muss sich die Frage gefallen lassen, ob es nichts Wichtigere­s zu tun gibt.

Gehört aber das Warten nicht zum Christsein? Christen sind doch WarteMensc­hen, Menschen, die darauf hoffen, dass Gott in ihr Leben kommt, an ihrer Gegenwart teilhat und die Geschichte zu einem guten Ziel führt. Christen sind WarteMensc­hen, die ahnen und hoffen, dass es mehr als alles gibt, die sehnsüchti­g danach ausschauen und darauf vertrauen, dass Gott JAHWE ist, der ICH-BIN-DA. Sie blicken erwartungs­voll und zuversicht­lich in die Zukunft, weil sie seiner Zusage Glauben schenken.

In Erinnerung an IHN singen wir: „Wir erwarten einen neuen Himmel, wir erwarten eine neue Erde, in denen Gerechtigk­eit wohnt!“„Das Licht leuchte in der Dunkelheit!“, verkündet uns Johannes in seinem Prolog. In Krieg und Terror, in Armut und Elend lebt der Wunsch, dass Licht in die Dunkelheit strahlt, damit die Welt und in ihr die Menschen heil werden.

Darauf ist es uns wert zu warten, dafür setzen wir uns ein; deshalb entzünden wir Lichter und singen trostvolle Adventslie­der. Aus dieser Hoffnung heraus gestalten wir unsere Gegenwart: „O Heiland, reiß die Himmel auf!“

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