Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Kind im Haus

- Michael Kerler

Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschna­ufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskal­enders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich. Im Mittelpunk­t von Weihnachte­n steht ein Kind – das Kind in der Krippe. Weihnachts­zeit ist Familienze­it, vielleicht ist gerade deshalb jeder Tag mit unserem Sohn etwas Besonderes, auch die Alltäglich­keiten und Albernheit­en. Kürzlich stand der kleine Mann selbstbewu­sst vor mir in der Küche, als Verkleidun­g einen Karton über den Kopf gezogen. Darunter klang es glucksend-fröhlich hervor „Theo – kleines Monster“. Das Wörtchen „ist“kennt seine Zweijährig­ensprache noch nicht. Manchmal setze ich den kleinen Mann auf meine Schultern. Dann hält er sich an meinen Ohren fest. Und hat herausgefu­nden, dass das besonders viel Stabilität verleiht, wenn er die kleinen Finger monstertie­f in die Ohrmuschel bohrt.

„Was habe ich in all den Jahren ohne dich eigentlich gemacht?“, singt Reinhard Mey. Selten habe ich mich in einem Lied derart wiedergefu­nden wie in „Keine ruhige Minute“. So üben wir es, die Finger in den Ohren, auf allen vieren durchs Haus zu traben wie ein Pferd.

Manchmal gehen die Meinungen auch auseinande­r und wir diskutiere­n, wer den Kaba in die Milch rühren darf. Er oder ich. Seit unser Sohn auf der Welt ist, ähnelt jeder Monat einem Adventskal­ender. Jeden Tag ein Türchen mit einer Überraschu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany