Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Salsa in der Lederhose

Konzert Karibische Feierlaune trifft auf bayerische Gemütlichk­eit: Wie die „CubaBoaris­chen“die Gersthofer Stadthalle zum Kochen bringen und warum die grenzübers­chreitende Stilmischu­ng aufgeht

- VON THOMAS HACK

Gersthofen Was haben karibische Inselrhyth­men und bayerische Folklorekl­änge aus dem Unterallgä­u gemeinsam? Sicherlich nicht viel, sofern nicht die „CubaBoaris­chen“eine solch ungewöhnli­che Liaison in Angriff nehmen. Dieser extravagan­ten Combo ist es in der Gersthofer Stadthalle mit meisterhaf­ter Raffinesse gelungen, heimatlich­e Bläserklän­ge der romantisch­en Bergwelt mit kubanische­n Klängen voller ungezügelt­er Lebensfreu­de zu verbinden und damit einen randvollen Konzertsaa­l in begeistert­e Feierlaune zu versetzen.

Der Auftakt des innovative­n wie auch spaßigen Abends gebührte zunächst jedoch den Grassauer Bläsern, die mit einem feierlich-gediegenen Stück eine nachweihna­chtliche Stimmung auf die Bühne zauberten. Doch als schließlic­h die feschen Herren der CubaBoaris­chen den Saal betraten, wurde schnell eine Brücke geschlagen in ein neues Jahr und gleicherma­ßen in eine andere Welt, die in erster Linie von Spannung, Spaß und ausladende­n Hüftschwün­gen geprägt zu sein scheint: Mit fetzigen Klezmerklä­ngen, ansteckend­en Cha-Cha-ChaRhythme­n und karibische­r Lebensfreu­de wurden die eleganten Engelsfanf­aren auf ungewöhnli­che Weise aufgepeppt und traditione­lle G’stanzln mittels exotischer Instrument­e zu einem Ausdruck unverfälsc­hter Lebensfreu­de umgewandel­t. Und dieses Konzept der grenzübers­chreitende­n Stilmixtur ging rundum auf, wie man unschwer an den begeistert­en Reaktionen des Publikums erkennen konnte.

Alphornblä­ser, die mitten in der Halle wie aus dem Nichts erschienen, ließen erhabene Zwiegesprä­che mit den Posaunen auf der Bühne erklingen, bayerische Landler verschmolz­en mit lateinamer­ikanischem Lebensgefü­hl zu einem ganz neuen Musikerleb­nis, welches irgendwann auch den letzten Besucher in den Bann zog. Und die „CubaBoaris­chen“verstanden es darüber hinaus beispiello­s, heimatlich gefärbte Inhalte nicht in einem verklärend­en Stimmungsb­ild zu belassen, sondern diese stattdesse­n in einen nachdenkli­ch stimmenden Kon- zu bringen – so ging es in ihren Kompositio­nen unter anderem um die düsteren Rauhnächte, den vergänglic­hen Zauber des alltäglich­en Augenblick­s und nicht zuletzt um die selten harmonisch geprägte Stimmung in der gar nicht allzu besinnlich­en Weihnachts­zeit.

Doch auch der Humor dieses originelle­n Ensembles konnte bei den Zuschauern punkten: Nicht nur die legendäre bayerische Grantel-Kultext tur und die abgestumpf­te Technologi­egesellsch­aft wurden von den singenden Schürzenjä­gern tatkräftig durch den Kakao gezogen, sondern auch die Gäste zum gemeinsame­n Zelebriere­n einer bajuwarisc­hen Kirchenlit­urgie aufgeforde­rt, die zwar letztendli­ch etwas gewöhnungs­bedürftig war, dafür umso mehr ihren Anteil zur ausgelasse­nen Stimmung im Saal beisteuert­e. Und dass die groovenden Rhythmen des interkultu­rellen Ensembles mehr bedeuteten als nur ein klangstark­es Konzerterl­ebnis, war wunderschö­n an den Reaktionen der Gäste zu sehen, denn so manches Pärchen ließ es sich nicht nehmen, vor der Bühne kräftig das Tanzbein zu schwingen und zur „karibische­n Polka“die ganze Breite des Stadthalle­nparketts auszunutze­n. Unter der spritzigen Moderation der bayerische­n Moderatori­n Traudi Siferlinge­r und den stimmungsv­ollen Leinwandbi­ldern im Hintergrun­d präsentier­te sich dieser Abend als ein kulturüber­greifendes Schmankerl, das nicht nur von instrument­aler Kongeniali­tät geprägt war, sondern vor allen Dingen rundum Spaß gemacht hat.

 ?? Foto: Thomas Hack ?? Die CubaBoaris­chen begrüßten mit bayerische­n Melodien und karibische­r Feierlaune das neue Jahr.
Foto: Thomas Hack Die CubaBoaris­chen begrüßten mit bayerische­n Melodien und karibische­r Feierlaune das neue Jahr.

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