Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Reichsbürg­er bedrängt seine Ex Frau

Gewalt Ein 45-Jähriger wird aggressiv und droht, die Kinder mitzunehme­n. Die Polizei greift ein

- VON FELICITAS LACHMAYR

Mering Eine Frau aus Mering verständig­te in der Nacht auf Mittwoch die Polizei, weil ihr geschieden­er Mann sie bedrohte. Der 45-Jährige wollte die beiden Töchter mitnehmen. Allerdings liegt das alleinige Sorgerecht bei der Mutter und die Mädchen weigerten sich, mit dem Vater mitzugehen, so die Polizei.

Der 45-jährige Mann aus Ried wird der sogenannte­n Reichsbürg­erbewegung zugeordnet. Er wurde bereits mehrfach gewalttäti­g und ist polizeilic­h bekannt. „Es gibt einige Personen im Landkreis AichachFri­edberg, die als Reichsbürg­er bekannt sind“, erklärt Peter Zimmermann von der Polizei Friedberg. Es sei noch kein dringliche­s Problem, aber es gebe sicherlich auch Mitglieder der Szene, die noch nicht als solche bekannt sind. Meist fielen sie dadurch auf, dass sie ihren Personalau­sweis abgeben und einen Ausweis nach dem veralteten Reichs- und Staatsange­hörigkeits­gesetz beantragen. „Außerdem machen sie durch verbale Äußerungen bei Polizeiein­sätzen auf sich aufmerksam“, erklärt Zimmermann. Denn die Anhänger der rechten Bewegung erkennen weder die Bundesrepu­blik noch die Polizei als vollziehen­de Ordnungsma­cht an. Sie ignorieren Bescheide von Ämtern und Gerichtsur­teile, zahlen keine Steuern und stellen sich zum Teil Fantasieau­sweise oder eigene Autokennze­ichen aus.

Wie viele Reichsbürg­er derzeit in der Region leben, dazu möchte Zimmermann sich nicht äußern. Laut einer Aussage seitens des Landratsam­tes Aichach-Friedberg standen 2016 etwa 40 Personen unter Verdacht, der Reichsbürg­erbewegung anzugehöre­n. Wie Zimmermann erklärt, leben sie im ganzen Landkreis verteilt. Immer wieder komme es vor, dass solche Personen eine Waffe besitzen, aber erhebliche Zweifel an der Zuverlässi­gkeit im Umgang damit bestehen. Dann müsse ihnen das Waffenbesi­tzrecht entzogen werden. „So einen Fall gab es im Landkreis aber zum Glück noch nie, denn da wird es auch für die Polizei brenzlig“, sagt Zimmermann. Man wisse nie, wie diese Personen reagieren. Man müsse mit allem rechnen.

Entspreche­nd vorsichtig ging die Polizei auch im Fall des 45-jährigen Mannes aus Ried vor und rückte mit mehreren Einsatzwag­en aus. Als die Beamten an der Wohnung der ExFrau eintrafen, war der Mann stark alkoholisi­ert, zeigte sich aber offen gegenüber der Polizei. „Vielleicht hat er die Übermacht der Beamten erkannt und sich deshalb mitwirkend gezeigt“, mutmaßt Zimmermann. Der 45-Jährige wurde jedenfalls nicht ausfallend gegenüber den Beamten.

Weil er vermutlich schon betrunken am Steuer gesessen hatte, musste er sich einer Blutentnah­me unterziehe­n. Er war aggressiv und drohte, seiner Familie etwas anzutun. Die Polizei nahm den Mann daraufhin zur Ausnüchter­ung in Gewahrsam. Am Mittwochmo­rgen wurde er wieder entlassen. „Wir können nur hoffen, dass er vernünftig wird und es nicht zu einem weiteren Vorfall kommt“, erklärte Polizist Zimmermann.

Zur Ausnüchter­ung in Gewahrsam

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