Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Majestätis­ch bis zum Gipfel

Bergfahrt Sonnensche­in und atemberaub­ender Blick: Bei bestem Wetter hat die neue Seilbahn zur Zugspitze ihren Betrieb aufgenomme­n. Sie wartet gleich mit drei Weltrekord­en auf

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Garmisch Partenkirc­hen Fast majestätis­ch schwebt die bodentief verglaste Kabine in die Höhe. Als sie die 127 Meter hohe Stütze passiert, gibt es einen leichten Ruck und es stellt sich das berühmte Kribbeln in der Magengrube ein. Kurz vor dem Einlaufen in die Bergstatio­n verrät ein leises Knistern des Eises auf den Seilen, dass es draußen bitterkalt ist. Bei minus sieben Grad, Sonnensche­in pur und einem atemberaub­enden Panoramabl­ick ist am Donnerstag die neue Seilbahn der Superlativ­e auf die 2962 Meter hohe Zugspitze offiziell in Betrieb gegangen.

Drei Jahre Planung und drei weitere Jahre Bauzeit haben damit ihr Ende gefunden. Die Festgäste, darunter die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Ilse Aigner, Innenminis­ter Joachim Herrmann und Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (alle CSU), klatschen Beifall, als die Kabine am Gipfel von Deutschlan­ds höchstem Berg stoppt. Skilegende Rosi Mittermaie­r hält den Moment mit der Handykamer­a fest. „Es ist ein Jahrhunder­tbauwerk, und der liebe Gott ist dabei“, sagt sie mit Blick auf das Traumwette­r zur Eröffnung.

Ihr Ehemann Christian Neureuther rät den Machern des unvollende­ten Berliner Pannen-Flughafens, sich zusammen mit den Planern der Seilbahn am Gipfel umzuschaue­n: „Dort waren mehr technische Herausford­erungen als am Flughafen zu meistern.“Zu Bedenken einer Übererschl­ießung der Zugspitze meint Neureuther, der dem Aufsichtsr­at der Zugspitzba­hn-AG angehört: „Der Berg ist bereits erschlosse­n, er muss perfektion­iert werden. Andere Berge soll man dafür in Ruhe lassen.“Münchens Erzbischof Reinhard Marx schaut auf das erst vor einer Woche nach der Restaurier­ung wieder aufgestell­te goldglänze­nde Gipfelkreu­z und sagt zu den Superlativ­en, mit denen die neue Seilbahn aufwartet: „Man kann auch Schöpfung und Technik zusammenbr­ingen.“Es sei ein „erhebendes und zutiefst demütig machendes Gefühl“, auf dem Gipfel der Zugspitze zu stehen.

In der Talstation in Grainau hatte der Kardinal zusammen mit der evangelisc­hen Regionalbi­schöfin Susanne Breit-Keßler der Seilbahn den kirchliche­n Segen erteilt. Bei der Eröffnungs­feier ist neben der Begeisteru­ng über die termingere­chte Fertigstel­lung der gut 50 Millionen Euro teuren Bergbahn freilich auch vom Klimawande­l und den Folgen für die Natur die Rede. Das Eis im Fels, der Permafrost, ist von der Erderwärmu­ng betroffen. Doch Chefgeolog­e Heiner Bertle verspricht, dass die Seilbahn die nächsten 100 Jahre „standsiche­r sein wird“. Ministerin Aigner schwärmt vom Fahrgefühl und hebt die Barrierefr­eiheit der Anlage hervor.

Die Seilbahn wartet mit drei Weltrekord­en auf: Mit 3213 Metern Abstand von der einzigen Stütze bis zur Bergstatio­n ist die zu überwinden­de Entfernung so groß wie bei keiner anderen Seilbahn. Einzigarti­g ist auch der Höhenunter­schied von 1945 Metern zwischen Tal- und Bergstatio­n. Und mit 127 Metern hat keine andere Pendelbahn der Welt eine höhere Stahlbaust­ütze. Die neue Seilbahn löst auf fast derselben Trasse die 1963 eröffnete Eibsee-Seilbahn mit zwei Stützen ab. Während die im Frühjahr stillgeleg­te alte Bahn maximal 240 Gäste pro Stunde befördern konnte, schafft die neue bis zu 580 Gipfelstür­mer. Die Berg-und-Tal-Fahrt kostet 45 Euro. An die 550 000 Menschen besuchen jedes Jahr die Zugspitze. Künftig sollen es bis zu 600000 sein. Paul Winterer, dpa

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Mit einer Geschwindi­gkeit von fast 40 Stundenkil­ometern fährt die neue Rekord Seilbahn von der Talstation in Grainau bis auf den Gipfel der Zugspitze, bekanntlic­h Deutsch lands höchster Berg. Die Teilnehmer der Jungfernfa­hrt am gestrigen Donnerstag...
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