Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die geschrumpfte Welt von Wertingen
Leidenschaft Die ehemalige Lehrerin Ute Schäfer beschäftigt sich gern mit der Einrichtung von Puppenstuben. Hinter einer filigranen Werkstatt steckt eine besondere Geschichte
jedes Teilchen in die Hand nehmen, es spüren und sehen und erst dann entscheiden, ob es in ihre Sammlung passt. An der detailgetreuen Nachbildung einer Bibliothek habe sie mit besonders großer Freude gefeilt und gearbeitet. Wohl auch, weil sie ihre große Leidenschaft für Bücher widerspiegelt. „Da hängt mein Herz dran“, gibt sie offen zu. Die Holzdielen fand sie einst im Wühlkorb eines Bastelgeschäfts. Noch wartet in der Miniatur-Bibliothek viel Arbeit auf die 73-Jährige: Bis die winzigen Regale mit Büchern gefüllt sind, bedarf es einiger Fleißarbeit und Geschicklichkeitsübung. Muße für derartige Geduldsarbeit findet die Wertingerin gerade jetzt zwischen den Jahren.
Ihre Sammlung hat Ute Schäfer erstmals beim Adventsmarkt in der Wertinger Kunstschule Kuk vorgestellt. Die Resonanz auf die Miniaturwelt habe sie überrascht und gefreut. Zeigte sie doch, dass die Faszination für Puppenstuben ungebrochen ist. Das zweistöckige Puppenhaus bildet ebenfalls die Wirklichkeit ab: Puppenküche, Bad, Schlaf- und Kinderzimmer sind mit allem ausgestattet, was das reale Leben benötigt. Vielteilige Kochgeschirre, Essbestecke und richtig gehende Öfen sollten früher die kleinen Mädchen auf das spätere Leben vorbereiten. Selbst im winzig kleinen Nähzimmer stehen eine funktionstüchtige gusseiserne Nähmaschine mit Fadenspule sowie eine Anziehpuppe mit Maßband. Die kleine Welt entspricht der großen im Maßstab 1:10 oder 1:12.
Nostalgisch wirkt die Mini-Werkstatt in einer über hundert Jahre alten Schublade, an der Griff und Beschläge belassen worden sind. Schäfer erinnert sich: „Die Schublade stammt aus der Werkstatt meines Großvaters und war Teil eines Werkzeugkastens.“Kaum zu fassen sind die MiniWerkzeuge – Maurerkellen, Sägen, Hämmer, Hobel und Schraubenschlüssel. Weitere Schätze schlummern im Keller von Ute Schäfer: „Irgendwann hole ich sie raus und richte damit einen Kolonialladen ein.“