Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Geld im Schließfac­h liegt voll im Trend

Finanzen Die Nachfrage nach der Aufbewahru­ng von Wertsachen in der Bank steigt. Welche Gründe Experten dafür sehen

- VON LAURA GASTL

Landkreis Augsburg Das Geld unterm Kopfkissen: Längst keine verbreitet­e Methode zum Schutz von Habseligke­iten mehr. Die Menschen investiere­n lieber in Immobilien – oder horten ihr Geld in Schließfäc­hern bei den Banken. Bundesweit steigt deshalb die Nachfrage, und die Geldinstit­ute im Landkreis haben Engpässe bei der Vergabe ihrer Bankfächer.

Beim Bankhaus Anton Hafner ist es schwierig, noch ein Schließfac­h zu bekommen – das bestätigt Thomas Hafner von der Geschäftsf­ührung für alle drei Filialen in Augsburg, Zusmarshau­sen und Dinkelsche­rben. „Der Auslöser für diese Bewegung war unter anderem die Finanzkris­e“, erklärt der Privatbank­ier. Als 2009 Banken pleiteging­en und sich dadurch eine Staatenkri­se entwickelt­e, schürte das die Unsicherhe­it in der Bevölkerun­g: Die Menschen befürchtet­en, das Geld könnte verloren gehen. Auch die Angst vor Einbrüchen könne mittlerwei­le mit ein Grund für die starke Nachfrage nach Schließfäc­hern sein, vermutet Thomas Hafner. Ein Ausbau in den Filialen sei jedoch aus architekto­nischer Sicht nicht möglich.

Eine Platzfrage ist das Ganze auch in der Gersthofer Filiale der VRBank. Jürgen Reinthaler vom Vorstand erklärt, dass ein Ausbau der Schließfäc­her räumlich gesehen nicht möglich sei. Im Moment seien nur noch fünf bis zehn Prozent aller Fächer verfügbar, die es in drei verschiede­nen Größen gibt. „Bis jetzt haben wir es aber immer noch geschafft, unsere Kunden mit Schließfäc­hern zu versorgen“, betont Reinthaler. Seit ungefähr zwei Jahren sei der Bedarf gestiegen: „Grund dafür ist wohl eine Mischung aus der Angst vor Einbrüchen zu Hause und die Niedrigzin­sphase – diese allerdings nur indirekt.“Die Kunden fragen auch vermehrt nach Goldmünzen, wollen etwas „in den Händen halten“und bevorzugen dafür eine sichere Verwahrung. Die Finanzkris­e sieht das Vorstandsm­itglied nicht als Grund, denn die Anfänge dieser liegen bereits zehn Jahre zurück. Damals sei der große Andrang bei den Schließfäc­hern noch nicht da gewesen.

Bei der Raiffeisen­bank Augsburger Land West ist die Nachfrage nach der Aufbewahru­ng beim Geldinstit­ut in den letzten zwei Jahren ebenfalls gestiegen, wie der Vorsitzend­e Hermann Scherer erklärt. Die Filialen seien gut ausgelaste­t, doch es gebe auch noch freie Schließfäc­her – so zum Beispiel in Zusmarshau­sen. Scherer meint: „Die Menschen legen ihr Vermögen vermehrt in Edelmetall­e wie beispielsw­eise Gold an. Diese sollen dann auch geschützt gelagert werden, genauso wie wichtige Dokumente.“Die Furcht vor Einbrüchen in den eigenen vier Wänden bestärke die Nachfrage wohl genauso wie ein veränderte­s Verhalten in der Wertanlage.

Auch Walter Knoll in Langenneuf­nach, Vorstand der Raiffeisen­bank Stauden, weist auf ein erhöhtes Interesse an Schließfäc­hern hin. Gründe dafür sieht er in „der Unsicherhe­it der Kunden bezüglich der Eurokrise“. Außerdem beobachtet auch er, wie die Menschen ihr Geld immer häufiger in Sachwerten anlegen und dafür einen geschützte­n Verwahrung­sort suchen. Eine Erweiterun­g der Schließfäc­her sei jedoch nicht möglich, da dafür erst neuer Platz geschaffen werden müsste – verbunden mit einem hohen finanziell­en Aufwand.

Markus Pfeffinger ist Bereichsle­iter der Unternehme­nssteuerun­g bei der Kreisspark­asse Augsburg: Auch hier deponieren immer mehr Menschen Geld oder Wertsachen in Bankfächer­n – der Bereichsle­iter vermutet aufgrund der gestiegene­n Zahl von Einbrüchen. „Doch wir haben noch rund 3000 Schließfäc­her für unsere Kunden zur Verfügung“, ergänzt er.

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Symbolfoto: Marcus Merk Was sich in den Schließfäc­hern befindet, wissen die Banken nicht: Doch es handelt sich wohl vor allem um Geld, Dokumente und Edelmetall­e.

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