Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein schmaler Grat für die Organisationen
Hilfsorganisationen sind darauf angewiesen, neue Mitglieder zu akquirieren, sie müssen sich in den meisten Fällen selbst darum kümmern. Es ist zunächst einmal nicht verwerflich, dass Vereine im gesetzlichen Rahmen um Mitglieder werben, sei es am Telefon, an der Haustür, in der Fußgängerzone. Es bleibt ja jedem überlassen, ob er sich auf ein Gespräch einlässt.
Der Grat zwischen engagierter Akquise und empfundener Belästigung ist allerdings ziemlich schmal – und auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Man braucht jedenfalls eine gewisse Portion Gelassenheit, damit es einem beispielsweise nicht auf den Wecker geht, in Fußgängerzonen angequatscht zu werden, wenn man gerade nur etwas einkaufen will oder einen Zug erwischen muss. Die meist jungen Menschen, die an den Infoständen um die Aufmerksamkeit von Passanten kämpfen, sind oft nicht Mitglied der jeweils beworbenen Hilfsorganisation, werden karg bezahlt und erhalten Provisionen pro Abschluss – was erklärt, warum sie teils etwas übermotiviert wirken, wenn sie Fußgänger in ein Gespräch verwickeln wollen. Dass mittlerweile viele Hilfsorganisationen mit ähnlichen Methoden (und teils den gleichen privaten Dienstleistern) um neue Mitglieder buhlen, macht es einem nicht unbedingt leichter, abseits bekannter und etablierter Vereine zu erkennen, ob es sich um seriöse Angebote handelt oder nicht. Verbraucherschützer empfehlen, Informationen genau zu prüfen und desto zurückhaltender zu sein, je aufdringlicher geworben wird. Das klingt nach einer guten Faustregel.