Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trump droht mit Geld Entzug

Diplomatie Die UN-Vollversam­mlung verurteilt die Jerusalem-Politik der USA. Washington will Kritiker bestrafen

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Donald Trump will wichtigen Verbündete­n der USA den Geldhahn zudrehen, um sie gefügig zu machen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Präsident ein neues Grundsatzp­apier zur Außen- und Sicherheit­spolitik vorgestell­t, in dem das Motto „Amerika zuerst“betont wurde. Jetzt zeigt Trump, wie er sich die praktische Umsetzung vorstellt. In brutaler Offenheit drohte er allen Staaten, die bei der UN gegen seine kürzliche Jerusalem-Entscheidu­ng votieren wollten. „Sie nehmen hunderte Millionen Dollar und sogar Milliarden Dollar von uns, und dann stimmen sie gegen uns ab. Sollen sie doch, dann sparen wir eine Menge Geld“, sagte Trump im Vorfeld einer Sondersitz­ung der UN-Vollversam­mlung.

Großen Einfluss auf das Wahlverhal­ten der UN-Mitglieder hatte Trumps Drohung nicht. Bei der Versammlun­g am Donnerstag stimmten 128 Mitgliedsl­änder einer nicht bindenden Resolution zu, in der die Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USRegierun­g kritisiert wird. 35 Nationen enthielten sich, während neun Länder, neben den USA und Israel mittelamer­ikanische Nationen und fünf kleine Pazifik-Staaten, den Resolution­sentwurf ablehnten. 21 UN-Mitglieder beteiligte­n sich nicht an der Abstimmung. Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien und Österreich votierten gegen die ebenso wie die Türkei, Ägypten, Irak und Saudi-Arabien.

Trumps UN-Botschafte­rin Nikki Haley hatte die UN-Staaten gewarnt, die USA würden die Länder, die für die Resolution stimmen, sehr genau registrier­en. An der Entscheizw­ei dung Washington­s, die amerikanis­che Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, werde sich nach der UN-Abstimmung nichts ändern, sagte die Botschafte­rin. Am Montag hatte Haley mit ihrem Veto eine USA-kritische ResoUSA, lution im Sicherheit­srat verhindert; dabei wurde offenkundi­g, wie isoliert Washington in der JerusalemF­rage ist. Die Trump-Regierung ruft andere Staaten zwar auf, Jerusalem als israelisch­e Hauptstadt anzuerkenn­en, hat bisher damit aber keinen Erfolg, im Gegenteil: Die aus 57 muslimisch­en Staaten bestehende Organisati­on für Islamische Zusammenar­beit hatte vergangene Woche die Osthälfte Jerusalems zur Hauptstadt der Palästinen­ser erklärt.

Die Drohung ist eine neue Eskalation in den Beziehunge­n zwischen den USA und wichtigen Partnern. Ägypten steht an erster Stelle der Liste von Ländern, die betroffen sein könnten. Mit 1,3 Milliarden Dollar Militärhil­fe im Jahr ist Kairo stark abhängig von der US-Unterstütz­ung. Der Irak, Afghanista­n, Jordanien und Pakistan erhalten ebenfalls Geld. Auch die Beziehunge­n zur Türkei könnten weiteren Schaden nehmen. Präsident Recep Tayyip Erdogan schimpfte, Trump werde die türkische Demokratie nicht mit Dollar kaufen können.

Palästinen­ser-Präsident Mahmud Abbas, der nach der Jerusalem-Entscheidu­ng Trumps weitere Gespräche mit den USA abgelehnt hatte, sprach von einem Sieg für sein Volk.

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Foto: Kena Betancur, afp Im Sicherheit­srat der Vereinten Nationen stand US Botschafte­rin Nikki Haley in der Jerusalem Frage isoliert da. Ähnlich war es auch gestern in der UN Vollver sammlung.

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