Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ex Abgeordnete wird Vize
Schulen Ministerium vergab Posten in Gersthofen ohne Ausschreibung an CSU-Politikerin. So begründet es dies
Die frühere CSU-Bundestagsabgeordnete Iris Eberl soll zum Februar neue stellvertretende Leiterin des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen werden.
Gersthofen Die frühere Bundestagsabgeordnete Iris Eberl soll zum Februar neue stellvertretende Leiterin des Paul-Klee-Gymnsaiums in Gersthofen werden. Das bestätigte das Kultusministerium in München gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Der seit Sommer vakante Posten des ständigen Vertreters von Schulchef Peter Krauß war nicht ausgeschrieben, sondern über eine direkte Berufung vom Ministerium an die CSU-Politikerin vergeben worden.
Die 59-jährige Eberl war vor ihrer Zeit als Abgeordnete Lehrerin für Mathematik und Wirtschaft am Gymnasium in Aichach. Überdies hatte sie als Oberstudienrätin dort die Funktion einer Mittelstufenbetreuerin. Politisch trat sie vor allem bei der Frauen-Union in Erscheinung, wo sie im Bezirks- und Landesvorstand sitzt. Im Frühjahr 2015 rückte sie für den zurückgetretenen Peter Gauweiler in den Bundestag nach. Als Listenkandidatin ohne eigenen Wahlkreis gelang ihr 2017 der erneute Sprung nach Berlin nicht mehr. Sie „werde wohl in den Schuldienst zurückkehren“, sagte die zweifache Mutter wenige Tage nach der Bundestagswahl.
So wie es aussieht, kehrt Eberl nach knapp dreijähriger Pause im Februar 2018 als Studiendirektorin zurück. Ihr neuer Posten am Gersthofer Paul-Klee-Gymnasium ist besser dotiert als die Stelle in Aichach. Bei ihren neuen Kollegen kam Eberls Berufung nach Angaben eines Insiders „nicht so gut rüber“. Häufiger werden derartige Posten nämlich erst nach einer Ausschreibung vergeben. Das bedeutet: Mehr Bewerber haben eine Chance, zum Zuge zu kommen. Schulleiter Peter Krauß wollte sich gestern zu Eberls Berufung nicht äußern und verwies auf das Kultusministerium.
Dort beruft man sich auf das im Grundgesetz verankerte Benachteiligungsverbot für Bundestagsabgeordnete. Nach Darstellung des Ministeriums hatte sich die Aichacherin bereits vor ihrem Einzug in den Bundestag im April 2015 auf eine stellvertretende Schulleiterstelle beworben. Bei insgesamt fünf Terminen habe sie aufgrund ihres Abgeordnetenmandats passen müssen, wäre aber laut Ministerium an mindestens einem Gymnasium zum Zuge gekommen. „Zur Vermeidung eines laufbahnrechtlichen Nachteils war Frau Eberl daher nach dem Ende ihres Mandats zur ständigen Stellvertreterin an einem staatlichen bayerischen Gymnasium zu bestellen. Deshalb unterblieb eine Ausschreibung“, teilte das Ministerium gestern mit. Im Zuge seines „Organisationsermessens“habe das Ministerium Frau Eberl ans PaulKlee-Gymnasium versetzt.
Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte eine Ministeriumssprecherin, dass es vergleichbare Verfahren auch bei anderen Gruppen gebe, um sie vor Nachteilen zu schützen – zum Beispiel bei Personalräten.
Iris Eberl selbst sprach gestern Abend gegenüber unserer Zeitung von einem „ganz normalen Vorgang“. Ende Januar ende ihre Übergangszeit als Abgeordnete, und dann müsse sie zurück in den Schuldienst. Sie sei froh, dass das Kultusministerium für sie in Gersthofen eine Verwendung gefunden habe. „Denn Bayern ist groß.“»Kommentar