Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Streben in die Ferne
Ausstellung Drei Künstler widmen sich im Gersthofer Rathaus den „Luftwurzeln“
Gersthofen Unter Wurzeln stellt man sich gemeinhin jene Strukturen vor, die den Pflanzen ihre Standfestigkeit im Erdboden verleihen und die sie mit Nährstoffen versorgen. Unter dem Motto „Luftwurzeln“findet derzeit eine Ausstellung des Kulturkreises im Gersthofer Rathausfoyer statt. Sie vereint Arbeiten von Inge Lemmerz, Renate Kutke und Ulrich Sobeck
Luftwurzeln dienen meist der Wasser- und Nährstoffaufnahme aus der Luft und zum Teil der Fixierung der Pflanzen auf dem Substrat. Solche Luftwurzeln wachsen beim gleichnamigen Bild von Inge Lemmerz aus dem Rücken einer dunklen, sitzenden Figur. Diese erhält durch sie türkise Flügel – Luftwurzeln als Symbol dafür, Grenzen zu überschreiten, sich fernen Zielen hinzugeben.
Neben abstrakten Landschaften fasst die Malerin Inge Lemmerz das Thema mitunter auch nahezu wörtlich auf: Das dreiteilige Gemälde „björkar“zeigt eine charakteristische Moorlandschaft, aus der Birken in die Höhe streben. Lebenswurzeln in die Luft strecken auch die abstrakten Arbeiten unter dem gemeinsamen Titel „Der Traum vom Fliegen“.
Fest greifbar wiederum sind die Luftwurzeln von Ulrich Sobeck: Der Künstler hat ein großes Stück Schwemmholz mit schwarzem Draht umwickelt, „Luftwurzeln“überziehen das Fundstück. Das Skulpturentrio „Connected“bezieht seine Kraft gleichsam auch aus einer Luftwurzel: Die lebensgroß ausgeführten, filigranen menschlichen Figuren sind geknüpft aus Stromkabeln.
Noch bemerkenswerter erscheinen kleine Menschen, die Sobeck aus gewickeltem schwarzem Draht gestaltet und die er in verschiedenen Lebenssituationen zeigt. So leistet eine dieser Figuren einer anderen beim Handstand „Hilfestellung“. Ein anderes dieser drahtigen Menschlein zeigt sich beim Kopfstand „Geerdet.“Aus der Reihe dieser filigranen, im weiteren Sinne gegenständlichen Menschendarstellungen ragt die Arbeit „Engel“heraus. Dieses himmlische Wesen wird symbolisiert durch einen Stein, der zwischen zwei scharfen Stahlspitzen stecken geblieben ist.
Renate Kutke wiederum kombiniert für ihre Gemälde verschiedene Stoffe; Ausgangsmaterial ist immer die Acrylfarbe. Satte Brauntöne – gewonnen durch Rost – kennzeichnen den Frauenakt „Frohnatur“. Eine weite weiße Winterlandschaft wiederum ist „So weit, so gut“. Erst im Hintergrund schweben feine Linien wie auf Luft, schaffen so eine Perspektive zur „Schneefläche“.
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Ausstellung „Luftwurzeln“, bis Frei tag, 12. Januar, jeweils Montag von 8 bis 12 und 13.30 bis 16.30 Uhr, Dienstag und Freitag 8 bis 12 Uhr, Mittwoch 8 bis 13 Uhr sowie Donnerstag von 8 bis 12 und 13.30 bis 18 Uhr im Foyer des Rathauses Gersthofen.