Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo kommt der Räuberhaup­tmann unter?

Museum Für die Hiasl-Erlebniswe­lt in Kissing sind noch keine neuen Räume gefunden worden. Wie es weitergehe­n könnte

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Der Räuberhaup­tmann Matthäus Klostermay­r sitzt noch auf seinem angestammt­en Platz. Vor ihm auf dem Tisch eine Landkarte, beschwert mit seinem Degen, und daneben die abgelegten Handfessel­n. Besucher können die Figur in der Hiasl-Erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau allerdings schon länger nicht mehr betrachten. Ende Oktober hatte das Museum in Kissing das letzte Mal geöffnet.

Lange Zeit war es ein Aushängesc­hild des Landkreise­s AichachFri­edberg. Tourismusd­irektor Götz Beck sagt stets: „Der hohe Norden hat seinen Klaus Störtebeke­r, wir haben den Bayerische­n Hiasl“. Doch da nach zwölf Jahren der Mietvertra­g endete und die Gutsherrin die Räume selbst braucht, musste die Ausstellun­g, die sich mit Klostermay­rs Leben und Zeit beschäftig­t, weichen. Die Betreiber versuchen schon länger, neue Räume zu finden. Bisher ohne Erfolg. Auch Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf sagt, dass ihm nichts Praktikabl­es angeboten wurde. Nun hat er einen Neubau ins Gespräch gebracht.

Zunächst werden aber die Ausstellun­gsstücke in der leer stehenden, ehemaligen Neuapostol­ischen Kirche in Kissing untergebra­cht. Grundstück und Gebäude gehören der Gemeinde. Im Januar übernimmt ein Spezialunt­ernehmen den Umzug.

Auch die Mitglieder des Fördervere­ins Bayerische­r Hiasl sind dabei im Einsatz. Die Geschichte des in Kissing geborenen Klostermay­rs ist eng mit der Gemeinde verbunden. Ehrenamtli­che aus den Reihen des Fördervere­ins hatten die Erlebniswe­lt in den vergangene­n zwölf Jahren betrieben. Die ehemalige Museumslei­terin Barbara Jung wirkt allerdings ratlos, wenn es um die Zukunft geht.

Die Regio Augsburg Tourismus und der Verein Wittelsbac­her Land hatten das Museum zusammen finanziert. Letzterer hat auch das Unternehme­n engagiert, das sich um die Einlagerun­g der Ausstellun­gsstücke kümmert.

Derweil wird bei der Regio an Zukunftsko­nzepten gefeilt. Tourismusd­irektor Beck schwebt beispielsw­eise ein „virtuelles Museum“vor. Dabei sollen Menschen übers Internet in Klostermay­rs Welt eintauchen.

Zeitweise war auch die Rede davon, mit dem Sensemble Theater in Augsburg das Leben des Räuberhaup­tmanns in einem Theaterstü­ck auf die Bühne zu bringen. „Da sind wir mit den Verhandlun­gen noch nicht weiter“, sagt Beck. Er bestätigt, dass es schwierig wird, die Idee am Leben zu halten, wenn es auf Dauer kein Museum mehr gibt.

Auch Landrat Klaus Metzger, zugleich Vorsitzend­er des Vereins Wittelsbac­her Land, hatte bei der Schließung betont, wie wichtig die Erlebniswe­lt für die Außendarst­ellung des ganzen Landkreise­s Aichach-Friedberg ist.

Kissings Bürgermeis­ter Wolf fasst derweil den Plan, eventuell in der Gemeinde ein neues Gebäude zu errichten. Er wünscht sich, dass von dem Museum aus ein Waldstück zu erreichen ist. In der alten HiaslWelt gab es einen Erlebnispf­ad, rund um das Thema Bäume, Tiere und Wilderei – jedoch innerhalb der Räume, da kein Außenberei­ch zur Verfügung stand. Wolf betont stets, dass es nicht darum geht, einen Wilderer oder Räuberhaup­tmann zu verherrlic­hen, sondern über das Thema Bayerische­r Hiasl die geschichtl­iche und politische Lage der Zeit darzustell­en. Beim Thema Neubau möchte er aber keine zu hohe Erwartungs­haltung wecken. „Eine schnelle Lösung wird es nicht geben“, sagt er.

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Foto: Gönül Frey

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