Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die stürmische Burglind reißt viele Bäume um
Unwetter Viele Feuerwehren müssen Schäden durch Sturmtief beseitigen. Zwei Autofahrerinnen haben Pech
Landkreis Augsburg Nicht als holdes Fräulein, sondern als temperamentvolle Dame stürmte gestern Burglind über das Augsburger Land. So hieß das Sturmtief, das den ganzen Tag die Feuerwehren in Atem hielt: Vor allem umgestürzte Bäume beschäftigten die Freiwilligen. Dass sie reihenweise fielen, hatte nicht nur mit der Kraft der Böen zu tun. „Es ist einfach zu nass“, sagte Hausbesitzer Heinrich Gebele, in dessen Garten in Gersthofen eine Fichte mit Geschichte gefällt wurde. Mit ihr hatte er vor 28 Jahren Hebauf in der Friedrich-Ebert-Straße gefeiert. Aus der kleinen Fichte von damals wurde ein stattlicher Baum, der gestern Vormittag bedrohlich in Schieflage geriet – und deshalb fallen musste.
Am meisten Arbeit machten den Feuerwehren entwurzelte Bäume: Bei Horgau, zwischen Biburg und Rommelsried, Welden oder auch Wollbach sorgten sie für Behinderungen. Eine Autofahrerin hatte frühmorgens Pech: Sie prallte bei Welden gegen eine umgestürzte Fichte, die sie offenbar zu spät erkannt hatte. Pech auch für eine Frau in Zusmarshausen: Ein Altkleidercontainer auf dem Parkplatz eines Discounters kippte auf ihren Wagen, was einen Blechschaden von rund 1500 Euro verursachte.
Glück hatte dagegen der Besitzer eines BMW, der in der Kolpingstraße abgestellt war: Ein Baum lag mit seiner buschigen Krone auf der Motorhaube – wie sich herausstellte, hatte ein Gartenzaun den Sturz abgefangen und so einen größeren Schaden verhindert. Glück auch im Industriegebiet Nord in Gersthofen: Rechtzeitig sicherte die Feuerwehr einen etwa zwei Meter hohen Abluftschacht auf dem Flachdach einer Werkstatt. Das Sturmtief hatte ihn zur Seite gedrückt. Hätte ihn Burglind mitgerissen, wäre er aus großer Höhe herabgestürzt. Apropos stürzen: Vermutlich stärkere Äste auf Leitungen waren es, die im westlichen Landkreis für einen Stromausfall gesorgt hatten. In Welden, Emersacker sowie in Teilen von Kruichen, Streitheim und Auerbach gingen nach Information der LEW um 8.40 Uhr für zwei Minuten die Lichter aus. Ganz hell wurde es wiederum im Bereich Neusäß: Dort sorgte die durchziehende Kaltfront um 9.51 Uhr für einen Blitz, den Meteorologe Klaus Hager registrierte.
Der Neusässer war Leiter der geophysikalischen Beratungsstelle des Jagdbombergeschwaders 32 auf dem Lechfeld und Mitglied mehrerer, auch internationaler meteorologischer Gesellschaften. In seinem Garten auf dem Kobel betreibt er seit mehreren Jahrzehnten eine nach amtlichen Vorgaben ausgestattete Klimastation für die Messung der Lufttemperatur und des Niederschlags. Hager weiß auch, warum das Sturmtief Burglind heißt. Der Name ist keine Erfindung, sondern geht auf eine Wetterpatenschaft zurück. „Jeder kann Namensgeber für die Druckgebiete werden, die das Wetter beeinflussen“, sagt Hager. Über den Verein Berliner Wetterkarte und das Meteorologische Institut der FU Berlin sind mehrere Arten von Patenschaften möglich. Das „Taufdatum“ist dann von den Wettergeschehnissen abhängig und daher nicht im Vorhinein bestimmbar. Weil erfahrungsgemäß im Jahr etwa 50 bis 60 Hochs und 130 bis 150 Tiefs getauft werden, ist Geduld angesagt. „Es gibt schon einen gewissen Vorlauf“, sagt Klaus Hager.
Namenspatenschaften haben übrigens ihren Preis: Im Direkterwerb kosten sie 299 Euro für ein Hoch und 199 Euro für ein Tief. Das hängt laut Meteorologie-Institut mit der Lebensdauer zusammen: Hochdruckgebiete bestehen länger und bleiben daher auch länger auf den Wetterkarten. Die nächsten Tiefs heißen Christine und Dora. Und Adam, Borchert und Christian sollen für besseres Wetter sorgen.