Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wut der Pendler ist verständlich
sche Regiobahn ihre Angebote abgeben können. Wie berichtet hatte der Fahrgastverband Pro Bahn im Sommer in einer von 6200 Fahrgästen unterschriebenen Petition Verbesserungen beim Taktangebot, der Pünktlichkeit und der Ausstattung der Züge gefordert. Zumindest ein Teil der Forderungen setzt die BEG nun auch um.
Um eine höhere Pünktlichkeit zu erreichen, gibt der Freistaat vor, dass aus Augsburg kommende Züge in München und Dinkelscherben laut Fahrplan mindestens 20 bzw. 16 Minuten Zeit zum Wenden haben. So wird ein Zeitpuffer geschaffen, der verhindert, dass sich eine Verspätung am Morgen den ganzen Tag durch den Fahrplan zieht. Mit diesem Problem hat die DB aktuell zu kämpfen.
Kritik kommt von Pro-Bahn- Sprecher Jörg Lange aber an der Sitzplatzkapazität. Vorgesehen sind laut Ausschreibung Ausweitungen von zwölf bis 15 Prozent in den Hauptverkehrszeiten auf der Strecke nach München. Hier sind die Züge seit Jahren voll. Der Zuwachs höre sich nach viel an, aber man müsse auch berücksichtigen, dass es Bevölkerungszuwachs gebe, so Lange. Dies relativiere die Zahl. Darüber hinaus bezweifelt Pro Bahn, dass die von der BEG gewünschte Bestuhlung in den Zügen mit bis zu fünf Sitzen pro Reihe und Tischen in gegenüberliegenden Sitzgruppen sinnvoll ist. „Das ist nur auf dem Papier eine deutlich erhöhte Sitzplatzanzahl, die aufgrund der Anforderungen auf dieser Hauptverkehrsachse nicht ausnutzbar sein wird“, so Lange. Vom „großen Wurf“sei man weit entfernt.
Es gibt aber trotzdem Verbesserungen: So hat der Freistaat angekündigt, samstags einen ganztägigen Halbstundentakt nach Dinkelscherben und Aichach zu prüfen. Es hängt aber davon ab, was die Bieter im Wettbewerbsverfahren verlangen werden. Verstärkt werden auch einzelne Züge auf der Paartalbahn Richtung Aichach/Ingolstadt.
In der Ausschreibung ist auch ein Betriebskonzept für die Staudenbahn enthalten (sie zweigt in Gessertshausen von der Hauptstrecke ab und führt nach Markt Wald). Hier wird es ab 2021 einen regelmäßigen Linienbetrieb bis Langenneufnach mit mindestens einer Fahrt pro Stunde geben. Im Berufsund Schülerverkehr sind durchgehende Fahrten nach Augsburg vorgesehen, ansonsten müssen Pendler in Gessertshausen umsteigen.
Ab 2023 sollen auch auf der „Stammstrecke“zwischen Augsburg-Oberhausen und AugsburgHochzoll deutlich mehr Züge fahren können. Damit könnte die Bahn im Stadtverkehr einen höheren Stellenwert bekommen. Denn für die sechs Kilometer lange Strecke zwischen den Stadtteilbahnhöfen im Westen und Osten mit den Zwischenhalten Hauptbahnhof und Haunstetter Straße braucht der Zug im günstigsten Fall nur unschlagbare zehn Minuten. Bisher fahren der FuggerExpress und die Züge von der Ammersee-Bahn auf der Stammstrecke in ganzer Länge. Wenn bis 2023 ein Wendegleis in Oberhausen errichtet ist, sollen auch die Züge von und nach Friedberg, die tagsüber im Viertelstundentakt fahren, nach Oberhausen durchgebunden werden. »Kommentar
Wie lange schon wird über den Ausbau der Bahnlinie Ulm– Augsburg diskutiert? Zehn Jahre? 20 oder gar 30 Jahre? Vielleicht sogar noch länger. Egal. Viel schlimmer ist, dass es jetzt wohl so kommt, wie es kommen musste: Von Paris brausen die TGV mit über 300 km/h heran, mit Tempo 250 geht es via Stuttgart 21 über die Alb bis Ulm – und dann im Bummeltempo 120 weiter bis Augsburg. Unfassbar! Bis heute gibt es keinen fertigen Plan zum Ausbau dieses kurvenschlängelnden Flaschenhalses. Und das, obwohl es sich um das wichtigste Schienenprojekt Schwabens handelt. Wie konnte das passieren? Wo waren die Bayerische Staatsregierung, die heimischen Abgeordneten in Bund und Land? Einzig die IHK-Wirtschaftskammer wies immer wieder auf das drohende Problem hin – als einsame Rufer in der Wüste. So wurde die ausgerufene „Metropole Augsburg“erst von den Nord-SüdVerbindungen via Nürnberg ausgestochen und kommt jetzt auf Jahre hinaus auch auf der europäischen Ost-West-Magistrale nur im Schneckentempo voran.
Noch schlimmer aber ist, dass all das die treuesten Bahn-Kunden ausbaden müssen: die Pendler. Denn nicht mal ein drittes Gleis bis Dinkelscherben ist geplant und finanziert. Die Wut über solche Versäumnisse der (Verkehrs-)Politik ist verständlich.