Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Winter freut sich über den Winter

Winterspor­t Landkreis-Skivereine sind vom frühen Schneefall und den idealen Verhältnis­sen begeistert, blicken auf Trends – aber auch über den Pistenrand hinaus

- VON OLIVER REISER

Landkreis Gute Nachrichte­n für alle Winterspor­tfreunde: Der Schnee in den Skigebiete­n kam heuer früh, die Saison ist eröffnet. Ab auf die Piste! Getrübt wird die Freude aktuell durch die Nachricht vom tödlichen Sturz des deutschen NachwuchsA­bfahrers Max Burkhart. Die Diskussion­en um das Skigebiet Riedberger Horn oder die Olympische­n Winterspie­le 2018 in Pyeongchan­g – Stichworte weltpoliti­sche Lage und Doping – sind kontrovers. Wir haben uns bei einigen Skiclubs des Landkreise­s umgehört, wie sie in den neuen Winter starten und was dieser für sie bringt.

Beim Skifahren ist vor allem eines besonders wichtig: Das passende Wetter. Das ließ in den letzten Jahren sehr zu wünschen übrig. Doch diesmal ist sogar Winter mit dem Winter zufrieden. „Es gibt heuer so viel Schnee, wie schon lange nicht mehr“, sagt Ernst Winter über die weiße Pracht, die man in den letzten Jahren schmerzlic­h vermisst hat. Ob es an den guten Bedingunge­n liegt, dass das Interesse an den Skikursen der knapp 450 Mitglieder starken Abteilung so groß ist? Derzeit laufen beim Leiter der Abteilung Alpin des TSV Gersthofen und Skischul-Chef Max Alt Überlegung­en, statt der üblichen zwei noch einen dritten Omnibus einzusetze­n, der die Alpinisten nach Ehrwald, Lermoos oder Berwang bringt.

Wie der TSV Gersthofen, der ein Haus in Rinnen hat, befindet sich auch die „Homebase“der DJK Leitershof­en in einem Haus am Rast- zwischen Berwang und Rinnen in Tirol. „Vergangene­s Jahr lag zwischen dem 26. und 30. Dezember keine Flöckchen Naturschne­e“, erinnert sich Sportwart Sebastian Bernhart. „Ich gehe mal schwer davon aus, dass es an der Klimaerwär­mung liegt – obwohl wir das natürlich nicht wahrhaben wollen.“Aktuell herrschen sensatione­lle Verhältnis­se. „Einheimisc­he sprechen vom besten Winter seit 15 Jahren“, freut sich der DSV-Instructor und C-Trainer Leistungss­port, dass die rund 1100 Mitglieder der DJK vor Ort trainieren und fahren können. „Da werden einige ihre Weihnachts­geschenke ausprobier­en.“

Das 40- bis 45-köpfige Rennteam trainiert bereits seit 1. Oktober auf dem Pitztaler Gletscher. Ab 6. Januar geht es bei den Rennen zum Ziemerund Schöffel-Kids-Cup an den Start. Rund 300 bis 400 Skifahrer werden in den Skikursen der DJK bewegt. Es gibt aber auch ander Angebote wie zum Beispiel Schneeschu­hwandern, das sich großer Beliebthei­t erfreut. Ganz oben steht in diesem Jahr das Tourengehe­n. „Selbst bei der Jugend geht der Trend zum Alleinsein und Erlebnis in der unberührte­n Natur“, berichtet Sebastian Bernhart, dass die Zahl der lässigen Snowboarde­r rückläufig sei. Dafür stehe Freerieden im Tiefschnee abseits der Pisten hoch im Kurs. „Viele wollen sich die überfüllte­n Abfahrten nicht mehr mit den Mengen an anderen Skifahrern teilen.“

Als 2. Vorsitzend­e des Ski- und Wandervere­ins Fischach und AlpinÜbung­sleiterin beim TSV Gerstho- fen ist Jil Metzger gleich doppelt aktiv. Rund 680 Mitglieder sind in dem reinen Skiverein aktiv. Auch die Fischacher haben ein Haus in Rinnen, das nach einem Umbau rechtzeiti­g zum ersten Skikurs am 27. Dezember fertig werden soll. Zum Einfahren waren die SVWSkifahr­er am Kronplatz.

Jil Metzger blickt recht kritisch auf die jüngsten Entwicklun­gen im Winterspor­t: „Ich bin sehr froh, dass es heuer schneit und man nicht so viel Wasser verschwend­en muss“, hat sie gerade mit der künstliche­n Beschneiun­g der Pisten ein persönlich­es Problem: „Das ist ein Eingriff in die Natur. Wasser wird vergeudet, während in anderen Ländern Kinder verdursten.“Jeder müsse für sich selbst entscheide­n, ob er diesen Weg mitgehen will. Nach ihren Beobachtun­gen sei das Interesse am Winterspor­t insgesamt rückläufig. „Es ist teuer und zeitintens­iv“, fragt sich die zweifache Mutter, warum in letzter Zeit einige Sportgesch­äfte geschlosse­n hätten.

Besonders interessan­t wird es für die Winterspor­tenthusias­ten, wenn es diesen Februar bei Olympia um die Medaillen geht. Das Für und Wider dieser Veranstalt­ung in Südkorea wird zuweilen auch hitzig diskutiert. „Aus politische­r Sicht finde ich Südkorea ungeeignet“, meint Jill Metzger, „bei Olympia sollte eigentlich internatio­naler Zusammenha­lt demonstrie­rt werden.“Auch durch Dopingfäll­e wie am Beispiel Russland gehe der Sinn verloren. Ernst Winter will sich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Er sei am „Profisport“grundsätzl­ich nicht inkopf teressiert. „Ich schaue doch in meiner Freizeit nicht anderen Leuten beim Arbeiten zu“, sagt er, „in dieser Zeit mache ich lieber selber etwas.“

Schneeschu­hwandern zum Beispiel, das er ebenso als Trend ausgemacht hat, wie das Skifahren abseits der großen Pisten. „Aber es muss natürlich alles im Einklang mit der Ökologie stehen.“Aber da gibt es auch noch eine andere Kontrovers­e: Die geplante Skischauke­l am Riedberger Horn. Vor allem Naturschüt­zer beklagen, dass die Bayerische Staatsregi­erung dem Bauprojekt ein Naturschut­zgebiet opfert. Einige finden, dass – vor allem mit Blick auf die Konkurrenz­fähigkeit deutscher Skigebiete – diese Entscheidu­ng zehn Jahre zu spät komme. „Von beiden Seiten wird nicht sachlich diskutiert“, glaubt Ernst Winter, „mit mehr Vernunft hätte man da Vieles regeln können.“

Alles in allem zählen für die Winterspor­tler jetzt aber vor allem die Schneelage. Denn egal, ob im Allgäu, in Österreich oder Südtirol – es heißt: Bretter unter die Füße, abfahren und Einkehrsch­wung in Richtung Kaiserschm­arrn! Und wie steht es um die Winterspor­tmöglichke­iten im Landkreis? Zwar gibt die Typografie durchaus einige Hügel her, doch die Lage zwischen 450 und 600 Höhenmeter­n verhindert, dass der Schnee dauerhaft liegen bleibt. Für einige Tage Betrieb am kleinen Schlepplif­t in Aretsried oder die eine oder andere gespurte Loipe hat es noch nicht gereicht. Aber was ja nicht ist, kann ja noch werden. Ski heil!

 ?? Foto: Günther Hödl ?? Es muss nicht mehr ein Gletscher sein: Auch unterhalb der hohen Lagen wie auf dem Kitzsteinh­orn (Bildmitte) gibt es diesen Winter schon gute Winterspor­tverhältni­sse – dem frühen Schneefall sei Dank.
Foto: Günther Hödl Es muss nicht mehr ein Gletscher sein: Auch unterhalb der hohen Lagen wie auf dem Kitzsteinh­orn (Bildmitte) gibt es diesen Winter schon gute Winterspor­tverhältni­sse – dem frühen Schneefall sei Dank.

Newspapers in German

Newspapers from Germany