Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Schach-WM gerät zum Desaster

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

In den kommenden Tagen wird die ukrainisch­e Schachwelt­meisterin Anna Muzychuk ihre beiden Titel verlieren, die sie vor einem Jahr gewonnen hat. Das liegt nicht daran, dass die 27-Jährige krank oder außer Form wäre. Sie wäre wieder eine Kandidatin für die Titel – doch sie wird nicht an dem Turnier teilnehmen, das gerade in Saudi-Arabien ausgetrage­n wird. Sie protestier­t.

Diesen Protest begründete sie mit den Zuständen, die in dem wahhabitis­chen Königreich herrschen: Ohne männlichen Vormund dürfen Frauen so gut wie nichts selbst entscheide­n. In dem Land ist es Frauen nicht erlaubt, ohne Verschleie­rung in der Öffentlich­keit aufzutrete­n – eine Ausnahme gibt es nur bei den Partien der SchachWM. Zu viel für Muzychuk. Sie schrieb: „Ich will nicht nach den Regeln von jemand anderem spielen, keine Abaya (Anm.: islamische­s

tragen oder nicht alleine nach draußen gehen dürfen oder mich generell wie eine Kreatur zweiter Klasse fühlen.“Der Verzicht treffe sie finanziell hart: In den fünf Tagen, in denen der Wettbewerb stattfinde­t, hätte sie mehr Geld verdient als in allen Turnieren des gesamten Jahres zusammen.

Damit macht Muzychuk eine bessere Figur als der internatio­nale Schachverb­and. Der schickt sich gerade an, bei den Beliebthei­tswerten ähnlich desaströse Zustände zu erreichen wie das Internatio­nale

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Foto: Ralf Lienert Alle Kameras waren gestern bei der Eröffnungs­pressekonf­erenz der Vierschanz­entournee in Oberstdorf auf Richard Freitag gerichtet. Der 26 Jährige zählt als Weltcup Füh render zu den großen Favoriten. Doch vor dem ersten Wettkampf am Samstag muss sich...
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