Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Steigende Baupreise machen dem Zoo Sorgen
Tiere Der Anbau ans moderne Giraffenhaus wurde deutlich teurer als ursprünglich geplant. Wird die Millioneninvestition fürs neue Elefantenhaus im Kostenrahmen bleiben?
Viele Zoobesucher fragen sich: Wann bekommen die Augsburger Elefanten Targa und Burma wieder Gesellschaft? Die Antwort lautet: Erst, wenn das neue Elefantenhaus steht. Es ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Zoos und geht in eine entscheidende Phase. Ende Januar werden die Aufträge ausgeschrieben. Noch hofft Direktorin Barbara Jantschke, dass der Kostenrahmen von sechs Millionen Euro eingehalten werden kann. Doch wegen des anhaltenden Immobilienbooms steigen allgemein die Baupreise. Das macht sich im Zoo schon an anderer Stelle bemerkbar.
Beim Projekt für die Elefanten drängt die Zeit nicht nur wegen der Baukonjunktur. Von der früheren Augsburger Herde sind nur noch die beiden „Omas“Targa und Burma übrig. Targa ist mit 62 Jahren so betagt, dass sie kaum mehr Zähne hat. Sie muss gehäckseltes Heu und gekochtes Gemüse als Spezialkost bekommen, damit die Verdauung noch funktioniert. Targa gilt als einer der ältesten Zooelefanten der Welt. Jüngere Artgenossen können bislang nicht mehr nach Augsburg geholt werden. Das geht erst dann, wenn eine neue und größere Elefantenanlage gebaut ist, die moderne Anforderungen an die Haltung der Tiere erfüllt. Auch die Pfleger sollen beim Kontakt mit den Tieren künftig besser geschützt werden.
Zwar soll das neue Augsburger Elefantenhaus längst nicht so teuer werden, wie Modernisierungen in anderen Zoos, etwa in München Hellabrunn. Die notwendigen Investitionen haben im Vorfeld trotzdem für politische Debatten gesorgt. Barbara Jantschke musste eine abgespeckte Planung mit belastbaren Zahlen vorlegen. Erst danach genehmigte der Stadtrat Ende 2016 eine Investitionshilfe von zwei Millionen Euro.
Das große Problem ist, dass der städtische Zoo dieses Großprojekt nicht aus eigenen Mitteln stemmen kann. Er benötigt nicht nur Gelder von der Stadt, sondern auch von Spendern und Sponsoren und muss zusätzlich ein Darlehen aufnehmen. Deshalb dürfen die geplanten Baukosten nicht aus dem Ruder laufen. Ob die bisherigen Schätzungen eingehalten werden können, wird sich aber erst zeigen, wenn die Ausschreibung für den Rohbau Ende Januar erfolgt und dann die Angebote von Baufirmen eingehen. Noch hofft die Direktorin, dass die Preise nicht zu sehr steigen werden.
„Ich freue mich aber auch sehr, dass unsere Spendenkampagne gut läuft“, sagt Jantschke. Um finanziell auf der sicheren Seite zu sein, will der Zoo viele Drittmittel einwerben. Dafür hat man inzwischen auch ein Callcenter eingeschaltet, das sich speziell an Unternehmen wendet. Firmen bekommen verschiedene Angebote, wie sie sich als Sponsoren fürs Elefantenhaus präsentieren können – angefangen beim Logo auf der Bautafel über Kontingente für Eintrittskarten bis hin zur Namensgebung fürs Elefantenhaus. Letztere soll ähnlich funktionieren wie bei der WWK-Arena. Für die Elefantenanlage müsste eine Firma 500 000 Euro springen lassen.
Mit dem Neubau wollen der Zoo und sein Förderverein nun möglichst schnell weiterkommen. Der Bauantrag bei der Stadt ist gestellt. Nach der aktuellen Planung ist Spatenstich Mitte April und Fertigstellung Ende 2019. Das neue Gehege ist mit 7000 Quadratmetern mehr als viermal so groß wie das alte. Die bestehende Anlage soll in den früheren Bereich der Bisons und Barasingha-Hirsche erweitert werden. Die Elefanten bekommen dort einen Auslauf mit weichem, sandigem Untergrund, Badeteich und weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten.
Bei einem anderen Projekt im Zoo haben sich steigende Preise in der Baubranche bereits ausgewirkt. Der Anbau ans Giraffenhaus wird rund 220 000 Euro teurer als nach ersten Schätzungen vorgesehen. Die Kosten liegen nun bei 970 000 Euro. Jantschke zufolge gingen nicht nur die Baupreise nach oben, es wurden auch noch zusätzliche Wünsche von Pflegern erfüllt. Beispielsweise wurde die Ladezone am Gebäude für den Giraffentransport verbessert. Wegen der Größe der Tiere ist er nicht ganz einfach.
Auch das Augsburger Giraffenhaus brauchte eine Modernisierung, um moderne Anforderungen an die Haltung der Tiere zu erfüllen. Es hat eine zusätzliche Halle bekommen, in der die Giraffen bei schlechtem Wetter und Kälte Auslauf haben. Bei Schnee und Eis ist es im Freien zu rutschig für die großen Tiere. Sie könnten sich verletzen. Laut Jantschke soll der Umbau, der aus dem Zoohaushalt finanziert wird, bis Ostern fertig sein. Dann werden nach drei Jahren Pause wieder Giraffen auf dem Afrika-Panorama zu sehen sein. Geplant ist, eine Gruppe von drei Weibchen aus verschiedenen Unterarten nach Augsburg zu holen.
Ein drittes Bauvorhaben ist das Überwinterungshaus für Flamingos. Auch dieser Neubau für 270 000 Euro aus dem Zoo-Etat ist weit fortgeschritten und soll im Frühjahr bezugsfertig sein. Bis dahin werden 28 neue Rosa Flamingos nach Augsburg kommen. Der Zoo will künftig nur noch diese Art halten, um bessere Erfolge in der Nachzucht zu haben. „Flamingos sind Koloniebrüter mit Gruppenbalz“, sagt Jantschke. Je mehr es sind, desto besser sind die Chancen auf Nachwuchs. Geplant ist deshalb auch ein Trick. Die Flamingos sollen eine verspiegelte Scheibe bekommen. Dann denken sie, dass sie mehr sind. »Kommentar
Die nötigen Investitionen sorgten für Debatten