Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Am Ende jubelt ein Außenseiter
Hallenfußball Wie Kreisliga-Kellerkind TSV Diedorf bei der Vorrunde zur schwäbischen Meisterschaft in der Fischacher Staudenlandhalle die Konkurrenz aus Landesliga und Bezirksliga hinter sich lässt
Fischach Vor knapp einem Jahr standen die Kicker des TSV Diedorf noch etwas bedröppelt in der Fischacher Staudenlandhalle. Gerade eben hatten sie das Finale um die Augsburger Landkreismeisterschaft gegen den TSV Meitingen unglücklich verloren. Doch da der Bezirksligist automatisch für die schwäbischen Titelkämpfe qualifiziert ist, durfte der Kreisligist als Vizemeister nachrücken. Am Freitagabend sorgten die Schützlinge von Trainer Jürgen Fuchs dann für eine Sensation. Als niederklassigster Verein sicherten sich die Schwarz-Gelben die Teilnahme an der Endrunde in Günzburg am 13. Januar. „Unglaublich“, konnte Fuchs nur noch stammeln, nachdem der 1:0-Finalsieg gegen die TG Viktoria Augsburg feststand, den Torhüter Ferdinand Ströhl festgehalten hatte.
Das Erreichen des Halbfinales und ein Aufeinandertreffen mit der TG Viktoria hatte sich der seit zehn Jahren in Diedorf tätige Coach gewünscht. Waren doch vor Saisonbeginn mit André Schäffner, Philipp Harjung zwei Eigengewächse zusammen mit Dennis Czifra zum Augsburger Bezirksligisten gewechselt. Dieser Aderlass hatte den TSV in ein tiefes Loch gestürzt. Lange Zeit zierte man das Tabellenende. ein Wiedersehen mit den ExDiedorfern im Endspiel erfolgen würde, hätte sich der ehemalige Jugend-Nationalspieler nicht träumen lassen. „Wir haben mehr erreicht, als wir uns vorgenommen haben“, war er schon vor dem Anpfiff des Finales stolz auf seine Truppe.
Dass es sogar noch mehr wurde, als man je zu hoffen gewagt hatte, lag in erster Linie an Florian Sandner. Nicht nur, weil der kickende Co-Trainer 20 Sekunden vor Schluss das Goldene Tor erzielte, nachdem sich Maximilian Mayer energisch durchgesetzt und quer gelegt hatte. Wie die Schneeflocken draußen vor der Halle wirbelte Sandner über das Parkett und war schon in den Gruppenspielen gegen den TSV Bobingen (3:3) und den TSV Ziemetshausen (4:1) fünf Mal erfolgreich. Dadurch wurde man sogar Gruppensieger und traf im Halbfinale auf den SV Cosmos Aystetten, der in der Parallelgruppe nur Platz zwei erreicht hatte.
Der ersatzgeschwächte Landesligist legte im diffusen Schummerlicht vor allem gegen die TG Viktoria einen eher unmotivierten Auftritt hin und wurde mit 0:5 förmlich zerpflückt. „Das war wenig ruhmreich“, konstatierte Teammanager Christian Geib, „aber es soll ja rei- chen, wen man ein Spiel gewinnt, um ins Halbfinale zu kommen.“Daran erinnerten sich die Cosmonauten aber erst, nachdem man gegen den TSV Haunstetten 0:2 zurücklag. Vor allem Max Klotz, der mit drei Treffern in Folge den Spieß umdrehte. „Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, bis wir endlich Futsal spielen“, ärgerte sich Alexander Canovic, der für Cheftrainer Marco Löring das Coaching überDass nommen hatte. Ein Fehler von Klotz führte dann nochmals zum 3:3-Ausgleich, der das Aus bedeutet hätte. Doch dann trafen Klotz und Daniel Michl zum 6:3 ins leere Tor, Letzterer sogar aus der eigenen Hälfte.
Das Aystetter Hoch war allerdings nur von kurzer Dauer. Im Halbfinale wurde der Goliath vom David am Ende vorgeführt. Die Schlüsselszenen waren dabei das 2:1 durch Maximilian Mayer, dem ein Stürmerfoul vorausging, und ein klares Handspiel von Nicolas Ott auf der Torlinie, das eigentlich mit Rot und einem Siebenmeter bestraft hätte werden müssen. Nachdem sich Max Klotz aufgrund anhaltender Reklamationen noch die Gelb-Rote Karte einhandelte, ließ sich der SV Cosmos hängen und kam in einem Spiel, das bis zu diesem Zeitpunkt auf Augenhöhe verlaufen war, noch mit 2:7 unter die Räder. Während bei den nur mit sechs Feldspielern angetretenen Aystettern Kraft und Einstellung mehr und mehr flöten gingen, gelang den mit neun Kickern aufgelaufenen Diedorfern einfach alles. „Im Halbfinale werden wir immer um den Sieg gebracht“, sah Marco Löring das Ausscheiden mit Galgenhumor: „In Kissing der Abbruch, diesmal zwei Fehlentscheidungen.“
Sein Diedorfer Kollege Jürgen Fuchs konnte ihm nur eingeschränkt Recht geben: „Natürlich hatten wir etwas Glück gehabt. Aber allein an den Fehlentscheidungen darf man es auch nicht festmachen.“Der Husarenstreich in der Halle sollte dem Kellerkind TSV Diedorf neuen Mut und Motivation im Kampf um den Klassenerhalt verleihen.