Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die stürmische Burglind reißt viele Bäume um

Unwetter Viele Feuerwehre­n müssen Schäden durch Sturmtief beseitigen. Zwei Autofahrer­innen haben Pech

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Nicht als holdes Fräulein, sondern als temperamen­tvolle Dame stürmte gestern Burglind über das Augsburger Land. So hieß das Sturmtief, das den ganzen Tag die Feuerwehre­n in Atem hielt: Vor allem umgestürzt­e Bäume beschäftig­ten die Freiwillig­en. Dass sie reihenweis­e fielen, hatte nicht nur mit der Kraft der Böen zu tun. „Es ist einfach zu nass“, sagte Hausbesitz­er Heinrich Gebele, in dessen Garten in Gersthofen eine Fichte mit Geschichte gefällt wurde. Mit ihr hatte er vor 28 Jahren Hebauf in der Friedrich-Ebert-Straße gefeiert. Aus der kleinen Fichte von damals wurde ein stattliche­r Baum, der gestern Vormittag bedrohlich in Schieflage geriet – und deshalb fallen musste.

Am meisten Arbeit machten den Feuerwehre­n entwurzelt­e Bäume: Bei Horgau, zwischen Biburg und Rommelsrie­d, Welden oder auch Wollbach sorgten sie für Behinderun­gen. Eine Autofahrer­in hatte frühmorgen­s Pech: Sie prallte bei Welden gegen eine umgestürzt­e Fichte, die sie offenbar zu spät erkannt hatte. Pech auch für eine Frau in Zusmarshau­sen: Ein Altkleider­container auf dem Parkplatz eines Discounter­s kippte auf ihren Wagen, was einen Blechschad­en von rund 1500 Euro verursacht­e.

Glück hatte dagegen der Besitzer eines BMW, der in der Kolpingstr­aße abgestellt war: Ein Baum lag mit seiner buschigen Krone auf der Motorhaube – wie sich herausstel­lte, hatte ein Gartenzaun den Sturz abgefangen und so einen größeren Schaden verhindert. Glück auch im Industrieg­ebiet Nord in Gersthofen: Rechtzeiti­g sicherte die Feuerwehr einen etwa zwei Meter hohen Abluftscha­cht auf dem Flachdach einer Werkstatt. Das Sturmtief hatte ihn zur Seite gedrückt. Hätte ihn Burglind mitgerisse­n, wäre er aus großer Höhe herabgestü­rzt. Apropos stürzen: Vermutlich stärkere Äste auf Leitungen waren es, die im westlichen Landkreis für einen Stromausfa­ll gesorgt hatten. In Welden, Emersacker sowie in Teilen von Kruichen, Streitheim und Auerbach gingen nach Informatio­n der LEW um 8.40 Uhr für zwei Minuten die Lichter aus. Ganz hell wurde es wiederum im Bereich Neusäß: Dort sorgte die durchziehe­nde Kaltfront um 9.51 Uhr für einen Blitz, den Meteorolog­e Klaus Hager registrier­te.

Der Neusässer war Leiter der geophysika­lischen Beratungss­telle des Jagdbomber­geschwader­s 32 auf dem Lechfeld und Mitglied mehrerer, auch internatio­naler meteorolog­ischer Gesellscha­ften. In seinem Garten auf dem Kobel betreibt er seit mehreren Jahrzehnte­n eine nach amtlichen Vorgaben ausgestatt­ete Klimastati­on für die Messung der Lufttemper­atur und des Niederschl­ags. Hager weiß auch, warum das Sturmtief Burglind heißt. Der Name ist keine Erfindung, sondern geht auf eine Wetterpate­nschaft zurück. „Jeder kann Namensgebe­r für die Druckgebie­te werden, die das Wetter beeinfluss­en“, sagt Hager. Über den Verein Berliner Wetterkart­e und das Meteorolog­ische Institut der FU Berlin sind mehrere Arten von Patenschaf­ten möglich. Das „Taufdatum“ist dann von den Wettergesc­hehnissen abhängig und daher nicht im Vorhinein bestimmbar. Weil erfahrungs­gemäß im Jahr etwa 50 bis 60 Hochs und 130 bis 150 Tiefs getauft werden, ist Geduld angesagt. „Es gibt schon einen gewissen Vorlauf“, sagt Klaus Hager.

Namenspate­nschaften haben übrigens ihren Preis: Im Direkterwe­rb kosten sie 299 Euro für ein Hoch und 199 Euro für ein Tief. Das hängt laut Meteorolog­ie-Institut mit der Lebensdaue­r zusammen: Hochdruckg­ebiete bestehen länger und bleiben daher auch länger auf den Wetterkart­en. Die nächsten Tiefs heißen Christine und Dora. Und Adam, Borchert und Christian sollen für besseres Wetter sorgen.

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