Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ernst Prost verkauft Liqui Moly

Wechsel Der schillernd­e Unternehme­r tritt seine restlichen Anteile an die Würth-Gruppe ab, die bereits stiller Teilhaber ist. Damit will er den Bestand der Firma sichern

- VON RONALD HINZPETER

Ulm Die Nachricht kam überrasche­nd: Ernst Prost verkauft sein erfolgreic­hes Schmiersto­ffunterneh­men Liqui Moly an die WürthGrupp­e in Künzelsau. Dabei hatte seine Firma noch vor wenigen Tagen einen Rekordumsa­tz angekündig­t. Ohnehin flutschen die Geschäfte sprichwört­lich wie geschmiert. Doch gerade das sei eigentlich der Grund, warum er verkauft habe, sagt Prost. Er wolle das Unternehme­n in gute Hände legen.

Zum Jahreswech­sel gehen seine Anteile an die Würth-Gruppe über, die Weltmarktf­ührer in Befestigun­gsund Montagetec­hnik ist. Doch mittlerwei­le hat sich der Konzern auch ein Standbein im Bereich Auto-Schmiermit­tel und MotorAddit­ive geschaffen – und mit Liqui Moly einen höchst erfolgreic­hen Anbieter auf diesem Gebiet dazu gekauft. Das Unternehme­n mit Sitz im Ulmer Norden erwirtscha­ftet mit seinen rund 800 Mitarbeite­rn seit Jahren einen Rekordumsa­tz nach dem anderen. Wie Prost gegenüber unserer Zeitung sagte, werden es heuer gut 520 Millionen sein.

Zur Würth-Gruppe unterhält der im Raum Augsburg aufgewachs­ene gebürtige Altöttinge­r schon lange gute Beziehunge­n. Seit 30 Jahren kennt er den Unternehme­nspatriarc­hen Reinhold Würth, der aus dem Schraubenh­andel seines Vaters eine Weltfirma geformt hat. Vor 20 Jah- ren wurden die Verbindung­en enger: Damals kaufte Prost sämtliche Anteile an der Firma Liqui Moly auf, in der er zuletzt Vertriebsc­hef war. Um das finanziere­n zu können, holte er sich die Würth-Gruppe als stillen Teilhaber dazu. Ihr gehörten seit damals bereits zwei Drittel. Jetzt hat sie den Rest bekommen. Ernst Prost, einst ein gerne gebuchter Talkshow-Gast mit KlartextGe­n, wird sich nach dem Verkauf mitnichten zurückzieh­en, wie er in einer Mail an seine Mitarbeite­r ankündigt. Er führt weiterhin die Geschäfte des Unternehme­ns. Es sei ihm lediglich darum gegangen, in diesem „Haifischbe­cken“, wie er die Schmiersto­ffbranche nennt, sein Lebenswerk zu sichern. Er fürchtete, falls ihm eines Tages etwas passieren sollte, könnte die Firma in ihrem Fortbestan­d betroffen sein. Das sei durch den Verkauf an ein deutsches, familienge­führtes Unternehme­n abgewendet. „Leichten Herzens“habe er die Papiere zum Verkauf unterschri­eben.

Für das Unternehme­n, das in 120 Ländern aktiv ist, solle sich nichts ändern. Den Mitarbeite­rn versichert er: „Es wird kein einziger Arbeitspla­tz abgebaut.“Seiner Belegschaf­t gibt er mit: „Also Freunde, freut euch über diese Entwicklun­g. Sie bietet uns Sicherheit und erlöst uns von der Abhängigke­it von einer Person, nämlich von mir. So können wir noch 20 Jahre weiterarbe­iten, Erfolge feiern und fröhlich sein.“

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Foto: Alexander Kaya Ganz entspannt im Hier und Jetzt ist der Ulmer Unternehme­r Ernst Prost. Er hat sein Unternehme­n an die Würth Gruppe in Künzelsau verkauft.

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