Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum die Müllgebühren im Landkreis steigen werden
Abfall Fünfmal wurden die Preise in den vergangenen zwei Jahrzehnten gesenkt. Damit ist jetzt Schluss: Pro Tonne müssen Bürger nun monatlich mehr ausgeben. Was sich sonst noch ändert
Landkreis Augsburg Die Zeiten sinkender Abfallgebühren sind im Landkreis Augsburg fürs Erste vorbei: Seit 1996 wurden die Müllgebühren fünfmal in Folge um durchschnittlich jeweils 16 Prozent gesenkt. Ab dem 1. Juli 2018 folgt die Kehrtwende, denn dann steigen die Preise. Ein Durchschnittshaushalt wird monatlich einen Euro mehr ausgeben müssen. Das wurde in der gestrigen Sitzung des Werkausschusses im Landratsamt Augsburg klar. Die Mitglieder segneten den Vorschlag der Verwaltung einstimmig ab, bevor im Kreistag endgültig entschieden wird.
Günther Prestele und Sabine Schneider-Dempf leiten den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises. Sie stellten die Neuerung vor. Bisher komme der Landkreis „besonders günstig“davon, betonen die Werksleiter. Im Vergleich mit dem Landkreis Aichach-Friedberg oder der Stadt Augsburg zum Beispiel. Während im Nachbarlandkreis für die 60-Liter-Tonne, die alle zwei Wochen geholt wird, 108 Euro im Jahr verlangt werden, sind es im Augsburger Land für die 80-LiterVariante 144 Euro. Prestele erklärt: „Zu Augsburg sparen wir hier etwa 35 Prozent.“
Es gibt mehrere Gründe, warum die Gebühren steigen. Einerseits fällt die Deponie in Hegnenbach als Einnahmenbringer für den Abfallwirtschaftsbetrieb aus. Sie ist inzwischen geschlossen und rekultiviert. Andererseits gibt es neue Entwicklungen: Die Mülltonnen vor dem Haus werden nicht mehr wöchentlich, sondern im 14-Tage-Rhythmus geleert. Neu hinzu kommt eine große Tonne, die bis zu 240 Liter fasst.
Wie sich die Erhöhung auswirkt, lässt sich am besten anhand der 80-Liter-Tonne beschreiben. Sie zählt mit Abstand zum gebräuchlichsten Müllgefäß im Landkreis. Zunächst steigt die monatliche Grundgebühr für jede Wohneinheit um 50 Cent auf 4,65 Euro. Ab Sommer fällt für die Tonne dann eine Jahresgebühr von 101,88 Euro an statt wie bisher 89,52 Euro. Umgerechnet auf den Monat bedeutet das 1,03 Euro an Mehrkosten.
Bis jetzt sind die Müllgebühren unter dem Niveau von vor 25 Jahren (siehe Grafik) – und das, obwohl die Altpapier- und Biotonne vor sieben und vier Jahren ohne weitere Zusatzkosten eingeführt worden sind. „Dieser Entwicklung muss man Rechnung tragen. Jetzt muss rechtzeitig gegengesteuert werden“, erklärt Prestele.
Die Ausschussmitglieder haben dieser Anpassung einstimmig zugestimmt. Lorenz Müller (CSU) sagte: „Die Erhöhung ist für meine Begriffe moderat und akzeptabel. Dass wir bisher so wenig bezahlen mussten, liegt in der sehr effektiven wirtschaftlichen Arbeit des Abfallwirtschaftsbetriebs.“Er betonte zudem das Plus an Leistungen aus den Vorjahren. Franz Neher (SPD) befürworte zwar eine „Kontinuität der Preise“, fand aber auch, dass nach fünfmaliger Senkung nun eine Anhebung in Ordnung gehe. Jürgen Schantin (FDP) fasste zusammen: „Keiner möchte eine Erhöhung, aber hier ist sie gerechtfertigt.“Dass nicht nur das Leerungsintervall auf zwei Wochen ausgeweitet wird, sondern zudem gleichzeitig neue Gebühren anfallen, hält er für unglücklich. Die Änderung soll ab Sommer in Kraft treten und für drei Jahre gelten. Dann sind die Gebühren wieder auf dem Niveau von 2011 und nur leicht über denen von vor zwei Jahrzehnten. »Kommentar