Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die mit dem Fuchs geht
Porträt Seit 25 Jahren trägt Barbara Seitz in Schlipsheim die Zeitung aus. Immer wieder gab es ungewöhnliche tierische Begegnungen. Einmal beobachtete sie sogar eine Kuh auf dem Glatteis
Neusäß Schlipsheim Wenn die meisten Menschen noch im Bett schlummern, ist sie schon auf den Beinen: Barbara Seitz trägt seit 25 Jahren die Zeitung in Schlipsheim und Kreppen aus. Manchmal hat sie auch ein Fuchs begleitet. „Er hat an einer Straße auf mich gewartet und ist dann mitgegangen“, erinnert sich Seitz, die am 25. Dezember 78 Jahre alt wird. Was für die einen eine unheimliche Begegnung sein mag, umschreibt Seitz mit einem Wort: „Schön.“Zumal der Fuchs irgendwann auch seinen Nachwuchs mitbrachte. Gemeinsam mit dem Jungfuchs ging es durch die Schlipsheimer Straßen. Für Barbara Seitz war es übrigens nicht die einzige tierische Begegnung. Vor Jahren folgte ihr im Sommer ein Labrador auf Schritt und Tritt. Plötzlich stand er neben ihr und wich ihr dann nicht mehr von der Seite.
Seitz wollte ihn schon nach Hause mitnehmen, um dann ihren Schwiegersohn um Rat zu fragen. Doch plötzlich war der Labrador wieder weg. Später entdeckte ihn die Zeitungsausträgerin, die mittlerweile auch die Post der Logistic Mail Factory zustellt, in der Dorfmitte von Schlipsheim wieder. Wie sich herausstellte, war der Hund dem Herrchen entwischt.
Auch eine Kuh hatte sich frühmorgens einmal alleine auf den Weg gemacht: Sie war aus einem Stall ausgebüxt. Damit nicht genug: An diesem Morgen hatte es Glatteis in Schlipsheim, erzählt Barbara Seitz. Das Rindvieh kam deshalb kaum vor noch zurück. Seitz beobachtete das rutschende Tier, wie es sich von der Straßenmitte mühsam in Richtung eines Hauses bewegte und dann mehrere Treppenstufen hinauf in Richtung eines Vorgartens bewältigte. Warum sich die Kuh ausgerechnet dieses schwere Hindernis ausgesucht hatte? „Man weiß es nicht“, sagt Seitz. Sie klingelte damals jedenfalls den Landwirt aus dem Haus, der dann seine Kuh wieder zurückführte. „Zum Glück hatte sie sich nichts gebrochen“, erinnert sich Seitz. Sie selbst war dagegen schon mehrfach gestürzt und hatte sich dabei Handbrüche zugezogen. Ihre Zeitungstouren beendete die gelernte Schneiderin trotzdem. Sie ist eben hart im Nehmen. Und sie ist froh über den Job als Austrägerin. Denn die gezählten 25000 Schritte jeden Morgen zwischen 3 und 6 Uhr halten die bald 78-Jährige fit. Durch die Bewegung reguliere sich sogar ihr Alterszucker, sagt sie. „Ich muss nichts einnehmen“, berichtet Seitz, die die Empfehlung ihres Arztes beherzigt: „Ich soll laufen, solange ich kann.“Gerne auch wieder einmal mit Fuchs oder einem braven Hund.