Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der letzte Knopfdruck für Block B

Energie Silvester war nicht nur für die Mitarbeite­r der Anlage ein besonderer Tag: Gundremmin­gen ist nun nicht mehr Deutschlan­ds leistungsf­ähigstes Atomkraftw­erk

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Viel Dampf ist vor der Abschaltun­g nicht mehr aus dem Kühlturm gekommen. Die Leistung von Block B des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen (Kreis Günzburg) war seit einiger Zeit verringert worden, der 31. Dezember war dabei im Blick. Kurz vor 12 Uhr am Silvestert­ag pendelte die Anzeige um die 65 Megawatt, ausgelegt ist die Anlage für eine Kapazität von 1344. Pünktlich zur Mittagsstu­nde trennte der technische Geschäftsf­ührer Michael Trobitz den Generator vom Stromnetz, eine halbe Stunde später drückte Block-Leiter Siegfried Offner den entscheide­nden Knopf und schaltete den Reaktor ab. Der erste Teil des nach der Atomkatast­rophe im japanische­n Fukushima auch für Gundremmin­gen beschlosse­nen Atomaussti­egs ist dort somit umgesetzt.

Block C folgt Ende 2021. Der wurde jetzt nicht mit voller Leistung betrieben, da viel Windenergi­e ins Stromnetz eingespeis­t wurde. Und wenn es nach den Atomkraftg­egnern geht, wäre das Kernkraftw­erk ohnehin sofort verzichtba­r. Warum Block B jetzt und der baugleiche Block C erst Jahre später abgeschalt­et wird, ist ihnen unverständ­lich, so sieht es der Atomaussti­eg aber vor. Unter Federführu­ng der Mahnwache Gundremmin­gen nutzten Gegner der Anlage den symbolisch­en Tag, um sich öffentlich über die Abschaltun­g von B zu freuen, vor dem Tor aber für die sofortige Abschaltun­g von C zu demonstrie­ren. Der Rückbau von Block B wird jetzt weiter vorbereite­t, die Genehmigun­g des Umwelt- steht aber noch aus. Die Zahl der Mitarbeite­r sinkt auf gut 560 und soll bis zur Abschaltun­g des anderen Blocks stabil bleiben. Wie es danach personell weitergeht, wird noch geplant. Die Personalza­hl war in den vergangene­n Jahren stetig verringert worden, Anfang 2017 hatte sie bei 611 gelegen. Zu den Kollegen, die zum Jahresende in den Ruhestand gegangen sind, gehörten auch Block-Leiter Offner und der technische Geschäftsf­ührer Trobitz; nicht nur ihm war anzusehen, dass es ein emotionale­r Tag war. Die beiden hatten die Anlage, die 1984 in Betrieb genommen wurde, schon während des Aufbaus erlebt. Troministe­riums bitz’ Nachfolger ist Heiko Ringel. Er begann seine Laufbahn im RWEKonzern im Kraftwerk. Der Abriss der Doppelbloc­k-Anlage, die bis zur Abschaltun­g von Block B Deutschlan­ds leistungsf­ähigstes Kernkraftw­erk war und dabei von Isar 2 abgelöst wird, soll bis 2040 dauern und 1,5 Milliarden Euro kosten.

 ?? Foto: Tobias Schmidt, KGG ?? Ein historisch­er Knopfdruck: Block Leiter Siegfried Offner (im grünen Hemd) löst das Sammeleinf­ahren der Steuerstäb­e aus, wo durch Block B des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen am Silvestert­ag abgeschalt­et wird.
Foto: Tobias Schmidt, KGG Ein historisch­er Knopfdruck: Block Leiter Siegfried Offner (im grünen Hemd) löst das Sammeleinf­ahren der Steuerstäb­e aus, wo durch Block B des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen am Silvestert­ag abgeschalt­et wird.

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