Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf den Spuren des Sensenmanns
Schule Das Projekt-Seminar „Tod“des Paul-Klee-Gymnasiums beschäftigt sich mit einer eigenen Ausstellung zu dem heiklen Thema
Gersthofen Das Licht ist dämmrig, die Atmosphäre düster. Aus einer Ecke starren die schwarzen Augen eines Raben. Ein Sarg steht bereit, vom Galgen baumelt ein Strang – der Tod lädt ein „zu einem Rundgang durch die Abgründe seines Wesens“.
Der Tod: Mit diesem „großen Thema“beschäftigt sich ein ProjektSeminar der zwölften Klasse am Gersthofer Paul-Klee-Gymnasium. Einer der beiden betreuenden Lehrer ist Gerhard Sailer aus der Fachschaft Biologie und Chemie. Sein Projektpartner Peter Weis unterrichtet am Gymnasium Deutsch, Geschichte und Ethik: „Damit kann das breite Thema fachübergreifend angegangen werden.“
Zehn Schüler arbeiten gemeinsam an dem Projekt, seit sie in die elfte Klasse gekommen sind. Bereits nach vier Wochen stand fest: Eine Ausstellung soll es werden. Zur Vorbereitung besuchte das Seminar ein Museum, holte sich Anregungen. Einzeln oder zu zweit spezialisierten sich die Schüler auf verschiedene Teilbereiche: der Tod in der Malerei, im Film, in der Musik. So haben die Zwölftklässler Julius Rüssel und Daniel Spajic ein sechsminütiges Video entwickelt: Darin wird gezeigt, wie der Tod mit verschiedenen Stilmitteln dargestellt werden kann – wie das Sterben ernst oder auch makaber wirkt. Bei der Ausstellung läuft das Video in Dauerschleife, abgesehen davon klingt schaurige Musik im Hintergrund. Der Tod wird außerdem aus Sicht der Religionen und der Biologie dargestellt: Todessymbole wie das Kreuz, ein präparierter Waldkauz und ein Rabe hängen aus. Auch eine konservierte Schlange gehört der Sammlung an, eine Leihgabe der Fachschaft Biologie, genauso wie das Skelett – mit dem Umhang einer Schülerin und der Sense aus Gerhard Sailers Garten wird es zum Todesboten. Auf diese Weise spielen die Organisatoren mit einer düsteren Symbolik. Sie geben dem Tod eine Stimme, die in einer Textpassage am Eingang spricht: „Willkommen in meinem Reich! Lernen Sie mich kennen, wie ich Ihnen vielleicht noch nie begegnet bin…“
Ein Sarg, Urnen und weitere Ausstattung wurden vom Bestattungsdienst der Stadt Gersthofen beigesteuert, die Beleuchtung für Textpassagen und Exponate stammt von der Fachschaft Musik. Weitere Stücke der Sammlung haben Schüler und Lehrer selbst gebaut: So auch die Podeste für die Exponate und den Galgen – das Hinrichtungsinstru- ment gehört zum Teilbereich der Todesstrafe, dort werden auch die Giftspritze und der elektrische Stuhl vorgestellt. Dazwischen hängt ein Plakat von Amnesty International: „Die Todesstrafe stoppen. Jetzt.“
Familien, Kooperationspartner und Lehrer hatten bereits die Gelegenheit, den Ausstellungsraum in einem Container der Schule zu besuchen. „Hier haben wir Platz und sind ungestört“, begründet Sailer die Wahl der Räumlichkeiten. Der Lehrer hat viel Spaß an der gemeinsamen Arbeit mit den Schülern.
Doch warum haben sich zehn junge Menschen ausgerechnet für ein Seminar zum Thema „Tod“entschieden, wenn noch viele andere Projekte zur Wahl standen? Julius Rüssel und Daniel Spajic haben den Schwerpunkt gewählt, weil sie ihn am spannendsten fanden. Zwölftklässlerin Mehlika Akgün wirkt ebenfalls bei dem Seminar mit und sagt: „Ansonsten wird der Tod nicht allzu viel in der Schule behandelt.“