Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie war vor 50 Jahren Augsburgs Neujahrsbaby
Porträt Als Kind war Marion Schweiger mit ihrem Geburtstag nicht immer glücklich. Heute genießt sie ihn
Marion Schweiger war schon immer stolz, dass sie an Silvester um Mitternacht Geburtstag hat. Wenn das Feuerwerk am Himmel leuchtet, denkt sie dann gerne, dass das alles für sie ist. Sie ist sicherlich nicht die Einzige, die an einem 1. Januar in Augsburg auf die Welt kam. Aber eines ist dennoch besonders.
Schweiger liest ihre Lokalzeitung gerne abends im Bett. Vor einigen Tagen stieß sie auf unseren Aufruf „Neujahrsbaby gesucht“. Sie wandte sich an unsere Redaktion. Denn Marion Schweiger war vor 50 Jahren das erste Neujahrsbaby in Augsburg. Ihr und ihrer Mutter wurde ein Artikel in der Augsburger Allgemeinen gewidmet. Schweiger hat den Zeitungsausschnitt, den ihre Mutter bis heute aufgehoben hat, mitgebracht. Auf dem Schwarz-WeißFoto ist eine erschöpft, aber glücklich aussehende Mutter mit einem Baby im Arm zu sehen.
„Sie schrie aus Leibeskräften, schaute zwischendurch verächtlich drein und konnte mit den drolligen Grimassen nicht verbergen, dass sie ein reizendes Persönchen ist“, steht da über das damalige Neujahrsbaby, 50 Zentimeter lang und 3250 Gramm schwer, zu lesen. Schweiger muss grinsen. „Es ist tatsächlich manchmal so, dass ich unbewusst kritisch oder böse schaue, aber das gar nicht so meine.“Die Entscheidung, wer am 1. Januar 1968 das erste Neujahrsbaby in Augsburg wird, war knapp. Um 11.25 Uhr erblickte Marion Schweiger im Vincentinum das Licht der Welt. Die Eltern, ein Kraftzeugmechaniker und eine Schuhverkäuferin, bekamen dafür damals einen Gutschein über 100 Mark geschenkt. Das zweite Kind wurde zehn Minuten später im selben Krankenhaus geboren, das dritte Neujahrsbaby kurz nach 12 Uhr. „Witzigerweise waren das dritte Neujahrskind und ich gemeinsam in einer Klasse in St. Ursula“, erzählt Marion Schweiger.
Am Neujahrstag Geburtstag zu haben, empfindet sie nicht als nervig. Ganz im Gegenteil. Für sie ist es etwas Besonderes. „Nur als Kind fühlte ich mich etwas benachteiligt. Es hieß immer, ich bekomme nur noch was Kleines geschenkt, weil ja eben erst Weihnachten war.“Ihren Geburtstag feiert sie immer gerne. „Natürlich kann ich keine Geburtstagsparty machen, es wird immer gleich eine Silvesterparty daraus.“Manchmal lädt sie Gäste auch erst am Neujahrstag ein. „Aber erfahrungsgemäß kommen die Freunde dann tröpfchenweise vorbei, je nachdem wie schlimm der Abend zuvor für sie war. Das kann sehr zäh werden. Und manchmal gibt es dann noch kurzfristig Absagen.“Dieses Mal, an ihrem 50., hat sie mit ihrem Mann in Ruhe hineingefeiert. Im eigenen Haus in Bobingen, wo Marion Schweiger drei Katzen und drei Pferde hat und einen riesigen Garten mit selbstangebautem Gemüse und Obst. Ein Leben in der Stadt kann sich die gebürtige Augsburgerin gar nicht mehr vorstellen.
„Ich mag zwar die Altstadt gerne, aber insgesamt sind es mir zu viele Menschen. Das wäre nichts mehr für mich.“Dennoch blieb sie Augsburg treu. Die jetzt 50-Jährige arbeitet seit 33 Jahren bei Premium Aerotec. Marion Schweiger hat noch einen Artikel aus früheren Zeiten dabei. An ihrem ersten Geburtstag nämlich kam erneut ein AZ-Reporter vorbei. Er schenkte dem kleinen Mädchen einen Plüschhund. „Der Hund saß lange Zeit bei mir auf einem Schrank. Aber ich muss gestehen, dass er mittlerweile auf dem Dachboden ist.“
»Wer das Augsburger Neujahrsbaby 2018 ist, lesen Sie auf Seite 41.