Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sensemble
Immer ausverkauft
Der Theaterleiter erinnert sich: Zu Beginn gab es einen ähnlichen Ansturm. Das frisch gegründete Sensemble, noch ohne feste Spielstätte, gab in den Jakoberwallanlagen die Komödie „Gatte gegrillt“und innerhalb kürzester Zeit waren alle Vorstellungen ausverkauft. Das war 1997. Nun herrscht seit September durchgehend ein solcher Ansturm am Haus. Das Theater spielt, so viel es kann, fast alle Vorstellungen sind ausverkauft. „Wir hatten im Herbst doppelt so viele Zuschauer wie im Vorjahr“, sagt Theaterleiter Sebastian Seidel.
Eine einzige schlüssige Erklärung für diese Entwicklung hat Seidel nicht. Er glaubt, dass mehrere Faktoren zusammenkommen. Ein gewichtiger Grund sei, dass sich die höhere städtische Förderung auszahle. „Wir haben dadurch die Möglichkeit, mehr in die Werbung zu investieren.“Seidel führt aber auch noch weitere Gründe für das Zuschauerplus an. „Die Stadt wächst beständig, wir können mehr Menschen erreichen.“Dann sei möglicherweise auch das Publikum des Theaters Augsburg mobiler geworden. Es müsse sich an die Ausweichspielstätten gewöhnen, vielleicht komme der eine oder andere zusätzlich auch noch ins Sensemble. „Wir stellen in jeder Vorstellung fest, dass neue Menschen zu uns kommen“, sagt Seidel.
Der Blick in die Zukunft zeigt, dass es in dieser Spielzeit so weitergehen könnte. Die ersten drei Vorstellungen der Uraufführung „Lost in Transit“Ende Januar sind bereits ausverkauft. Theaterleiter Sebastian Seidel hat das Stück geschrieben. Auch für die Premiere von „Der kalte Hauch des Geldes“, die Sensemble-Produktion im Rahmen des Brechtfestivals, gibt es nur noch Karten an der Abendkasse, falls nicht alle bereits angemeldeten Zuschauer zur Premiere kommen.
Durch die höhere Förderung kann Seidel einzelne Produktionen anders kalkulieren. „Früher konnten wir fast nur Zwei-Personen-Stücke spielen.“Schon bei drei Darstellern auf der Bühne hätten sich die Vorstellungen nicht mehr gerechnet. Dafür hätten die Einnahmen selbst im ausverkauften Haus nicht gereicht. In den größeren Theatersaal passen 100 Zuschauer. In der Brechtfestival-Produktion wirken nun fünf Darsteller mit, beim Stammpublikum des Theaters kommt das gut an. Sie bekommen mehr Abwechslung und mehr zu sehen. Auch für die Bühnenbilder kann Seidel mit seinem Team einen höheren Aufwand betreiben.
Organisatorisch führt die große Nachfrage das Theaterhaus an den Rand der Belastungsgrenze. Durch zusätzliche Vorstellungen fällt mehr Arbeit an, die das kleine Team – neben den Schauspielern vier hauptamtlich Angestellte (inklusive des Theaterleiters) stemmen muss. „Neues Personal für ein Theater ist schwer zu gewinnen. Wer möchte schon solche Arbeitszeiten? Wir arbeiten immer abends und immer an den Wochenenden.“Trotzdem: Die Freude über den großen Zuspruch überwiegt eindeutig.
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Karten Für die Zusatzvorstellung der Kult Komödie „Der Messias“von Pa trick Barlow am 28. Dezember um 20.30 Uhr im Sensemble gibt es noch Karten, außerdem für die Wiederaufnah me von „Oskar & die Dame in Rosa“am 12., 13., 19. und 20. Januar.