Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Oberhausen: Vieles soll besser werden
Politik Der Stadtrat beschließt ein Gesamtkonzept: Neben dem Süchtigentreff geht es darin auch um eine Belebung des Haller-Platzes und die Aufwertung eines ganzen Viertels
Der Oberhauser Bahnhof gilt als Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene. Wenn es Ärger gibt, dann in aller Regel zwischen den Süchtigen. Passanten werden selten belästigt. Dennoch meiden viele Bürger den Platz, der auch nicht zum längeren Aufenthalt einlädt. Diese Situation ist seit Jahren bekannt. Nun will die Stadt handeln.
In einem Gesamtkonzept, das sich nicht allein auf den Helmut-HallerPlatz bezieht, werden Wege aufgezeigt, wie sich die Situation dauerhaft verbessern lässt. Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Donnerstag dieses Paket einstimmig abgesegnet. Es ist ein vorläufiger Schlussstrich einer politischen Debatte, die über einen längeren Zeitraum kontrovers geführt wurde.
Das Gesamtkonzept beinhaltet Aktionen, die den Süchtigen helfen sollen, aber auch Aktivitäten, die die Aufenthaltsqualität vor dem Bahnhof erhöhen und die auch andere Gebiete in Oberhausen einbeziehen. Dazu gehören das Viertel Links der Wertach zwischen Bahnhof und Wertach und das Wertachufer. Bei der Finanzierung setzt die Stadt Augsburg auch auf eine staatliche Förderung. Mittel könnten hier aus dem Projekt „Soziale Stadt“fließen.
Ein wesentlicher Baustein im Gesamtkonzept ist ein Betreuungsangebot für die Süchtigen. Die Stadt will Räume in einer ehemaligen Apotheke in der Branderstraße, direkt an der Ostseite des Platzes, an- mieten. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer werden nach dem Stadtratsbeschluss aufgenommen, wobei es bereits Vorgespräche gab. Bereits im Januar will die Stadt bei Informationsabenden die Anwohner detailliert unterrichten. Partner der Stadt sind die Drogenhilfe und der Sozialverband SKM. Mit diesen Institutionen wird nun auch geklärt, wie der Alltag im Süchtigentreff aussehen wird. Zunächst war ein ehemaliges Lokal in der Dinglerstraße als Standort für den Süchtigentreff favorisiert worden, doch dieser Standort war letztlich nicht durchsetzbar. Die Bedenken konzentrierten sich in erster Linie auf die Lage des Gebäudes, das sich inmitten eines Wohngebiets befindet.
Die Stadt will für die Menschen, die in Oberhausen leben, etwas tun. Sie sollen sich künftig deutlich wohler rund um den Bahnhof fühlen. Damit dies passiert, sollen auf dem Helmut-Haller-Platz mehr Veranstaltungen stattfinden, die die Attraktivität des Platzes verbessern. Bei der Grünpflege soll mehr gemacht werden, dies gilt speziell für den Abschnitt am Wertachufer. Eine bessere Beleuchtung ist an dieser Stelle ebenfalls vorgesehen.
In der politischen Aussprache im Stadtrat wurden die unterschiedlichen Auffassungen auf dem Weg zum nun beschlossenen Gesamtkonzept nochmals deutlich. „Die CSU ist froh, dass die Dinglerstraße vom Tisch ist, aber der Treff muss kommen“, sagte Günter Göttling (CSU). „Ich bin ein echter Oberhauser. Und dieses Gesamtpaket überzeugt mich“, meinte Dieter Benkard (SPD). Die Politik habe die Sorgen der Bürger ernst genommen, sagte Markus Bayerbach (AfD). Es sei richtig, den Süchtigentreff nahe am Bahnhof anzusiedeln: „Das wollen auch die Süchtigen.“An der Rolle von Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) schieden sich die Geister.
Peter Grab (WSA) hielt dem Referenten vor, die Dinge verschleppt zu haben: „Zwei Jahre ist gar nichts passiert“, sagte er in der Sitzung. Ihn freue aber, „dass jetzt viele WSA-Anträge im Gesamtkonzept enthalten sind“. Statt angemieteter Räume hätte sich Grab lieber einen Container auf dem Vorplatz gewünscht. Beide Linken-Stadträte votierten ebenfalls für diese Idee, die nicht mehrheitsfähig war. Mehrere Redner betonten, dass sich Referent Wurm seiner Verantwortung gestellt habe. Regina StuberSchneider (Freie Wähler) meinte: „Dass die Betreuung der Süchtigen und die Gestaltung des Platzes jetzt angepackt werden, ist gut.“Dirk Wurm selbst sprach „von zwei zurückliegenden produktiven Jahren“.