Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Um 0.39 Uhr war Lia Marie da
Aktion Die Neujahrsbabys hatten es eilig: Um neun Uhr waren schon sechs Kinder auf der Welt. Ein Mädchen machte kurz nach Mitternacht den Anfang. Als später Jad geboren wurde, weinte eine ganze Familie
Es ist ein wunderbarer Blick von dort oben, im Josefinum, hinaus auf die Stadt. In der Silvesternacht konnte Vanessa Müller (28) von dort aus das Feuerwerk sehen – und doch nicht ganz gedanklich dabei sein. Ihre Tochter Lia Marie hatte sich die Stunden vorher mit Wehen und einem Blasensprung angekündigt. Nur 39 Minuten nach Mitternacht kam sie auf die Welt – das erste Augsburger Neujahrsbaby, 55 Zentimeter lang und 4150 Gramm schwer. Auffallend in diesem neuen Jahr: Schon vor neun Uhr morgens waren sechs Babys auf der Welt, die einen im Josefinum, die anderen im Klinikum nach dem Jahreswechsel geboren. Die AZ hat die ersten drei Babys besucht und ihnen einen Gutschein überbracht.
Für Vanessa Müller (28) und ihren Mann, die im Augsburger Stadtteil Kriegshaber leben, ist Lia Marie das zweite Kind. Ihr zweieinhalbjähriger Bruder Lukas hat sich schon sehr auf sein Schwesterchen gefreut. Den Silvesternachmittag hat die Familie noch in einem Spielepark verbracht, als die Mutter schon erste Wehen spürte. Am Abend war klar, dass die Geburt anstand. „Zunächst haben wir gedacht, Lia Marie kommt vor Mitternacht, aber dann hat es sich doch noch ein wenig hingezogen“, sagt die Mutter. Auch wenn aufregende Stunden hinter ihr liegen, so strahlt ihr Gesicht eine einzige Freude aus. „Es ist unbeschreiblich, dieses ganze Glück!“, sagt sie über ihr Baby: „Was für ein großes Wunder ist doch so ein Kind.“Und: Die Liebe, die sie und ihr Mann nun beiden Kindern schenken können, „teilt sich nicht, sie verdoppelt sich“.
Tief erfüllt von dieser Freude über ihr erstes Kind sind auch Ghada (29) und Amine Kerkeni. Um 6.06 Uhr ist ihr Sohn Jad im Klinikum auf die Welt gekommen – das zweite Augsburger Neujahrsbaby. Für die aus Tunesien stammenden Eltern, die 2014 als Ingenieure nach Augsburg gekommen sind, ist es das erste Kind. Alles haben sie schon seit Wochen zu Hause in Kriegshaber für ihr Kind vorbereitet – bis hin zu Jads ersten Babyanzug mit adretter Fliege, zum freudigen Anlass passend. Auch bei Ghada Kerkeni hatte sich die Geburt schon Stunden vorher angekündigt, sie war schon im Klinikum.
Punkt Mitternacht ist die Fruchtblase gesprungen, doch es sollte doch noch dauern, bis Jad, 52 Zenti- meter groß und 3580 Gramm schwer, um 6.06 Uhr das Licht der Welt erblickte. Weil er sich schwertat, entschied man sich für einen Kaiserschnitt. An ihrem Glück nimmt bei den Kerkenis die ganze Familie teil – und die vielen Freunde. „Mama, Papa, alle haben geweint“, erzählt die Mutter über die ersten Telefonate mit der Familie. Sie werden alle nach Augsburg kommen, um das Kind zu sehen. „Unser Kind soll all die Liebe bekommen, die wir von unseren Eltern bekommen haben“, sagen die Kerkenis, „es soll teilhaben an allem, was die Welt uns schenkt.“Jad, so die Eltern, steht im Arabischen für einen „Stein“, einen „Mann, der Respekt hat“. Zu Respekt und Höflichkeit möchten sie ihren Sohn erziehen.
Auch die Eltern des dritten Neujahrsbabys, Irina (25) und Arthur Kehl aus dem Hochfeld, haben durch die großen Fenster des Josefinums das Silvesterfeuerwerk angeschaut. Und auch nicht damit gerechnet, dass sich ihr Sohn Valentin schon bald ansagte: Um 7.58 Uhr kam er, 51 Zentimeter groß und 3860 Gramm schwer, auf die Welt. Irina Kehl war schon seit wenigen Tagen in der Klinik, weil die Fruchtblase einen Riss bekommen hatte. Jetzt sind sie überglücklich. Ihrem Kind wünschen sie Gesundheit, ein erfülltes Leben und Glück.
Damit dieses nicht schon in den ersten Wochen getrübt wird, kennt es ihre religiös-kulturelle Tradition – sie stammt aus der Ukraine, er aus Kasachstan –, dass man ein Neugeborenes in den ersten Lebenswochen nicht fotografiert. Nicht einmal für die eigenen Verwandten und Freunde. Daher haben wir diesen Wunsch respektiert.
Wenn die Tradition kein Foto erlaubt