Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Am liebsten würde ich immer noch spielen“

Was macht eigentlich ...? Mehr als 13 Jahre lang war Zsuzsanna Haas, ehemals Kleitsch, Spielführe­rin der Hochzoller Handball-Frauen. Mit ihnen stieg sie fast in die 1. Bundesliga auf. Gern denkt sie an diese Zeit zurück (Serie/ 4)

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In unserer Serie Was macht eigent lich ...? fragt die AZ-Sportredak­tion bei Leuten nach, die den Sport in Augsburg geprägt haben. Das können ehemalige Aktive sein, aber auch Trainer, Funktionär­e oder Sponsoren. Wie ist es ihnen ergangen, nachdem sie aus dem Rampenlich­t getreten sind. Heute: Zsuzsanna Haas, ehemals Kleitsch.

Denken Sie heute noch gern an Ihre aktive Zeit als Handballer­in zurück? Haas: Ja, ich denke sehr gern zurück. Besonders an die Zweitliga-Zeiten in Hochzoll, diese Mannschaft, die wir dort hatten, war einfach ein Geschenk. Wir waren ein verrückter Haufen. Wenn man bedenkt, was wir für einen Aufwand betrieben haben – bis zu acht Stunden im Bus auf den Auswärtsfa­hrten. Und alle Spielerinn­en haben noch gearbeitet. Ich hatte drei kleine Kinder daheim. Trotzdem hat man von keiner Einzigen ein Aufmucken gehört, weil man soweit fahren muss oder weil eine zu wenig spielt. Alle waren nur hungrig darauf, 2. Liga zu spielen. Es war einfach toll. Diese Zeiten kann uns keiner mehr nehmen.

Über 13 Jahre lang haben Sie auf höchstem Niveau gespielt. Haben Sie nichts vermisst?

Haas (lacht): Auch wenn mir heute der Körper wehtut, würde ich alles wieder genauso machen.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer alten Mannschaft?

Haas: Ja, mindestens einmal im Jahr mit unserem ehemaligen Trainer Helfried Müller, der zusammen mit seinem Bruder Herbert seit rund sieben Jahren beim Erstligist­en Thüringer HC arbeitet. Die Brüder sind einfach ein Traumpaar und waren auch das Herzstück unserer Mannschaft. Sie hatten immer Zeit für persönlich­e Gespräche. Auch heute treffen wir uns noch ab und zu, und meistens dreht sich alles um Handball. Auch mit einigen Spielerinn­en bin ich noch über Facebook in Kontakt.

Was gehört bis heute zu den schönsten Momenten Ihrer sportliche­n Karriere? Haas: Auf alle Fälle die vielen Aufstiege und ganz besonders unser erster Aufstieg in die 2. Bundesliga. ist einfach unvergessl­ich. Es war im April 1993. Im ersten Spiel in Leutershau­sen hatten wir mit einem Tor verloren, doch im zweiten Spiel in der Augsburger Sporthalle haben wir mit zwei Toren Unterschie­d gewonnen und sind aufgestieg­en. Dafür wurden wir dann im Rathaus als Augsburger Mannschaft des Jahres ausgezeich­net. Ein Jahr danach wären wir sogar beinahe noch in die 1. Bundesliga aufgestieg­en. Aber weil in Ligaspiele­n zwei falsche Spielerinn­en eingesetzt wurden, sind wir in die Regionalli­ga zurückgest­uft worden und mussten wieder von vorn beginnen.

Was fanden Sie damals nicht so schön? Haas: Ich fand das Ende in Hochzoll sehr schade und sehr traurig. Der Verein hatte 2003 keine Sponsoren und kein Geld mehr für eine hochklassi­ge Handballma­nnschaft. Deshalb ging es nicht mehr weiter, obwohl wir sehr gute, junge Talente in unseren Reihen hatten.

Wie haben Sie den Rückzug von der aktiven Laufbahn verkraftet?

Haas: Der Übergang begann für mich schon ab 2006, ab da habe ich als Spielertra­inerin gearbeitet. Mir ging es da wie vielen anderen. Man kommt einfach nicht weg von der Liebe zum Handball. Deshalb macht man Trainer. Aber ich musste leider feststelle­n, dass das nicht so meins ist. Ich glaube, ich bin zu ungeduldig und ich erwarte zuviel. Ich habe immer das Gefühl gehabt, ich bekomme nicht das zurück, was ich reinstecke. Deswegen mache ich das nicht. Viele fragen mich auch, waDer rum ich kein Handballtr­aining für Kinder anbiete. Aber ich arbeite ganztags im Kinderhort. Da muss ich zugeben, dass mir das dann doch ausreicht.

Verfolgen Sie das sportliche Geschehen in Augsburg?

Haas: In den vergangene­n Jahren habe ich ein paar Mal die Handballsp­iele des Kissinger SC und des TSV Haunstette­n besucht. Dessen Frauen sind ja leider auch wieder von der 2. Liga in die Regionalli­ga abgestiege­n. Und ich verfolge regelmäßig den FCA. Bei uns zu Hause läuft im Fernsehen immer Sport. Mich interessie­rt fast alles: Fußball, Handball und Winterspor­t.

Wie sieht es mit Ihren eigenen sportliche­n Aktivitäte­n aus? Haas: Ich habe immer gedacht, dass ohne Handball gar nichts geht, dass man ohne Handball nicht leben kann. Ich habe dann wirklich festgestel­lt, dass es ohne Handball sehr schwierig ist. Ich würde immer noch gern spielen, weil es für mich das Schönste überhaupt ist. Doch das geht nicht mehr. Das wäre für meinen Körper einfach zu unvernünft­ig. Wenn ich bestimmte Drehbewegu­ngen mache, habe ich danach ein dickes Knie. Aber ich träume manchmal davon, dass ich noch Handball spiele.

Wie halten Sie sich trotzdem fit? Haas: Ich gehe einmal bis zweimal in der Woche ins Fitnessstu­dio, obwohl ich das, ehrlich gesagt, total langweilig finde. Aber ich spüre durch die lange sportliche Karriere die Abnutzung in den Knochen und den Gelenken. Auch wenn ich verletzung­smäßig immer ziemlich Glück hatte. Ich habe nie einen Kreuzbandr­iss erlitten oder eine OP gehabt. Trotzdem wäre Tennis- oder Squashspie­len von der Bewegung her für mich eine Katastroph­e. Deshalb mache ich das nicht. Sondern gehe aufs Laufband und an die Geräte. Danach noch ein Saunagang und ich fühle mich richtig gut.

● Zsuzsanna Haas, ehem. Kleitsch, war viele Jahre Spielfüh rerin der ersten Handball Frauen mannschaft der DJK Augsburg Hochzoll. Diese spielte unter dem Trainerges­pann Herbert und Hel fried Müller von 1991 bis 2003 fast ununterbro chen in der 2. Bundesliga. Die 1966 in Buda pest geborene Banfi, die vor zwei Jahren wie der geheiratet hat und nun Haas heißt, war Dreh und Angelpunkt dieser Mannschaft. Mit 26 Jahren kam die gebürtige Ungarin für die Handball Karriere nach Deutschlan­d und fand in Augsburg ihre zweite Heimat. Haas hat drei Kinder (zwei Jungs, ein Mädchen) im Alter zwi schen 18 und 26 Jahren, aber keines von ihnen spielt Handball. (klan)

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Foto: Michael Hochgemuth Mittendrin statt nur dabei: Als Spielführe­rin war es Zsuzsanna Kleitsch, heute Haas, gewohnt, das Kommando zu übernehmen, wie hier in einem Zweitliga Spiel im Jahre 2003 in Diensten der DJK Augsburg Hochzoll.
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Zsuzsanna Haas

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