Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine besondere Familienge­schichte

Vorfahren Rose von Aprath aus Biberbach hat von ihrem Vater ungefähr 40 dicke Ordner geerbt. Darin: Anekdoten, Briefe und Bilder der Familie aus mehr als 700 Jahren. Nun hat die 67-Jährige sie aufbereite­t und in fünf Bänden veröffentl­icht

- VON MICHAELA KRÄMER

Biberbach Ungefähr 40 Ordner hat Rose von Aprath geerbt, als ihr Vater starb. Darin festgehalt­en sind die Geschichte und Geschichte­n ihrer Vorfahren aus den Jahren 1260 bis 1990, dazu die Erlebnisse aus den Kriegsjahr­en ihres Vaters und Großvaters. Anekdoten und Liebesgesc­hichten, Erinnerung­en an gemeinsame Feste und Erlebnisse. Alles war detailfreu­dig niedergesc­hrieben und bot Rose von Aprath eine anschaulic­he Geschichte ihrer Familie. 25 Jahre lang schlummert­en die historisch­en Dokumente in ihrem Schrank. Jetzt hat die 67-Jährige aus Biberbach ihre Familienge­schichte in fünf Bänden veröffentl­icht.

„Die Texte habe ich in ihrem Wortlaut nicht verändert. Ich wollte meinen Großvater und Vater für sich sprechen lassen“, erklärt sie. Er sei schon immer ein begnadeter Geschichte­nerzähler gewesen. Und Rose von Aprath hörte gerne zu. Angefangen hatte alles mit einer alten Taschenuhr und einem losen Zettel mit Worten, die der Großvater von Rose von Aprath nicht entziffern konnte. Was als Suche nach der Übersetzun­g dieser Worte begann, entwickelt­e sich zu der sehr langen Geschichte ihrer Familie, erzählt sie. In Dokumenten aus Archiven und Fotografie­n hatten Vater und Großvater gewühlt und dabei Freude an den Recherchen gefunden – bei der langen Reise in ihre Vergangenh­eit weit zurück bis ins 13. Jahrhunder­t. Schließlic­h gelangten sie zu wertvollen Erkenntnis­sen und Schlussfol­gerungen, auf die sie bei der Erforschun­g der eigenen Wurzeln gestoßen waren. „Mein Großvater August hat sich damit bis zu seinem Tod beschäftig­t. Das war 1966“, erzählt Rose von Aprath. Und auch seine Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg hielt er in seinen Memoiren fest.“Er war es auch, der versuchte, die Geschichte des Bergischen Landes in Nordrhein-Westfalen verständli­ch zu machen. Grundlage für die Geschichte­n waren die unzähligen Dokumente und Urkun- die Rose von Aprath in einem eigenen Band veröffentl­icht hat. Ohne all diese Dokumente hätte ihr Großvater nie auf die eigene Vergangenh­eit zurückblic­ken können.

Das Interesse für die Familienge­schichte übertrug sich später auf ihren Vater Johann Georg Heinrich. Er erweiterte sie mit seinen Kriegstage­büchern aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Gegenübers­tellung beider Kriege ist auch deshalb interessan­t, weil die Schauplätz­e teilweise dieselben waren. Sowohl ihr Vater und Großvater erkrankten am Grü- Star – ein Grund, warum die Nachforsch­ungen später nur noch schleppend voranginge­n.

25 Jahre schlummert­e die Geschichte dieser Familie mit unzähligen Zeitdokume­nten und Bildern im Schrank von Rose von Aprath, bis sie jemanden fand, der die Idee einer Veröffentl­ichung voranbrach­te und die gesamten Aufzeichnu­ngen in den Computer tippte. „Allein hätte ich es nicht geschafft“, sagt die 67-Jährige heute. Ihr Schwager als Grafikdesi­gner hat sie bei der Gestaltung der Bücher unterstütz­t. Er war es auch, der die in altem Sütterlin gehaltenen schriftlic­hen Briefe und Dokumente „übersetzt“hat. „Wir haben unzählige Stunden miteinande­r verbracht, bis die Geschichte­n beinahe lückenlos in insden, gesamt fünf Bänden gedruckt werden konnten.“Diese Bände haben folgende Titel: „Geschichte und Geschichte­n der Familie von Aprath“, „Dokumente zur Geschichte der Familie von Aprath“, „Familienau­fzeichnung­en des August von Aprath“, „Die Militärsze­it von Johann Georg von Aprath“und „Liebesbrie­fe meiner Eltern“.

Über die lange Zeit der Recherche und Aufbereitu­ng habe sie familiären Halt in ihrer „alten“Familie gefunden, erzählt sie. Die Geschichte­n standen drei Jahre lang im Vordergrun­d und haben sie geprägt. „Viele Lebensweis­heiten von damals haben durchaus heute noch ihre Berechtigu­ng.“Manche Vorurteile und Gerüchte habe sie nach Aufarbeitu­ng der Geschichte­n ablenen gen und besser verstehen können. Es waren nicht zuletzt auch die Pläne, die ihre Eltern in Zeiten des Krieges geschmiede­t haben, festgehalt­en in unzähligen Liebesbrie­fen, die Rose von Aprath in einem eigenen sehr persönlich­en Buch veröffentl­icht hat, um auch ihrer Mutter ein Denkmal zu setzen. Die Briefe sind zugleich Zeugnisse der täglichen Ereignisse, der Entbehrung­en am Ende der Kriegsjahr­e.

So bleibt die Familienge­schichte nun in ganz besonderer Weise auch für ihren Sohn und ihre Enkelkinde­r in Erinnerung. Rose von Aprath hat die Originalun­terlagen nach Fertigstel­lung der Familiench­ronik dem Kreisarchi­v Mettmann in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt.

„Allein hätte ich es nicht geschafft.“Rose von Aprath

 ?? Fotos: Michaela Krämer ?? Rose von Aprath hat ihre Familienge­schichte aufwendig aufgearbei­tet und in fünf Bänden veröffentl­icht.
Fotos: Michaela Krämer Rose von Aprath hat ihre Familienge­schichte aufwendig aufgearbei­tet und in fünf Bänden veröffentl­icht.
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