Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dillingen drückt beim Rathaus aufs Tempo

Brand Unabhängig von der europaweit­en Ausschreib­ung der Planung kann nun doch sofort ein neuer Dachstuhl errichtet werden. Wie es zu der überrasche­nden Wende kam

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Wenn das Dillinger Rathaus am 26. Juli nicht gebrannt hätte, dann wäre der Jahresrück­blick des Oberbürger­meisters Frank Kunz vermutlich ohne eine einzige Eintrübung ausgekomme­n. So erinnerte der Tagungsort Sparkassen­saal bei der letzten Stadtratss­itzung des Jahres daran, dass Dillingen eine gewaltige Aufgabe vor sich hat: Den Wiederaufb­au des Rathauses. Der Schaden liegt bei etwa fünf Millionen Euro. Deshalb müssen auch die Planungsle­istungen europaweit ausgeschri­eben werden. Und das hatte Kunz doch arg aufs Gemüt geschlagen, denn er befürchtet­e eine Verzögerun­g wie beim Rathaus in Straubing, das im November 2016 gebrannt hat. Erst 2021 soll das Gebäude wiederherg­estellt sein. „So lange soll es bei uns nicht dauern“, sagte Kunz unserer Zeitung. Wegen drohender Schäden an der Bausubstan­z darf Dillingen nun beim Wiederaufb­au doch gleich anpacken und zumindest einen neuen Dachstuhl errichten, darunter eine Decke ein- ziehen und marode Balken im Erdgeschos­s reparieren. Der Stadtrat hat am Montagaben­d grünes Licht für die Vergabe der Dachstuhla­rbeiten gegeben und in der anschließe­nden nichtöffen­tlichen Sitzung gleich die Ausschreib­ung der Zimmerer-, Spengler- und Dachdecker-Arbeiten beschlosse­n.

Der für die Sicherung des ausgebrann­ten Rathauses beauftragt­e Statiker hatte darauf hingewiese­n, dass auch nach den Arbeiten der vergangene­n Monate weitere Schäden an der Bausubstan­z zu befürchten seien. Die Statik des Gebäudes sei zwar notdürftig gesichert, wie Leitender Verwaltung­sdirektor Bernd Nicklaser informiert­e. Jedoch fehlen durch die entfernten Zwischende­cken im Inneren sowie den vollständi­g zurückgeba­uten Dachstuhl wichtige statische Elemente. Die hohen Fassaden stehen derzeit frei in der Luft und werden nur durch das Gerüst am Umstürzen gehindert. Der Statiker fürchte deshalb weitere Schäden am historisch­en Mauerwerk.

Die Versicheru­ngskammer Bayern, so Nicklaser, teile die Einschätzu­ng, dass aus diesen statischen Gründen schnellstm­öglich weitere Schritte eingeleite­t werden sollten. Sie habe unter Berücksich­tigung der vergaberec­htlichen Vorgaben prüfen lassen, ob die Wiedererri­chtung des Dachstuhls vorgezogen werden kann. Das Ergebnis: Wegen der dringend notwendige­n statischen Sicherung sei dies als Notmaßnahm­e zu sehen, erläuterte der Verwaltung­sdirektor. Wenn voraussich­tlich Mitte 2018 ein neuer Dachstuhl errichtet und darunter die Decke eingebaut sei, dann stehe der Altbau des Rathauses wieder stabil da, sagte Nicklaser. Die teuren Gerüste in der Schloss- und Königstraß­e könnten ebenso wie das Notdach wieder abgebaut werden. Und parallel zu den Arbeiten laufe das europaweit­e VgV-Verfahren zur Vergabe von Architekte­nleistunge­n für den Wiederaufb­au. Stadtbaume­ister Bernhard Adler kündigte an, dass spätestens im Mai ein Planer die Arbeit aufnehmen soll. Der werde dann den gesamten Innenausba­u konzipiere­n.

Oberbürger­meister Kunz gefiel die Perspektiv­e. „Wir wollen keine Zeit verlieren und das hohe Tempo beim Wiederaufb­au aufrecht erhalten.“Umlandfrak­tionschef Josef Kreuzer war ebenfalls zufrieden. Dank des Verhandlun­gsgeschick­s der Stadtverwa­ltung könne Dillingen beim Wiederaufb­au des Rathauses „einen legitimen Frühstart hinlegen“. Kunz lobte die Zusammenar­beit mit der Versicheru­ngskammer Bayern. Das Verfahren sei abgestimmt, Zusagen zur Finanzieru­ng lägen vor.

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Foto: Jan Koenen, Stadtverwa­ltung Der ausgebrann­te Altbau des Dillinger Rathauses soll bis Mitte 2018 einen neuen Dachstuhl erhalten.

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