Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Junger Mann stürzt in Silvesternacht vom Dach
Bilanz Dieses Jahr gab es in der Innenstadt zum Jahreswechsel keinerlei Ausschreitungen. Die Polizei griff in verstärkter Präsenz konsequent durch. Dennoch kam es zu einigen Zwischenfällen, auch wegen zu viel Alkohols
Die Silvesternacht in Augsburg ist deutlich entspannter verlaufen als im Vorjahr. Diesmal kam es zu keinen gravierenden Ausschreitungen. So lautet die Bilanz der Polizei. Allerdings endete eine Party in Lechhausen mit einem schweren Unfall.
Ein 20 Jahre alter Augsburger feierte den Jahreswechsel mit seinen Freunden in einem Hotel in der Kurt-Schumacher-Straße. Gegen Mitternacht kletterte die Gruppe wohl über die Feuerleiter auf das Dach des Hotels, um dort anzustoßen und dem Feuerwerk zuzuschauen. Da passierte das Unglück. Aus bislang ungeklärter Ursache stürzte der junge Mann ab. Er fiel drei Meter tief auf einen darunter liegenden Balkon. Er war ansprechbar, hatte sich aber schwerwiegende Kopfverletzungen zugezogen. Diese wurden erst bei einer genaueren Untersuchung im Klinikum diagnostiziert. Der Verletzte kam auf die Intensivstation. Lebensgefahr besteht nach Angaben der Polizei derzeit wohl nicht. Die Kripo ermittelt. Nach ersten Erkenntnissen geht die Polizei davon aus, dass „übermäßiger Alkoholgenuss eventuell zum Sturzgeschehen beigetragen hat“, so Polizeisprecher Siegfried Hartmann.
Nach Aggressionen und Gewalt im Vorjahr in der Innenstadt hatte die Polizei ihre Präsenz deutlich erhöht. Zudem war das Feuerwerksverbot ausgeweitet worden. Allerdings hielt sich nicht jeder daran. Die Polizei stellte schon vor Mitter- nacht einige Feuerwerkskörper sicher. Während sich in der Maximilianstraße an Mitternacht viele Menschen aufhielten, die in den Klubs, Bars und Restaurants feierten, trafen sich am Königsplatz kleinere Gruppen von Migranten. Auch dort hatte die Polizei alles unter Kontrolle und nahm manchen Leuten Pyrotechnik ab, die sie am Kö zünden wollten. Das Schießen von Raketen in Menschenmengen blieb dort aus, bis auf einen Fall. Verletzt wurde aber niemand. Der Verantwortliche bekam einen Platzverweis. Ihn erwartet eine Anzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Einsatzkräfte fuhren auch zum Rathaus, wo vereinzelt Raketen über den Platz geschossen wurden. Aufgrund der Polizeipräsenz entspannte sich die Lage schnell. Eine Stunde nach Mitternacht waren die Feiernden, so die Polizei, weitergezogen. Ein Zwischenfall ereignete sich in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in Göggingen. Dort legte ein Unbekannter eine Raketen-Batterie auf die Fahrbahn. Als ein Taxifahrer darüber fuhr, explodierte sie. Ein Reifen platzte, Kühlwasser lief aus. Verletzt wurde niemand, der Sachschaden wird auf rund 1000 Euro geschätzt. Die Polizei ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.
In der Maxstraße bremste sich die Polizei selbst aus. Drei Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei waren kurz vor 23 Uhr unterwegs. Auf Höhe des Herkulesbrunnens bremste das erste Fahrzeug, das zweite auch – das dritte schaffte es nicht mehr rechtzeitig. Bei dem Auffahrunfall schob es seinen Vordermann auf das erste Polizeiauto. Es wurde niemand verletzt. Der Schaden beträgt rund 5500 Euro. Ein Polizeisprecher meint dazu: „Blöd gelaufen.“
Viel zu tun hatten Rettungsdienste und Feuerwehren. Zwischen 22 Uhr und 6.30 Uhr morgens verzeichnete die Integrierte Leiststelle Augsburg 190 vor allem alkoholbedingte Rettungsdiensteinsätze, 33 Brandeinsätze und sechs Einsätze, bei denen technische Hilfe nötig war. Oftmals waren Balkone oder Mülltonnen durch Raketen in Brand geraten. Im Univiertel blieben morgens um halb vier Uhr zwei Menschen in einem Aufzug stecken. In Bergheim brannte eine vier Meter hohe Hecke ab. Ein 45-Jähriger hatte eine größere Rakete aus der Hand abgefeuert. Sie explodierte im Grün. Ein Anwohner wollte mit dem Gartenschlauch löschen, scheiterte aber. Der 45-Jährige erlitt eine Rauchgasvergiftung und musste sich mehrmals übergeben.