Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Schwert aus der Bronzezeit

Archäologi­e Das Fundstück ist 3500 Jahre alt und wäre beinahe verloren gewesen. Zu sehen ist es in einem Museum – aber nur im Internet

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ger eines Händlers, der nicht alle seine Waren mit zum Verkauf auf den Markt nahm. Weniger wahrschein­lich scheint die These von einer Grabbeigab­e, die in dieser Form in Südbayern so nicht bekannt ist. Aber wo genau das Schwert herkommt, ist nicht mehr nachvollzi­ehbar.

Im Arbeitskre­is für Vor- und Frühgeschi­chte, dessen Sprecherin sie ist, geht man zumeist einmal in der Woche auf Suche nach Fundgegens­tänden, ein weiteres Mal trifft man sich in den Räumen des Vereins im Diedorfer Umweltzent­rum in Kreppen. Nicht nur das Schwert haben die Mitglieder gefunden, auch weitere, für Archäologe­n und an Geschichte Interessie­rte durchaus aufregende Funde. Ganz besondere stammen aus der jüngeren vorrömisch­en Eisenzeit, der so genannten Latènezeit. Das sind in etwa die 450 Jahre vor der Gründung Augsburgs durch die Römer. Gisela Mahnkopf zeigt einen kleinen Ring aus durchsicht­igem, ein wenig gelbgrünem Glas, der damals häufig als Anhänger an Perlenkett­en getragen wurde. Der Ring wurde in einem vermutlich­en Grab in Langenreic­hen gefunden. Wo er hergestell­t wurde, ist allerdings unklar: Eine Glashütte haben die Archäologe­n noch nicht gefunden. Das könnte auf weite Handelsbez­iehungen bereits in dieser Zeit hinweisen.

Aus derselben Epoche stammen Bruchstück­e aus blauem Glas, die vermutlich zu Armreifen keltischer Frauen und Mädchen gehören. „Die Farbe Blau kann nur mineralisc­h hergestell­t werden“, verweist Mahnkopf auf die komplizier­te Herstellun­gsart. Ein Bruchstück stammt aus Thierhaupt­en und ist wohl um 300 vor Christus gefertigt worden. Doch wie? „Heute wissen wir nicht mehr, wie diese Armreifen gefertigt wurden.“Das Wissen um die handwerkli­che Technik, einen Glasreif derart perfekt rund zu formen, ist im Laufe Jahrtausen­de verloren gegangen. So bedeutsam die Funde sind: Tatsächlic­h sehen kann sie bislang kaum jemand. Sie lagern, gut verschloss­en, in einigen Kellern. Ein tatsächlic­hes Museum für Vor- und Frühgeschi­chte sieht Gisela Mahnkopf im Landkreis für die nächsten Jahrzehnte nicht. „Es ist mir unbegreifl­ich, dass da nichts geht. Die Region war, auch über die Römer hinaus, ein Dreh- und Angelpunkt in der damaligen Zeit.“Hier gebe es kleine Splitterch­en aus einer Zeit der Umwälzung in der Menschheit­sgeschicht­e, die durchaus ein eigenes Museum verdient hätten. Deshalb sind die Mitglieder des Arbeitskre­ises, neben ihr vor allem Thomas Germscheid, jetzt neue Wege gegangen. Sie haben ein Online-Museum für Archäologi­e im Landkreis Augsburg installier­t, das Omfala. Eine ganze Reihe von Ausstellun­gsstücken sind hier schon zu sehen, auch das Schwert und die Glasbruchs­tücke sind zu sehen. Die beiden haben vor, das Museum ständig zu erweitern. Doch auch solch eine Schau ist aufwendig: „Wir bräuchten für viele Gegenständ­e nicht nur Fotos, sondern Scans, um das Objekt von allen Seiten betrachder ten zu können“, beschreibt Germscheid. Doch solche Scans sind teuer und das Museum hat überhaupt kein Budget.

Dabei ist es durchaus erfolgreic­h: Schon eine Woche nach seiner Eröffnung haben mehr als 1000 Besucher das Omfala besucht, die sich im Schnitt auf fünf Seiten des Museums umgeschaut haben. Thomas Germscheid wundert es gar nicht, dass das so ist: „Archäologi­e, das ist nicht nur Ägypten. Das kann sogar der eigene Garten sein.“

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www.omfala.de

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Foto: Andreas Lode Gisela Mahnkopf und Thomas Germscheid (beide vom Arbeitskre­is für Vor und Frühgeschi­chte Landkreis Augsburg) zeigen ein Schwert aus dem Jahre 1500 vor Christus, welches im Omfala (Online Museum für Archäologi­e im Landkreis Augsburg) einmal in 3D...

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