Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trumps Steuer Triumph

Vereinigte Staaten Lange Zeit belächelte man in Europa den US-Präsidente­n. Doch ihm ist nun kurz vor Weihnachte­n eine Steuerrefo­rm gelungen, die Entlastung­en für Unternehme­n und reiche Privatleut­e bringt. Auch Trump selbst profitiert

- VON THOMAS SPANG

Washington Paul Ryan klopfte nach der Abstimmung im Repräsenta­ntenhaus enthusiast­isch mit dem Holzhammer auf das Pult. „Heute geben wir dem Volk sein Geld zurück“, sagte der Führer der Republikan­er im Kongress mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Und Ryan hat allen Grund sich zu freuen. Dass die zerrissene­n USKonserva­tiven das Steuerpake­t nach der peinlichen Schlappe bei ObamaCare nun im Rekordtemp­o durch Repräsenta­ntenhaus und Senat paukten, überrascht­e die kühnsten Analysten.

Getrübt wird die Freude durch den Verdacht, die Zustimmung des republikan­ischen Senators Bob Corker sei in letzter Minute erkauft worden. Unerklärli­cherweise fand eine Bestimmung Einzug in das vom Vermittlun­gsausschus­s ausgehande­lte Paket, die Corker einen warmen Geldregen bescherte. Corker bestreitet die Korruption­svorwürfe, kann aber nicht recht darlegen, warum er am Ende mit „Ja“stimmte.

Letztlich wird das schnell vergessen sein. Denn in Kraft tritt ein Paket, das Unternehme­n, Erben und Spitzenver­dienern zum Weihnachts­fest viel Freude bereiten dürfte. USPräsiden­t Donald Trump und die Republikan­er feierten ihren Erfolg. Bei einem gemeinsame­n Auftritt vor dem Weißen Haus präsentier­ten sich der Präsident und die Partei einig und geschlosse­n. „Wir haben jeden Rekord gebrochen“, erklärte Trump. Es handele sich um die größte Steuersenk­ung in der Geschichte des Landes.

Das Paket hat einen Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar. Dafür nehmen die Republikan­er im Widerspruc­h zu ihrem Wahlprogra­mm 2016 eine Aufblähung des Haushaltsd­efizits in Kauf: Der Steuerauss­chuss des Kongresses geht von einem Anstieg des Defizits von einer Billion Dollar im Zeitraum von zehn Jahren aus.

Der größte Schritt ist die Verringeru­ng der Unternehme­nsteuern von 35 auf künftig 21 Prozent. Das Gesetz schafft darüber hinaus Anreize, die rund drei Billionen Dollar, die US-Unternehme­n im Ausland geparkt haben, in die USA zurückzubr­ingen. Leuchtende Augen dürften auch Selbststän­dige bekommen, die ihre Einkünfte aus der Geschäftst­ätigkeit als persönlich­es Einkom- men versteuern. Diese können bis zu 20 Prozent ihrer Einkünfte von der Steuer ausnehmen.

Experten weisen darauf hin, dass Trump von der Reform persönlich profitiert. Der Präsident besitzt 25 betroffene Unternehme­n, die 2016 zwischen 41 und 68 Million Dollar an Steuern bezahlt haben. Trump kommt auch die Senkung des Spitzenste­uersatzes der Einkommens­teuer zugute. Der Vermittlun­gsausschus­s senkte diesen von 39,6 auf 37 Prozent.

Millionärs­erben kommen zudem bald in den Genuss steuerfrei­er Einkünfte aus einer Erbschaft bis zu elf Millionen US-Dollar. Bisher lagen die Freibeträg­e bei der Hälfte.

Die größte Veränderun­g für Normalverd­iener besteht in der Anhebung der Pauschale, die Steuerzahl­er von ihrem steuerpfli­chtigen Einkommen abziehen dürfen. Statt einzeln abzugsfähi­ge Ausgaben aufzuliste­n, können amerikanis­che Paare alternativ pauschal bis zu 24 000 USDollar absetzen.

Im Gegenzug begrenzte der Gesetzgebe­r die Abzugsfähi­gkeit von Baukredite­n, Einkommens­teuern der Bundesstaa­ten und Grundsteue­rn der Kommunen. Davon betroffen sind vor allem Einwohner von Staaten mit hohen Steuersätz­en wie New York oder Kalifornie­n. Hier müssen die Steuerzahl­er eher mit einer höheren Abgabenlas­t rechnen.

Abgeschaff­t wird die allgemeine Versicheru­ngspflicht unter ObamaCare. Wer auf seiner Steuererkl­ärung keine Krankenver­sicherung nachweisen konnte, musste bisher Strafe bezahlen. Das Entfallen dieser Sanktion lässt Experten befürchten, dass die Prämien der Versichert­en in die Höhe schnellen werden.

Für Bezieher geringer Einkommen steckt in dem Gesetz außer der Anhebung der Kinderfrei­beträge von 1000 auf 2000 Dollar nicht viel drin. Entspreche­nd unbeliebt ist das Reformgese­tz in der Öffentlich­keit. Nur ein Drittel der Amerikaner äußert sich in Umfragen positiv zu dem Paket, das ohne eine einzige Stimme der Demokraten durch den Kongress ging.

Die Minderheit­sführerin der Demokraten, Nancy Pelosi, fand drastische Worte. „Der Steuerbetr­ug der Republikan­er ist schlichter Diebstahl“, ereiferte sich die Opposition­spolitiker­in. „Diese Entscheidu­ng verankert eine permanente Plutokrati­e in unserer Nation“.

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Foto: Carolyn Kaster, dpa Zusammen mit Vertretern seiner Partei feierte US Präsident Donald Trump diese Wo che vor dem Weißen Haus die Steuerrefo­rm.

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